08.11.2018, 12:27
Ich hatte ihn bereits vor Jahren einmal. Das oben genannte Radio. Es wurde seinerzeit technisch überholt und das Gehäuse wurde neu Schellack-Poliert.
Dann kam ein Sammlerkollege und luchste mir das Radio ab. Irgendwann tat es mir dann aber doch wieder Leid und ich suchte mir wieder solch ein Radio. Mir macht halt das Restaurieren mehr Spaß als das Radio hören.
Ich bekam bei ebay - sozusagen für ein Trinkgeld - ein gleiches Gerät. Der Zustand war leider schlechter. Das Chassis hat Flugrost, der Lautsprecher fehlte. Der auf dem Chassis befindliche wurde von mir ebenfalls über ebay erworben. Standesgemäß klebte von hinten jemand Telefunken-Klebeband auf die Membrane. Das war damals im Angebot nicht sichtbar. Die Arbeit war erfolgreich, die Membrane wurde so versteift, dass sie sich nicht mehr bewegen kann. Also Tieftöne - ausgeschlossen! Ich habe neulich für wenig Geld einen identischen Telefunken-Lautsprecher bekommen. Der ist im besten Zustand.
Der Gehäuselack konnte schön aufpoliert werden. klar hat es trotzdem Gebrauchsspuren. Das Radio ist schließlich über 80 Jahre alt. Dem entsprechend hat es auch noch die alte Röhrenbestückung:
ACH1, RENS1294, RENS1254, RES964 und eine Gleichrichterröhre RGN1064. Sämtliche Röhren fehlten! Achja, eine Rückwand ist vorhanden. Sämtliche Radioknöpfe fehlten. Ein netter, mir bekannter Sammlerkollege vom Radiomuseum.org, stellte mir seine Originalknöpfe zur Verfügung. Ich goß mir halt welche nach. Kein Problem.
Vor den weiteren Arbeiten wurde das Chassis gründlich gereinigt und Roststellen mit Silban ausgetupft, das dann hinterher sofort mit einem weichen Lappen poliert wird. So trägt das Silban nicht auf. Trotzdem ist der Rost versiegelt und nicht mehr sichtbar.
Das waren nur die sichtbaren Mankos an dem Gerät. Erst´als die Demontage kam, wurden weitere Schäden ausgemacht. Das Gerät hat einen kombinierten Lautstärken und Tiefenregler. Außerdem einen Regler für die Empfindlichkeit, der direkt am Antenneneingang angeschlossen ist. Beim Kombiregler waren sämtliche Nieten gebrochen. Hier wurden 2 mm Halteschrauben nach dem Ausbohren verwendet. Der Regler funktioniert einwandfrei. Er wurde nur etwas entrostet und wieder montiert. Der Empfindlichkeitsregler ist auch teildefekt. Der Schleifer hat keinen Zugriff mehr auf die Schleifbahn. Die Schleifbahn selber hat aber noch Durchgang. Im Moment wurde hier gebrückt. Das könnte man auch so übernehmen, weil es eh keine Ortssender mehr gibt, die man abschwächen müßte.
Um das Gerät überhaupt erst mal prüfen zu können, wurde der Kondensatorblock, der die Netzteilkondensatoren enthält, entkernt. Ich habe Elkos mit einer Prüfspannung von 450 Volt verbaut. Nun wurde mit dem Ohmmeter der Netztrafo geprüft. Alles ohne Befund.
Um jetzt überhaupt mal zu prüfen, wie sich die anderen Komponenten im Gerät verhalten, wurde zunächst Spannung auf das Chassis gegeben.
Achtung!!! Dieses macht man nur mit einem Regeltrenntrafo unter Beobachtung der Stromaufnahme (Ampere). Schlägt der Zeiger hier aus, sofort abbrechen.
Ich mußte ja ans Chassis, weil kein Lautsprecher angeschlossen war (der provisorisch ins Radio gestellte Lautsprecher flog erst mal raus), einen Außenlautsprecher anschließen. Man hörte ein leises Summen.
Im Radiomuseum.org ist nicht nur ein Schaltbild abgestellt. Man erhält auch einen Plan mit sämtlichen Spannungswerten.Die waren jenseits von gut und böse. Also schnell Gerät wieder abschalten!
