Radio-Bastler-Forum (RBF)

Normale Version: Kunststoffüberzüge bei Kofferradios
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Hallo,

alte Kofferradios sind oft mit strukturiertem Kunststoff überzogen (vermutlich überwiegend Folien). Dabei hat man oft abgestoßene Ecken und Kanten, wobei der Kunststoff beschädigt ist oder fehlt. Gerade Flächen werden wohl gut neu zu bespannen sein, aber die guten Stücke haben meistens runde Ecken und Kanten.

Hier meine Fragen:

Bekommt man die alte Beschichtung gut herunter, gibt es dazu bestimmte Techniken, wie kann man neue Folie sauber über die runden Kanten ziehen und womit klebt man die Folie auf den Holzkorpus ?

Ist es vielleicht generell sinnvoll, nur partiell auszubessern und viel alte "Haut" zu erhalten.?

Gibt es Bezugsquellen für solche Kunststoffe ?

Viele Fragen und ich hoffe auf erleuchtende Antworten von Euch ! Idea

Gruß
Wilhelm
Hallo Wilhelm,

das ist eine gute Frage. Also, ich habe bei diesen Gehäuseverschönerungen grundsätzlich nur Probleme gehabt. Hinterher sah alles noch schlimmer aus, als vorher. Es geht schon mit dem Kleben los. Pattex greift den Kunststoff an. Ponal geht, ist aber nicht für Kunststoff geeignet. Dann muß man die Folie an den Rundungen kräftig spannen. Das löst sich meist im Nachhinein auch wieder. Also ich würde mir das mit meinen bisherigen Erfahrungen nicht mehr antun. Da ich diese Koffergeräte an sich sowieso nicht sammle, beschränkt sich diese Arbeit auf Ausnahmen. Ich würde heute versuchen, den alten Bezug möglichst zu erhalten. Das habe ich bei meiner Nordmende Transita so gemacht. Gebrauchsspuren sollen ja sein. Klar verführt schon der Gedanke ein schwarzes Kuststoffgehäuse wieder so richtig schön aufzupeppen. Wir wollen mal sehen, was unsere Kollegen schreiben.
Auch wenn ich für die Frage leider keine Antworten habe, interessiert mich das Thema auch sehr. Ich habe sehr viele Koffergeräte (meist Plattenspieler) bei welchen der Belag arg zerstört ist, die aber ansonsten sehr gut erhalten sind. Bei dem ein-, oder anderen Gerät würde ich das Gehäuse auch gerne neu beziehen und wäre auch über Hinweise dankbar.

Konkret:
  • Wie bekommt man den alten Belag auf schonende Weise vom Gehäuse runter?
  • Womit entfernt man danach die alten Kleberreste?
  • Welche Beläge eignen sich für den Neubezug und woher bekommt man Diese
  • Welche Kleber sind geeignet?
  • Welche Werkzeuge sollte man verwenden?
  • Wie bekommt man den Neubezug so hin, dass man hinterher die Restaurierung nicht erkennt?
  • Welche Farben kann man verwenden, um noch halbwegs gute Kunststoffbezüge zu lackieren?
  • Wie muss der alte Bezug vor einer Lackierung behandelt werden, damit er die neue Farbe dauerhaft annimmt?
Eine Menge Fragen. Vielleicht kennt ja Jemand aus dem Forum Jemand der in im KFZ Bereich in der Aufarbeitung der Innenausstattung arbeitet und könnte dort Tipps einholen?
Hallo.
Ich vermute, dass im Werk die Bespannung in einen Rahmen eingespannt und mit Klebstoff bestrichen wurde. Dann wurde das Material über eine Negativform des Gehäuses gelegt und das zu bespannende Gehäuseteil mit dem Stoff in die Negativ-Form gepresst.
Nur so kann ich mir eine wirtschaftliche, weil zeitsparende Produktionstechnik vorstellen.

Man müsste also vom Gehäuse einen stabilen Abdruck anfertigen, der aber auch um die Stärke des Kunstleders größer sein muss, als das Original.

