Themabewertung:
  • 1 Bewertung(en) - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
SABA 350 W
#21
Hallo Freunde,

das nächste in Arbeit befindliche Radio konnte fertig gestellt werden. Der reparierende des Gerätes vor mir hatte einige Kondensatoren gewechselt. Das Gerät spielte nach einigen kleineren Maßnahmen wieder. Aber es gefiel mir so noch gar nicht.

Die Wiedergabe, nachdem ich Martin's Lautsprecher eingebaut hatte, war schon gut. Aber noch nicht so, wie man das erwarten sollte. Das Gerät war zwar schon recht empfindlich. Man merkte aber, dass die Trennschärfe des Gerätes im oberen Frequenzband nicht so toll war. Außerdem setzte an  manchen Stellen auf der Skala die Rückkopplung, selbst bei ganz zurück gedrehtem Poti, ein.

Diesen Mängel wollte ich noch einmal auf den Grund gehen. Dass der Klang nicht so ganz zufriedenstellend war, lag an den zahlreichen NF-Kondensatoren, die noch im Urzustand waren. Es handelte sich um Kondensatoren in der Klangblende und in der Gegenkopplung. Hier wurden die schwarzen Kondensatoren von Volker's "Antikradio" benutzt. SABA hatte hier bereits zu einem großen Teil die gelben Siemens-Kondensatoren mit aufgedruckter SABA-Bestell-Nr. verwendet. Die hülsen sind teilweise so dünn, dass man hier schlecht Neuware verstecken konnte. Außerdem waren schon viele Kondensatoren ausgetauscht, dass man kein einheitliches Bild mehr herstellen konnte.

In dem Gerät befinden sich auch dickere Kondensatoren. Sie wurden mit Schellen befestigt. Ich kneife in solchen Fällen dann einfach nur die Zuleitungsdrähte ab. Die neuen Kondensatoren wurden separat verlötet. Leider hatte mein Vorgänger die ersetzten Kondensatoren entfernt. Deshalb sind unter dem Drehko 2 leere Schellen. Diese können nicht entfernt werden, weil die Schrauben von oben durch den Drehko nicht zugänglich sind.

Die beiden Elko's waren ursprünglich nass-Elko's. Man kann bei diesen - mit viel Glück - die oberen Kappen abheben. Meist klappt das aber nicht.
So war es hier wohl auch. Eine Kappe wurde gewaltsam vom Elko gerissen. Dieser wurde ersetzt.

Wie macht man das richtig - vor allem wenn die Kappen fest sitzen? Leider habe ich davon keine Bilder gemacht. Ich versuche das so zu beschreiben.
Man schneidet mit dem Dremel einige mm unterhalb der Abdeckkappe den Elko auf. Vorsicht!! Große Sauerei!. Jetzt hat man in der Kappe das Oberteil vom Elko stecken. Dieses mit einem kleinen Seitenschneider aus der Kappe heraus pellen. Den Anschluß unten ausbohren. Nun kann man die zwei Anschlußdrähte der neuen Elkos von unten nach außen führen. nun wird das Gehäuse oben etwas geglättet und die Kappe mit 2-k Metallkleber wieder aufgesetzt.

Nun noch etwas zu besagten HF-Mängeln. Zunächst sind die meisten der HF-Kondensatoren zu ersetzen. Ich habe kleiner Kapazitäten an unbedenklichen Stellen original belassen.

Bei meinem Radio ließ sich die Rückkopplung dann wieder einwandfrei betätigen. Allerdings, wie ich schon schrieb, war die Trennschärfe im oberen Bereich noch nicht so toll.

Es muss ja jetzt etwas nach abgeglichen werden. Der obere MW-Bereich wird ja mit 3 Quetschern abgeglichen. Niemals die Rückkopplung ganz zurück nehmen. Etwas sollte sie schon angezogen sein. Nun wird auf ca. 1200 KHZ ein Sender (Abends) eingestellt. Oder man verwendet den Meßsender. Sehr schwach einstellen! Jetzt die 3 Quetscher nacheinander sehr vorsichtig nachregeln, bis die höchste Trennschärfe entsteht.