Erfahrungsgemäß müssen stets die großen Kondensatorblöcke entkernt werden und es müssen neue Kondensatoren verbaut werden. Ich verrate Euch einen Trick: Ich biege die Haltelaschen dieser Blöcke zur Pertinaxplatte auf. Dann schiebe ich zwischen dem eigentlichen Block und der Pertinaxplatte ein altes Küchenmesser und durchtrenne die feinen Versorgungsdrähtchen. Den abgeschnittenen Teerblock entnehmen. Anschließend entferne ich die feinen Drähtchen oben von den Lötösen. Dort ziehe ich die Drähte der neuen kondensatoren durch und verlöte die mit den Lötstützpunkten. Auf diese Weise muss ich nicht jedes Mal die gesamten Sammler ablöten.
Noch ein Vorteil: Ich kann die Schaltung erst mal mit den ersetzen kondensatoren testen. Sie hängen ja zugänglich in der Luft. Anschließend entnehme ich vom Block die alten Wickel und stülpe den Blechkasten später nach erfolgter Prüfung wieder über meine Ersatzbestückung und verbiege dann die Haltelaschen wieder.
Eine neuerliche Prüfung zeigte schon, dass fast alle Spannungsangaben plausibel waren. Außer die Anodenspannung der RENS1294. Die war mit 19 Volt viel zu gering. Erst jetzt sah ich, dass die Spitzbuben das Anzeigeinstrument, das ja im Anodenkreis der RENS1294 hängt, ausgebaut haben. Vermutlich war es defekt. Es wurde mit einem Widerstand von 100 Kiloohm gebrückt. Dann wurde dieser Widerstand auch noch hochohmig (1 Meg.-Ohm). Ich habe einen 10 Kiloohm-Widerstand verbaut. Jetzt ist auch hier alles entsprechend den Spannungsangaben.
Ich hatte zusätzlich noch den Koppelkondensator zum Steuergitter der RES964 ersetzt.
Nun kam das Unvermeidliche einmal die Antennenbuchse mit dem Antennenstecker berühren. Es ist bei voll aufgedrehter Lautstärke nur ein ganz leises Knacken zu hören. Hingegen der TA-Anschluß ist aktiv.
Wenn ds Gerät an der Antennenbuchse noch nicht einmal knackt, dann ist der ZF-Verstärker und der Oszillator verdächtig. Würde es stärker knacken, aber es ist kein Sender abstimmbar, dann muß man auf einen Oszillator-Ausfall tippen. Der ZF-Verstärker verstärkt dann das Signal geradeaus.
Eine Schnellprüfung des Oszillators und schon hat man Gewißheit. Ich mache das mit dem daneben gestellten kofferradio. Wir haben hier des Öfteren berichtet, wie das geht. Tja - und bingo - es ist kein Schwingen des Oszillators auf der MW und LW feststellbar. Ich habe jetzt auch gleich den ZF-Verstärker geprüft. die 2 Bandfilter müssen geöffnet werden. Eine komische Sache. An den unteren Spulen waren jeweils Glimmerkondensatoren verbaut. Eine Kapazitätsmessung ergab kaum Abweichungen von den Vorgaben.
Die oberen Spulen hatten die berüchtigten Hescho-Kondensatoren. 175 PF sollten die jeweils haben. Beide hatten um die 40 pf. Also viel zu wenig. Auch über diese kondensatoren wurde hier schon vielfach berichtet.
Warum aber schwang der Oszillator nicht? Aus langjähriger Erfahrung schaut man nach den sog. Verkürzungs-Kondensatoren. Auch diese waren nach Hescho-Machart ausgebildet. Allerdings rechteckig. Eine Kapazitätsmessung zeigte auch hier viel zu niedrige Kapazitäten. Also durch neue Styroflex-Kondensatoren ersetzen.
Wenn nun der Gitterableitwiderstand i. O. ist, keine Kriechströme vorhanden sind, die Mischröhre, insbesondere der Triodenteil und der Drehko gut sind, sollte der Oszillator sofort wieder schwingen. Tut er nicht, ums Verrecken nicht. 3 Tage immer wieder Fehlersuche am Oszillator, verbunden mit Selbstzweifeln, brachten nichts. Das Ding wollte nicht schwingen. Da der Oszillator eine komplette Bandfilter-Einheit mit den Schaltkontakten ist, entnahm ich ihn und schaute mir mit der Lupe sämtliche Anschlüsse an. Es ist alles i. O. gewesen. Mir unverständlich. Auch eine Manipulation an den Spulen konnte ausgeschlossen werden.