Für den Kfz-Bereich gibt es Lederreparatursets und sehr gut deckende Färbemittel für Kunststoffe wie sie z.B. auf Armturenbrettern oder Türverkleidungen zu finden sind.
Damit ließe sich eine reparierte Bespannung vielleicht einfärben um die Reparaturstellen zu kaschieren...
(25.05.2014, 21:26)Siemens78 schrieb: [ -> ]Hallo.
Ich vermute, dass im Werk die Bespannung in einen Rahmen eingespannt und mit Klebstoff bestrichen wurde. Dann wurde das Material über eine Negativform des Gehäuses gelegt und das zu bespannende Gehäuseteil mit dem Stoff in die Negativ-Form gepresst.
Nur so kann ich mir eine wirtschaftliche, weil zeitsparende Produktionstechnik vorstellen.

Ich vermute weiter, dass es sich i.A um Thermoplaste handelt. Diese lassen sich bei Termperaturen um die 60 bis 80°C dann gut auf die passende Form ziehen.

Evlt. können Kürschner oder Hutmacher weiterhelfen. Bei Stoffbespannungen könnte man einen Polsterer oder auch Buchbinder fragen.

Im Automobilbereich spricht man von kaschieren. Ich bin aber nur Metaller und habe von Kunststoff keine Ahnung....
Ich habe zwar keines dieser Radios, tippe aber auf eine Art Vinyl, das bei Wärme formbar wird.
In dieser Zeit waren auch die Vinyl-Dächer bei den Autos in Mode.
Vinyl lässt sich warm hervorragend dehnen und formen.
Hallo Freunde,

eine Möglichkeit ist mir noch eingefallen. Ich glaube da kann der Autosattler weiter helfen. Die haben wohl das Kunststoff-Material. Also, wenn ich Bedarf hätte, ich würde hier mal anfragen.
Hi,
ich hatte Mitte der 70iger einen OPEL-Ascona in grün mit schwarzem Kunstlederdach.
Einer meiner Freunde hatte einen Manta (den mit dem Rochenemblem), er wollte auch so ein Dach haben.
Damals gab es schwarze, sehr dickflüssige Kunststofffarbe zum Auftupfen, hat sehr gut gehalten und sah aus wie echt.
Aber ob es so etwas noch heute gibt?
Das Zeug heisst in der Fachsprache Skai oder Sky. Ist im Grunde genommen PVC. Deshalb sprach man beim besagten Opel von Wolfgang auch von Vinyldächern. Zum Einfärben gibt es einige Händler für Kunstlederfarben in der Oldtimer-Praxis. evtl. z.B. hier:

[attachment=6083]

Das Material könnte ggf. ein Autosattler haben und der weis auch wie es verarbeitet wird! Eventuell macht er das auch zu einem vernünftigen Preis wenn man vorher alle Beschläge und den alten Bezug vom Holzgehäuse entfernt?
Das Zeug heißt Skai und gibt es hier relativ teuer,:
www.stoff4you.de

Habe dort schon oft bestellt und auch schnell geliefert bekommen.
Allerdings was gesucht wird gibt es nicht mehr.
Das Material war damals viel dünner. Eher wie Kunststoff überzogenes Papier.
Na ich habe mir das dünne Kunstleder bestellt, es ist dort günstigter zu haben.
Hallo Wilhelm,

schau mal ob das hier: http://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=992 der Lösung deines Problems nahe kommt, dann sollten wir mal in Klausur gehen, vielleicht kann ich dir helfen?