Sehr wichtig: Die Spulenkerne sind hier fest gelegt. Verdrehen zwecklos! Nichts versuchen. Es hilt alles nichts! Durch gewaltsames Verdrehen brechen die Spulenkerne.

Hier in meinem Falle waren die niedrigen Frequenzen einwandfrei zu empfangen. Wäre dies nicht der Fall, dann hätte ich damit leben müssen.

Was kann nun das Gerät? Nach diesen Nachbesserungen hat das Radio einen tadellosen Empfang und eine tolle, basslastige Wiedergabe. Die Trennschärfe ist so, wie man das von einem moderneren Dreikreiser erwartet.

Wird hier die Rückkpopplung weit zurück genommen ist die Wiedergabe so gut, dass man mit einem guten Modulator am Tage fast UKW-Qualität hat.

Das Projekt SABA 350 W hat mir großen spaß gemacht. Das Gerät ist sehr interessant. @ Martin: Also, Martin, das Radio solltest Du mal bei günstiger Gelegenheit überholen. Es lohnt sich.

Hier leider zum Schluß - das Schaltbild

   

Das ist das Chassis von unten. Links die dicken abgeschnittenen Kondensatoren. Ich freue mich immer. die schwarzen Kondensatoren stören die Gesamtoptik überhaupt nicht.

   

Der ausgebaute, zerdrückte, zu kurze Elko

   

Hier sitzt der von mir gefertigte Elko links

   

Abschlußbilder werde ich euch dann noch zeigen.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
Zitieren
#22
Was ich über dieses Model gelesen habe und was man mir erzählt hat, ist das ein sehr spezielles Gerät. SABA 350 war der ständiger Begleiter der mobilen Kriegsreportagen in improvisierten Kinos oder gar im Freien. Also es deutet auf sehr klare Endstufe. Außerdem wie bereits am Anfang erwähnt die Besonderheit war die Gegenkopplung - auch für mobile Propaganda Zwecke beliebtes Gerät.
Ich erwarte dabei nicht so bombastische Selektivität, obwohl für den letzten vorkriegs - Dreikreiser soll das kein Problem seln, eher bin ich interessiert wie klar und sauber der Ton bei Ortssender ( heute Heimsender) ist. Andreas, du hast es erwähnt, aber irgendwie nicht so strahlend von Begeisterung. Ich habe das Nachfolgemodel - SABA 355 der in der Kriegszeiten (39-40) gebaut wurde und ein Super ist Frontpaneel 1:1 gleich.. Bin gespannt morgen, wenn ich Dein Radio höre, ob ich den Unterschied mir merken kann.
Sonst - klar warte auf Bilder von dem Gehäuse.
Gruß,
Ivan
Zitieren
#23
Gelungener Bericht, der mir sehr nützlich sein wird.
Zu den Festsitzenden Spulenkernen gibt es evtl. eine Lösung. Wie folgt muß man an sowas heran gehen! Den alten Spulenkern mittig mit einem dünnen Bohren aufbohren. Obacht nur aufbohren! Dann die Bohrung so erweitern, das man mit einer kleinen Dreikantfeile den Rand des Kerns einfeilen kann. Ist das Material dann soweit geschwächt, kann man die Reste, soweit entfernen. Einen anderen Spulenkern setzt man dann zweckmäßigerweise so ein. Das Gewinde etwas einfeilen, einen Gummiring dort in die Kerbung legen und dann den Kern in die Spule drehen. Nicht versuchen, eine identischen Durchmesser, wie bei dem vorhanden Kern verwenden, das wird nichts.
Da die meisten Kerne ohnehin von Gewaltsamen verdrehen zerbrochen sind, könnte das eine Lösung sein.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
Zitieren


Gehe zu: