10.06.2015, 00:40
Am Beispiel des Siemens C50 im Thema
Siemens C50
wurde ich von Markus (Julius72) gefragt, welche Alternative es zu aufgerissenem, geplatzten, verwittertem, abblätterndem Lack gibt. Dazu später in einem anderen Thema mehr zu den Alternativen.
Hierzu möchte ich im Speziellen etwas zu Hartöl schreiben, da es vielleicht für den einen oder anderen interessant ist.
Was ist Hartöl?
Hartöl ist ein das Furnier oder das Holz anfeuerndes, also in die Tiefe eindringendes flüssiges Öl, welches nach einer gewissen Zeit aushärtet. Dadurch wirkt das Furnier oder das Holz nass und bringt einen gewissen Schimmer hervor, der manchmal auch dreidimensional wirken kann, das sog. Anfeuern.
Es ist extrem leicht zu verarbeiten, stinkt nicht wirklich, trocknet hart aus, ist nach dem Aushärten wasserabweisend und wasserfest, sehr beständig gegen andere Flüssigkeiten, also stabil und robust, eher auf ökologischer Seite. Hartöl kann für viele Möbel oder Bodenbeläge verwendet werden, um sie gegen äussere Einflüsse robust zu machen. Hartöl ist ein weiterverarbeitetes Produkt aus Leinöl, welches unter Luftabschluss verkocht wurde. Durch Zugabe gewisser Zusätze erhält man Leinölfirnis, welches etwas dicker ist, dadurch schneller aushärtet, aber dafür nicht so tief ins Holz eindringt.
(Quelle: In eigenen Worten teilweise aus Wikipedia "Leinöl" und dem Clou Datenblatt)
Wie wird es verarbeitet?
Ich verwende nach der üblichen Vorbehandlung des Radiogehäuses einen Pinsel und genügend Hartöl, um das Furnier oder Holz zu durchtränken, damit das Furnier oder Holz möglichst viel angefeuert wird. Das Öl zieht dabei sehr tief in den Untergrund ein. Nach mindestens einem Tag Aushärten wird bei grob-porigem Untergrund mit Schnellschleifgrund gedeckt und plangeschliffen. Danach wird Hartöl über Tage in mehreren Schichten auf das Gehäuse per Ballen aufgebracht und jeweils ausgehärtet, sowie leicht zwischengeschliffen. Das Gehäuse ist fertig, sobald der Restaurateur mit dem Endergebnis zufrieden ist.
Wichtig ist dabei noch, dass man immer in Richtung der Maserung arbeitet und dass auf der Oberfläche nach der Behandlung kein Öl mehr stehen bleibt. Das passiert oft beim Pinseln. Dazu kann nach etwa 20-30 Minuten das überschüssige Öl mit einem nicht fusselnden Lappen abgezogen werden.
Trocknung immer über Nacht, danach Zwischenschliff mit 300er - 400er Schmirgelpapier. Am Ende wird die Oberfläche nach einer Trocknung von mind. 24 Stunden nachpoliert.
Was hat es für Vorteile für uns Radiobastler?
Kurz um gesagt, man kann mit extrem wenig Aufwand eine lackähnliche, sehr robuste und wasserabweisende, glatte, glänzende Oberfläche auf ein Radiogehäuse herstellen. Der geringe Aufwand steht nicht im Verhältnis zum Aufwand einer Lackierung mit gleichem Ergebnis. Ein Ballen kann im Glas sicher verschlossen werden, Pinsel wird mit Terpentinersatz gereinigt. Kleckereien sind leicht abwischbar. Keine bis wenig Geruchsbelästigung. Schnelle, saubere Verarbeitung.
Nachteile?
Kaum, wenn dann nur der Preis für das Clou-Gebinde. Darauf achten, dass Hartöl-Gebinde und Schnellschleifgrund von einer Firma ist. Bei Leinöl steht immer die Selbstentzündung im Raum. (Lappen, Ballen ist sicher zu verschliessen)
Aktualisierung durch Moderator:
ACHTUNG! Schnellschleifgrund auf Hartöl geht schief. Ich habe mir das nach der Trocknung jetzt angesehen, das bringt mehr Schaden, als was es nützt. Siehe Beitrag #26
[attachment=16143]
[attachment=16144]
Ich habe gerade ein Gehäuse eines Siemens Qualitätssuper 53 in der Reparatur. Leider ist das Furnier beschädigt, doch werde ich es versuchen, so zu erhalten, also wenig Aufwand in die Schadstellen stecken. Die werden nach dem Hartöl-Auftrag mit Wachs kaschiert. Beim Furnier handelt es sich um geraden Mahagoni auf dem Deckbrett und den Seitenteilen und um Mahagoni Pommele auf den Flanken. Mein Schreiner sagte mir das und teilte mir mit, dass selbst er sowas noch nicht gesehen hat. Da sind wir beide schon gespannt, was dabei raus kommt. Ich werde hier berichten.