Viele Grüße
Volker
Ganz prima, wie hier die Erfahrungen und Informationen zum Thema zusamengetragen werden! Auch die Links sind hilfreich. Vielleicht stellt ja mal Jemand hier eine Schritt-für-Schritt Anleitung mit Bildern ein.
Hallo Ihr Lieben,

meine Freundin und ich haben uns dieses Themas auch schon angenommen. Im Prinzip sind die meinsten Geräte, wie Anton schon schrieb, nicht mehr zu flicken. Wir sind deshalb dazu übergegangen, diese dann neu zu gestalten, also auch optisch in die heutige Zeit zu transferieren. Dabei arbeiten wir Hand in Hand, das bedeutet, wir suchen uns das Kunstleder (Skai) passend zur Form aus und bringen es über Schnittmuster, Nähen, Kleben (kein Pattex!) und zum Teil erwärmen auf die alten Korpi. Dabei bedarf es viel Geschick und Geduld, die Erfahrung kommt mit dem Schaffen. Da es, je nach Radiohersteller und Gehäusetyp immer individuell gehandhabt werden muss, können wir hier keinen generell geltenden Leitfaden aufführen.
Gebt einfach bei google "manamana-design" ein und uns, wenn Ihr Lust habt, ein Resümee.

Einen schönen Abend wünschen Markus&Nana
Schon die ganze lange Zeit, während der ich mit der Reparatur des AKKORD Offenbach U53 zu Gange bin, wurmt es mich, dass sich an der Ecke vorn rechts unten der Kunststoffüberzug gelöst hat. Nicht etwa, dass einem das gleich ins Auge gefallen wäre, aber es wurmt halt. Und so habe ich diesen Thread mir grosser Aufmerksamkeit verfolgt... insbesondere das, was man alles nicht machen soll.

Nun verwende ich viel den "Uhu Plus Sofortfest 2 min" Zweikomponenten Kleber. Wenn man die beiden Komponenten zusammengerührt hat, wird die Mischung nach ca. 1 Minute richtig heiss und dünnflüssig. Ich habe aber nie beobachtet, dass der Kleber irgendwelche Werkstoffe angreift. Da habe ich all meinen Mut zusammen genommen und die Ecke endlich repariert ... und es ging viel besser, als ich zu hoffen gewagt hatte.

Als der Kleber warm und dünnflüssig wurde habe ich ihn schnell zwischen Folientüte und Holzgehäuse laufen lassen. Dann angedrückt, sodass der Kleber austrat. Da die Reaktionswärme auch den alten Kunststoffbezug flexibler machte, liess er sich wunderbar in Falten legen und andrücken. Zunächst löste er sich zwar immer wieder vom Holz, aber nach noch einer Minute fing der Kleber an abzubinden und wurde immer zäher. Dann verbesserte sich auch die Haftung und man konnte die Falten nun schön mit einem Rundholz regelrecht auf die Holzunterlage bügeln und da blieben sie auch liegen.

Den ausgetretenen Klebstoff konnte man übrigens von der Kuststoffoberfläche ganz leicht mit den Fingern abrebeln, ohne dass es hässliche Rückstände gab.

[attachment=6433][attachment=6434]
Hallo Harald,

Glückwunsch zu deiner erfolgreichen Reparatur. Dazu sei bemerkt, dass auch 'die Profis' nur mit Wasser kochten, soll heißen, die meisten Gerätebezüge sind mit Leim aufgebracht! Ich kenne den von dir benutzten Kleber nicht, aber an dieser Stelle sei noch einmal gesagt, dass man unbedingt darauf achten MUSS, dass die verwendeten Kleber KEINE Lösungsmittel enthalten, da diese im Laufe der Zeit die Kunstlederbezüge irreparabel angreifen (sie werden bröselig)! Wir verkleben fast ausschließlich unsere Materialien mit Leim. Insofern hätten Holzleim und ein Fön, ggf. ein Heißluftfön, auch gereicht ;-)
Die vergammelten Polsternägel bekommt man einfach beim Raumausstatter seiner Wahl, wenn man nett Fragt.

Lieben Gruß,
Markus & Nana
Hallo Markus und Nana,

in der Tat dürfte ein Leim der den Kunstlederbezug nicht angreift oder verfärbt die beste Lösung sein. Da ich gerade einen Tedy Boy 59 mit im Gegensatz zum Offenbach sehr dünnen Kunststoffbezug in Arbeit habe, bietet sich gleich die Gelegenheit, mal mit Ponal zu probieren. Es ist auch ein relativ harmloser Fall bei dem sich nur die Bezugkanten an den Gehäuseecken aufgeworfen haben.