Noch ein X-tes Mal wurden die Schaltkontakte gereinigt - Wiedereinbau - nichts. Ich schrieb das Radio schon ab. Ein Blick ins Schaltbild zeigte mir dann noch, dass statt des vorhandenen 450 pf-Verkürzers doch ein 0,5 µf Kondensator in die Tunereinheit muss. Wieder eine Fehleingabe in den Schaltunterlagen. Solch dicke Kondensatoren sind da nie verbaut. Wäre das anders, hätten wir den Fehler gefunden.
In solchen Fällen freue ich mich, dass ich unsere Experten belästigen kann. Eine mail an Dietmar (DiRu) - kannst Du mir bitte mal erklären, was da los ist? Hast Du evtl. ein anderes Schaltbild. Hilfsbereit, wie Dietmar ist, schickte er mir einen seiner selteneren Schaltpläne. Wahnsinn - wieder dieser Fehleintrag. Dietmar schrieb mir auch noch einige Prüfanweisungen. Aber das hatte ich schon alles geprüft.
In der Nacht kam mir die Idee! In einem Schrottchassis vom Telefunken 543 (U-Bahnhof) befand sich solch ein optisch identischer Tuner. Die Anschlüsse sind etwas anders und auch die Schaltung. Ich änderte zunächst die Bedrahtung des Oszillators. Alles wurde so ins Chassis gebaut. Ein Schaltkontakt ist hier überflüssig. Beim Originaloszillator wird die Gitterspule in Mittel bzw. Langwelle geschaltet. Beim neueren Oszillator ist die Gitterspule durchgängig, also nicht geschaltet. Tut auch nicht Not. Nur die Rückkopplungsspule (Anodenkreis) wird beim Tauschoszillator umgeschaltet.
Jetzt achtet mal im Schaltbild auf den Kontakt 4. Dieser Kontakt ist mit Masse extern verbunden und schließt im TA-Bereich die Gitterspule kurz. Es kann also keine Schwingung entstehen. Somit ist auch die ZF tot.
Nun war das aber vom alten Tuner eine Schaltnocke für eine andere Funktion, die die 4 gesteuert hat. Bei beiden Bereichen MW und LW ist dieser Kontakt geschlossen. Die Gitterspule wäre für TA kurzgeschlossen. Aber man ist ja pfiffig und hat die externe Verbindung zur Masse nicht verbaut.
Ich war bester Dinge.... Der Oszillator wird jetzt auf beiden Bereichen schwingen. Und wieder nichts. Zum Verzweifeln. Als letzten Akt schob ich ein Stück Papier zwischen den Kontakt 4. Und jetzt lief unser Oszillator!!!!! Was war da faul? Der Schaltkontakt 4 hatte auch noch eine interne Verbindung zur Masse, nicht nur von außen. Ich habe die komplette Schaltnocke entfernt. Prüfung des Radioempfanges. MW spielt schon sehr gut. LW erfordert Nachabgleich. Der ZF-Verstärker ist nach Abgleich sehr empfindlich. Man kann ihn sogar überkoppeln.
Ich habe hier mal einige Bilder für Euch. Auch die Schaltbilder das 1. ist von mir. Das 2. vom Dietmar (DiRu)
[attachment=55846]
Hier das Schaltbild, das mir zur Verfügung stand.
[attachment=55847]
Das Schaltbild, das mir Dietmar geschickt hatte.
[attachment=55848]
Hier das Gerät von vorne. Es sieht schon toll aus.
[attachment=55849]
Das sind die Knöpfe. Kopien.
[attachment=55850]
Hier das chassis. Der Lautsprecher wurde nur ins chassis gestellt. Schaut mal auf die Reparatur der Membrane.
[attachment=55851]
Das Poti fällt auseinander. Sämtliche Nieten sind gebrochen.
[attachment=55852]
Der nicht schwingende Oszillator.
[attachment=55853]
hier sieht man die Schaltkontakte
[attachment=55854]
[attachment=55855]
Rettung naht. Der Oszillator aus dem telefunken 543 (U-Bahnhof).
Übrigens sind diese keramischen Kondensatoren grundsätzlich sehr gut. Die bleiben im Oszillator. Nur der 10 nf-Kondensator wurde ersetzt.
[attachment=55856]
Diese beiden Kondensatoren wurden aus dem originalen Tuner entnommen und getauscht.
Wie geht es weiter?