Siemens C50
wurde ich von Markus (Julius72) gefragt, welche Alternative es zu aufgerissenem, geplatzten, verwittertem, abblätterndem Lack gibt. Dazu später in einem anderen Thema mehr zu den Alternativen.
Hierzu möchte ich im Speziellen etwas zu Hartöl schreiben, da es vielleicht für den einen oder anderen interessant ist.
Was ist Hartöl?
Hartöl ist ein das Furnier oder das Holz anfeuerndes, also in die Tiefe eindringendes flüssiges Öl, welches nach einer gewissen Zeit aushärtet. Dadurch wirkt das Furnier oder das Holz nass und bringt einen gewissen Schimmer hervor, der manchmal auch dreidimensional wirken kann, das sog. Anfeuern.
Es ist extrem leicht zu verarbeiten, stinkt nicht wirklich, trocknet hart aus, ist nach dem Aushärten wasserabweisend und wasserfest, sehr beständig gegen andere Flüssigkeiten, also stabil und robust, eher auf ökologischer Seite. Hartöl kann für viele Möbel oder Bodenbeläge verwendet werden, um sie gegen äussere Einflüsse robust zu machen. Hartöl ist ein weiterverarbeitetes Produkt aus Leinöl, welches unter Luftabschluss verkocht wurde. Durch Zugabe gewisser Zusätze erhält man Leinölfirnis, welches etwas dicker ist, dadurch schneller aushärtet, aber dafür nicht so tief ins Holz eindringt.
(Quelle: In eigenen Worten teilweise aus Wikipedia "Leinöl" und dem Clou Datenblatt)
Wie wird es verarbeitet?
Ich verwende nach der üblichen Vorbehandlung des Radiogehäuses einen Pinsel und genügend Hartöl, um das Furnier oder Holz zu durchtränken, damit das Furnier oder Holz möglichst viel angefeuert wird. Das Öl zieht dabei sehr tief in den Untergrund ein. Nach mindestens einem Tag Aushärten wird bei grob-porigem Untergrund mit Schnellschleifgrund gedeckt und plangeschliffen. Danach wird Hartöl über Tage in mehreren Schichten auf das Gehäuse per Ballen aufgebracht und jeweils ausgehärtet, sowie leicht zwischengeschliffen. Das Gehäuse ist fertig, sobald der Restaurateur mit dem Endergebnis zufrieden ist.
Wichtig ist dabei noch, dass man immer in Richtung der Maserung arbeitet und dass auf der Oberfläche nach der Behandlung kein Öl mehr stehen bleibt. Das passiert oft beim Pinseln. Dazu kann nach etwa 20-30 Minuten das überschüssige Öl mit einem nicht fusselnden Lappen abgezogen werden.
Trocknung immer über Nacht, danach Zwischenschliff mit 300er - 400er Schmirgelpapier. Am Ende wird die Oberfläche nach einer Trocknung von mind. 24 Stunden nachpoliert.
Was hat es für Vorteile für uns Radiobastler?
Kurz um gesagt, man kann mit extrem wenig Aufwand eine lackähnliche, sehr robuste und wasserabweisende, glatte, glänzende Oberfläche auf ein Radiogehäuse herstellen. Der geringe Aufwand steht nicht im Verhältnis zum Aufwand einer Lackierung mit gleichem Ergebnis. Ein Ballen kann im Glas sicher verschlossen werden, Pinsel wird mit Terpentinersatz gereinigt. Kleckereien sind leicht abwischbar. Keine bis wenig Geruchsbelästigung. Schnelle, saubere Verarbeitung.
Nachteile?
Kaum, wenn dann nur der Preis für das Clou-Gebinde. Darauf achten, dass Hartöl-Gebinde und Schnellschleifgrund von einer Firma ist. Bei Leinöl steht immer die Selbstentzündung im Raum. (Lappen, Ballen ist sicher zu verschliessen)
Aktualisierung durch Moderator:
ACHTUNG! Schnellschleifgrund auf Hartöl geht schief. Ich habe mir das nach der Trocknung jetzt angesehen, das bringt mehr Schaden, als was es nützt. Siehe Beitrag #26
[attachment=16143]
[attachment=16144]
Ich habe gerade ein Gehäuse eines Siemens Qualitätssuper 53 in der Reparatur. Leider ist das Furnier beschädigt, doch werde ich es versuchen, so zu erhalten, also wenig Aufwand in die Schadstellen stecken. Die werden nach dem Hartöl-Auftrag mit Wachs kaschiert. Beim Furnier handelt es sich um geraden Mahagoni auf dem Deckbrett und den Seitenteilen und um Mahagoni Pommele auf den Flanken. Mein Schreiner sagte mir das und teilte mir mit, dass selbst er sowas noch nicht gesehen hat. Da sind wir beide schon gespannt, was dabei raus kommt. Ich werde hier berichten.