Noch ein Kommentar zum Reparieren mit 2K Epoxidharz, wie dem genannten UHU PLUS. Auch dieser ist Lösungsmittelfrei - es besteht also kein Risiko einer Verfärbung. Die schnell härtende Variante dieser Harze hat den Vorteil, dass sich die Zeit, während der man den Bezug auf die Unterlage andrücken muss auf einige Minuten verkürzt. Bei sehr dicken, alten und daher storren Bezügen ist das sehr angenehm. Ich muss allerdings auch zugeben, dass ich hier nur von partiellen Reparaturen rede - will man einen total neuen Bezug aufbringen, ist das wieder ein ganz anderes Thema... und wie ich bei Betrachtung Eures sehr schön gestalteten Internetauftritts sehe, wisst Ihr in diesem Punkt offensichtlich was Ihr tut.

Danke für den Tip bezüglich der Polsternägel... die sind in der Tat grottenschlecht. Offensichtlich hat das Gerät zu lange in feuchter Atmosphäre zugebracht.

Das gehört hier zwar nicht so ganz in den Kontext, aber mit gefällt in Eurem Internetauftritt das Bild mit den beschwingten jungen Damen, deren fröhliche Gesichter nicht erahnen lassen, welches Gewicht sie da mit sich herumschleppenWink
Guten Morgen,

und vielen Dank für Eure Antworten und die rege Diskussion zum Thema. Jetzt ist
mir schon einiges klarer, so z.B. scheint bei meinen Objekten (vornehmlich Koffer-
radios) eine Neuüberzug sinnvoller, als das Ausbessern. Dabei interessiert mich
besonders "Tolex" und die Verwendung eines Föhns zur Eckenausformung. Die
Verwendung von geeigneten Klebstoffen bedarf wohl einiger Versuche.

Was mir jedoch noch unklar ist, ist die Entfernung der alten Klebstoffreste. Habt
Ihr dazu noch Ideen?

Gruß
Wilhelm
Hallo Wilhelm,

die alten Klebereste bekommst du am Besten durch Duschen und Abziehen mit einem Spachtel runter. Die alten Kofferradios sind auch nur mit Leim bezogen worden. Dabei sei aber gesagt, dass das Holz nicht zu lange zu nass gehalten werden darf um Verzug zu vermeiden. Das beste Kunstleder ist Skai, oder du nimmst Leder, am Besten auch dort aus dem Polsterbereich. Die Dicke beachten. Verformung mit einem Fön ist grundsätzlich möglich, noch schneller geht es mit einem Heißluftfön, aber Vorsicht! Nicht dass sich die Strukur verzieht oder gar Blasen schlägt. Vorher unbedingt ausprobieren. Bei der Kleberauswahl sei NOCHMALS gesagt: lösungsmittelfrei!

Lieben Gruß,
Markus&Nana
@ MaNa
danke für die Antwort. Da ich mindest so alt bin, wie meine alten Kofferradios sind, weiss ich noch von meinem Großvater, daß der damalige Leim erhitzt werden mußte, bevor er flüssig wurde. Er war dunkelbraun und wurde nach erkalten sprödehart. Genau dieses dunkelbraune Zeugs habe ich unter einem Bezug entdeckt. Hältst Du heißes "Duschwasser" für angebracht ?

Gruß
Wilhelm
Hallo Wilhelm,

wenn es das ist, was ich vermute, dann hilft heißes Duschwasser eher wenig. Ein Probelauf bringt vllt. Klarheit. Wenn es erfolglos bleibt dann hilft nur Schleifen, das staubt jedoch sehr. Muss denn der alte Leim runter? Hast du Unebenheiten oder Fehlstellen? Kannst du die nicht mit Spachtel beiziehen, dann schleifen und dann neu beziehen? Mit Leim?

Lieben Gruß,
Markus&Nana
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