Ja, die Arbeiten sind noch nicht ganz abgeschlossen. Ich berichte also weiter. Wie der neue Oszillator jetzt im Gerät sitzt, wie ich die Schaltnocken geändert habe usw. dann.
Ich weiß, dieser Bericht hier ist wieder sehr lang.
Dann kam ein Sammlerkollege und luchste mir das Radio ab. Irgendwann tat es mir dann aber doch wieder Leid und ich suchte mir wieder solch ein Radio. Mir macht halt das Restaurieren mehr Spaß als das Radio hören.
Ich bekam bei ebay - sozusagen für ein Trinkgeld - ein gleiches Gerät. Der Zustand war leider schlechter. Das Chassis hat Flugrost, der Lautsprecher fehlte. Der auf dem Chassis befindliche wurde von mir ebenfalls über ebay erworben. Standesgemäß klebte von hinten jemand Telefunken-Klebeband auf die Membrane. Das war damals im Angebot nicht sichtbar. Die Arbeit war erfolgreich, die Membrane wurde so versteift, dass sie sich nicht mehr bewegen kann. Also Tieftöne - ausgeschlossen! Ich habe neulich für wenig Geld einen identischen Telefunken-Lautsprecher bekommen. Der ist im besten Zustand.
Der Gehäuselack konnte schön aufpoliert werden. klar hat es trotzdem Gebrauchsspuren. Das Radio ist schließlich über 80 Jahre alt. Dem entsprechend hat es auch noch die alte Röhrenbestückung:
ACH1, RENS1294, RENS1254, RES964 und eine Gleichrichterröhre RGN1064. Sämtliche Röhren fehlten! Achja, eine Rückwand ist vorhanden. Sämtliche Radioknöpfe fehlten. Ein netter, mir bekannter Sammlerkollege vom Radiomuseum.org, stellte mir seine Originalknöpfe zur Verfügung. Ich goß mir halt welche nach. Kein Problem.
Vor den weiteren Arbeiten wurde das Chassis gründlich gereinigt und Roststellen mit Silban ausgetupft, das dann hinterher sofort mit einem weichen Lappen poliert wird. So trägt das Silban nicht auf. Trotzdem ist der Rost versiegelt und nicht mehr sichtbar.
Das waren nur die sichtbaren Mankos an dem Gerät. Erst´als die Demontage kam, wurden weitere Schäden ausgemacht. Das Gerät hat einen kombinierten Lautstärken und Tiefenregler. Außerdem einen Regler für die Empfindlichkeit, der direkt am Antenneneingang angeschlossen ist. Beim Kombiregler waren sämtliche Nieten gebrochen. Hier wurden 2 mm Halteschrauben nach dem Ausbohren verwendet. Der Regler funktioniert einwandfrei. Er wurde nur etwas entrostet und wieder montiert. Der Empfindlichkeitsregler ist auch teildefekt. Der Schleifer hat keinen Zugriff mehr auf die Schleifbahn. Die Schleifbahn selber hat aber noch Durchgang. Im Moment wurde hier gebrückt. Das könnte man auch so übernehmen, weil es eh keine Ortssender mehr gibt, die man abschwächen müßte.
Um das Gerät überhaupt erst mal prüfen zu können, wurde der Kondensatorblock, der die Netzteilkondensatoren enthält, entkernt. Ich habe Elkos mit einer Prüfspannung von 450 Volt verbaut. Nun wurde mit dem Ohmmeter der Netztrafo geprüft. Alles ohne Befund.
Um jetzt überhaupt mal zu prüfen, wie sich die anderen Komponenten im Gerät verhalten, wurde zunächst Spannung auf das Chassis gegeben.
Achtung!!! Dieses macht man nur mit einem Regeltrenntrafo unter Beobachtung der Stromaufnahme (Ampere). Schlägt der Zeiger hier aus, sofort abbrechen.
Ich mußte ja ans Chassis, weil kein Lautsprecher angeschlossen war (der provisorisch ins Radio gestellte Lautsprecher flog erst mal raus), einen Außenlautsprecher anschließen. Man hörte ein leises Summen.
Im Radiomuseum.org ist nicht nur ein Schaltbild abgestellt. Man erhält auch einen Plan mit sämtlichen Spannungswerten.Die waren jenseits von gut und böse. Also schnell Gerät wieder abschalten!
Erfahrungsgemäß müssen stets die großen Kondensatorblöcke entkernt werden und es müssen neue Kondensatoren verbaut werden. Ich verrate Euch einen Trick: Ich biege die Haltelaschen dieser Blöcke zur Pertinaxplatte auf. Dann schiebe ich zwischen dem eigentlichen Block und der Pertinaxplatte ein altes Küchenmesser und durchtrenne die feinen Versorgungsdrähtchen. Den abgeschnittenen Teerblock entnehmen. Anschließend entferne ich die feinen Drähtchen oben von den Lötösen. Dort ziehe ich die Drähte der neuen kondensatoren durch und verlöte die mit den Lötstützpunkten. Auf diese Weise muss ich nicht jedes Mal die gesamten Sammler ablöten.
Noch ein Vorteil: Ich kann die Schaltung erst mal mit den ersetzen kondensatoren testen. Sie hängen ja zugänglich in der Luft. Anschließend entnehme ich vom Block die alten Wickel und stülpe den Blechkasten später nach erfolgter Prüfung wieder über meine Ersatzbestückung und verbiege dann die Haltelaschen wieder.
Eine neuerliche Prüfung zeigte schon, dass fast alle Spannungsangaben plausibel waren. Außer die Anodenspannung der RENS1294. Die war mit 19 Volt viel zu gering. Erst jetzt sah ich, dass die Spitzbuben das Anzeigeinstrument, das ja im Anodenkreis der RENS1294 hängt, ausgebaut haben. Vermutlich war es defekt. Es wurde mit einem Widerstand von 100 Kiloohm gebrückt. Dann wurde dieser Widerstand auch noch hochohmig (1 Meg.-Ohm). Ich habe einen 10 Kiloohm-Widerstand verbaut. Jetzt ist auch hier alles entsprechend den Spannungsangaben.
Ich hatte zusätzlich noch den Koppelkondensator zum Steuergitter der RES964 ersetzt.
Nun kam das Unvermeidliche einmal die Antennenbuchse mit dem Antennenstecker berühren. Es ist bei voll aufgedrehter Lautstärke nur ein ganz leises Knacken zu hören. Hingegen der TA-Anschluß ist aktiv.
Wenn ds Gerät an der Antennenbuchse noch nicht einmal knackt, dann ist der ZF-Verstärker und der Oszillator verdächtig. Würde es stärker knacken, aber es ist kein Sender abstimmbar, dann muß man auf einen Oszillator-Ausfall tippen. Der ZF-Verstärker verstärkt dann das Signal geradeaus.
Eine Schnellprüfung des Oszillators und schon hat man Gewißheit. Ich mache das mit dem daneben gestellten kofferradio. Wir haben hier des Öfteren berichtet, wie das geht. Tja - und bingo - es ist kein Schwingen des Oszillators auf der MW und LW feststellbar. Ich habe jetzt auch gleich den ZF-Verstärker geprüft. die 2 Bandfilter müssen geöffnet werden. Eine komische Sache. An den unteren Spulen waren jeweils Glimmerkondensatoren verbaut. Eine Kapazitätsmessung ergab kaum Abweichungen von den Vorgaben.
Die oberen Spulen hatten die berüchtigten Hescho-Kondensatoren. 175 PF sollten die jeweils haben. Beide hatten um die 40 pf. Also viel zu wenig. Auch über diese kondensatoren wurde hier schon vielfach berichtet.
Warum aber schwang der Oszillator nicht? Aus langjähriger Erfahrung schaut man nach den sog. Verkürzungs-Kondensatoren. Auch diese waren nach Hescho-Machart ausgebildet. Allerdings rechteckig. Eine Kapazitätsmessung zeigte auch hier viel zu niedrige Kapazitäten. Also durch neue Styroflex-Kondensatoren ersetzen.
Wenn nun der Gitterableitwiderstand i. O. ist, keine Kriechströme vorhanden sind, die Mischröhre, insbesondere der Triodenteil und der Drehko gut sind, sollte der Oszillator sofort wieder schwingen. Tut er nicht, ums Verrecken nicht. 3 Tage immer wieder Fehlersuche am Oszillator, verbunden mit Selbstzweifeln, brachten nichts. Das Ding wollte nicht schwingen. Da der Oszillator eine komplette Bandfilter-Einheit mit den Schaltkontakten ist, entnahm ich ihn und schaute mir mit der Lupe sämtliche Anschlüsse an. Es ist alles i. O. gewesen. Mir unverständlich. Auch eine Manipulation an den Spulen konnte ausgeschlossen werden.
Noch ein X-tes Mal wurden die Schaltkontakte gereinigt - Wiedereinbau - nichts. Ich schrieb das Radio schon ab. Ein Blick ins Schaltbild zeigte mir dann noch, dass statt des vorhandenen 450 pf-Verkürzers doch ein 0,5 µf Kondensator in die Tunereinheit muss. Wieder eine Fehleingabe in den Schaltunterlagen. Solch dicke Kondensatoren sind da nie verbaut. Wäre das anders, hätten wir den Fehler gefunden.
In solchen Fällen freue ich mich, dass ich unsere Experten belästigen kann. Eine mail an Dietmar (DiRu) - kannst Du mir bitte mal erklären, was da los ist? Hast Du evtl. ein anderes Schaltbild. Hilfsbereit, wie Dietmar ist, schickte er mir einen seiner selteneren Schaltpläne. Wahnsinn - wieder dieser Fehleintrag. Dietmar schrieb mir auch noch einige Prüfanweisungen. Aber das hatte ich schon alles geprüft.
In der Nacht kam mir die Idee! In einem Schrottchassis vom Telefunken 543 (U-Bahnhof) befand sich solch ein optisch identischer Tuner. Die Anschlüsse sind etwas anders und auch die Schaltung. Ich änderte zunächst die Bedrahtung des Oszillators. Alles wurde so ins Chassis gebaut. Ein Schaltkontakt ist hier überflüssig. Beim Originaloszillator wird die Gitterspule in Mittel bzw. Langwelle geschaltet. Beim neueren Oszillator ist die Gitterspule durchgängig, also nicht geschaltet. Tut auch nicht Not. Nur die Rückkopplungsspule (Anodenkreis) wird beim Tauschoszillator umgeschaltet.
Jetzt achtet mal im Schaltbild auf den Kontakt 4. Dieser Kontakt ist mit Masse extern verbunden und schließt im TA-Bereich die Gitterspule kurz. Es kann also keine Schwingung entstehen. Somit ist auch die ZF tot.
Nun war das aber vom alten Tuner eine Schaltnocke für eine andere Funktion, die die 4 gesteuert hat. Bei beiden Bereichen MW und LW ist dieser Kontakt geschlossen. Die Gitterspule wäre für TA kurzgeschlossen. Aber man ist ja pfiffig und hat die externe Verbindung zur Masse nicht verbaut.
Ich war bester Dinge.... Der Oszillator wird jetzt auf beiden Bereichen schwingen. Und wieder nichts. Zum Verzweifeln. Als letzten Akt schob ich ein Stück Papier zwischen den Kontakt 4. Und jetzt lief unser Oszillator!!!!! Was war da faul? Der Schaltkontakt 4 hatte auch noch eine interne Verbindung zur Masse, nicht nur von außen. Ich habe die komplette Schaltnocke entfernt. Prüfung des Radioempfanges. MW spielt schon sehr gut. LW erfordert Nachabgleich. Der ZF-Verstärker ist nach Abgleich sehr empfindlich. Man kann ihn sogar überkoppeln.
Ich habe hier mal einige Bilder für Euch. Auch die Schaltbilder das 1. ist von mir. Das 2. vom Dietmar (DiRu)
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Hier das Schaltbild, das mir zur Verfügung stand.
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Das Schaltbild, das mir Dietmar geschickt hatte.
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Hier das Gerät von vorne. Es sieht schon toll aus.
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Das sind die Knöpfe. Kopien.
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Hier das chassis. Der Lautsprecher wurde nur ins chassis gestellt. Schaut mal auf die Reparatur der Membrane.
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Das Poti fällt auseinander. Sämtliche Nieten sind gebrochen.
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Der nicht schwingende Oszillator.
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hier sieht man die Schaltkontakte
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Rettung naht. Der Oszillator aus dem telefunken 543 (U-Bahnhof).
Übrigens sind diese keramischen Kondensatoren grundsätzlich sehr gut. Die bleiben im Oszillator. Nur der 10 nf-Kondensator wurde ersetzt.
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Diese beiden Kondensatoren wurden aus dem originalen Tuner entnommen und getauscht.
Wie geht es weiter?
Ja, die Arbeiten sind noch nicht ganz abgeschlossen. Ich berichte also weiter. Wie der neue Oszillator jetzt im Gerät sitzt, wie ich die Schaltnocken geändert habe usw. dann.
Ich weiß, dieser Bericht hier ist wieder sehr lang.