23.05.2020, 19:42
Hallo Freunde,
schon länger ging mir durch den Kopf, ich würde gerne für meine Sammlung einen Telefunken Zeesen überholen und für meine Sammlung haben. Der Telefunken Zeesen wurde in 2 Variationen gebaut. Die 1. Variante, also die frühere, war der TFK-Zeesen 875, die 2 Variante, die neuere war der 975. Beide Geräte gab es in der Wechselstromausführung und in der Allstromausführung. Die oben befindliche Skala war bei der Variante 1 3 farbig. Die 2. Variante hatte eine Skala mit durchgehend grüner Schrift, die bei Beleuchtung grünlich schimmert.
Hat die 1. Ausführung noch Topfsockelröhren und einen Schattenzeiger, hat die 2. Ausführung Stahlröhren und eine EM11 als mag. Auge. Diese Geräte haben eine Besonderheit. Davon dann mehr.
Mit meinem Vorhaben im Hinterkopf fand ich einen Telefunken-Zeesen 875 WK für sage und schreibe 20 Euro als Sofort-Kaufen-Preis bei ebay. Auch ein Preisvorschlag war noch möglich. Das Gerät gefiel mir auf Anhieb sehr gut. Es sah sehr gut erhalten aus. Also erst mal betrachten. Aja, natürlich fehlte bei dem Preis der Lautsprecher und der Netztrafo war auch entfernt. Ich schwankte: An sich weigere ich mich, so eine Fledderei noch zu unterstützen. Andererseits für den Kaufpreis. Aber Strafe muss sein, also machte ich einen noch niedrigeren Preisvorschlag. Niemals wäre ich auf den Gedanken gekommen, solch ein gut erhaltenes Gerät zu schlachten.
Ich mußte im Keller nicht lange suchen. Einen Netztrafo mit der Fassung für die Gleichrichterröhre hatte ich sofort zur Hand. Dumm nur, da gehört eine AZ11 rein. Weiteres Manko, die Heizspannung für die Röhren beträgt 6,3 Volt. Also reduzierte ich die Windungen auf beiden Seiten (Mittalanzapfung) auf 4,5 Volt. Mittlerweile traf das Gerät super verpackt ein. Der Verkäufer war übrigens ein Japaner, oder Chinese. Das Übliche. Nachdem der Netztrafo präpariert war, ging die Suche nach einem Lautsprecher los. Die Lautsprecher haben in diesen Geräten 3 Löcher für die Befestigung. Vor der Lautsprechern ist eine dünne Pappwand. Die Schrauben dringen in das "Lattengestell" ein.
Ein amerikanischer, elektrodynamischer Lautsprecher paßte sehr gut in der Gerät.
Ich wollte ihn erst umspritzen, aber man kann ja ruhig sehen, dass der Lautsprecher nicht mehr original ist. Bei den Mondpreisen für solche Telefunken-Lautsprecher ist ein Originalersatz nahezu ausgeschlossen. Auch das geänderte Netzteil paßt gut in das Radio.
Wenn Ihr auf die Bilder schaut. Diese Geräte haben einen wartungsfreundlichen Aufbau. Wenn man die 3 Stopfen von der Blende abzieht, kommt man an 3 Holzschrauben. Löst man die, kann man an sämtliche Teile vom Chassis. Das ist sehr gut gelöst. Aber man muss das wissen. Bei meinen 1. Gerät dieser Ausführung löste ich die Schrauben, die das Chassis auf den Leisten hält. Sämtliche Seile mußten entfernt werden. Als das Chassis raus war, sah ich das Geheimnis. Der spätere Wiedereinbau war eine Quälerei.
Sollte etwas mit den Seilzügen nicht funktionieren, lötet man den Netztrafo ab. Jetzt kann man das komplette Rahmenteil ausbauen. Auch sehr wartungsfreundlich. Vom Radiomuseum.org druckte ich mir die Unterlagen vom Radio aus und es sollte los gehen. Der dicke Netzelko auf dem Netztrafo wurde durch 2 Kleinelko's aus neuer Produktion ersetzt. Diese paßten bequem unter den Netzteilaufbau. Die Anschlüsse des alten Elko's wurden gekappt. Er dient nur noch der Optik. Nun ging es los, die gekappten Kabel wurden mit den entsprechenden Anschlüssen am Netzteil und am Lautsprecher verbunden.
Das Gerät war ja auch seiner Röhren beraubt. Also gab es jetzt Ersatz. Ich war neugierig und legte mal Spannung über den Regel-Trenntrafo an das Gerät. Und - ja es hatte sofort "gelebt". Wie wäre es, wenn man nun noch die Antenne einstöpselt? Es gab ein lauteres Knacken. Nicht mehr. Also, ZF funktioniert und den Oszillator mal ans Oszilloskop. An sich fast überflüssig. Mittel und Langwelle haben 2 Hescho-Keramikkondensatoren. Eine Routinemessung ergab, beide haben ihre Kapazität praktisch verloren. Diese beiden wurden ersetzt und auch gleich noch der Verlängerungskondensator der Kurzwelle. Tatsächlich, der Oszillator funktionierte wieder auf allen 3 Bereichen. Und der Empfang? War da aber eher leise. Alles abbrechen und Kondensatortausch. Ich habe - wie üblich - sämtliche Teerkondensatoren ersetzt. Danach war der Ton etwas kräftiger. Kein Wunder, auch die Koppelkondesatoren waren ja neu.
Nun prüfte ich zunächst den ZF-Verstärker. 3 Versteller reagierten. Ein Versteller zeige keine Reaktion. Man kann diese auch gut mit dem Oszilloskop beobachten. Ich schließe das immer an der Signaldiode an. In den Bandfiltern befanden sich keine Keramischen Hescho's. Die dort vorhandenen Kondensatoren sahen noch sehr gut aus, trotzdem entschloß ich mich beide in dem Bandfilter zu ersetzen. Sie müssen mit einem Cuttermesser heraus geschnitten werden.
Nun habe ich wieder den ZF-Verstärker durch gemessen. Alle 4 Spulen ließen sich einwandfrei abgleichen. Aber irgendetwas war hier noch faul. Jetzt fand ich es: Am Schirmgitter der AF3 lag eine viel zu niedrige Spannung an. Ich weiß ja, das prüft man als Erstes! Nach Ersatz des 20 Kiloohm-Widerstandes hat das Gerät einen tollen Empfang auf allen 3 Bereichen.
Hm, aber die Frequenzen in den oberen Frequenzen... Auf der LW paßt alles. Naja, die beiden Oszillatortrimmer der Kurz- und Mittelwelle sind taub. Sie wurden mit neuen Trimmern überlötet. Die beiden Trimmer der Zwischenkreise funktionieren. Der Vorkreistrimmer der MW wurde ebenfals durch einen anderen Trimmer gebrückt. Ich habe ja am Meßsender eine Frequenzanzeige. Nach dem Abgleich der Trimmer und Spulen empfängt das Gerät wieder wie am ersten Tag. Das Gerät hat mir einen großen Spaß gebracht. Leider ist mal wieder der Schattenzeiger defekt. Er wurde durch 10 Kiloohm gebrückt.
Das Gehäuse wurde anschließend schön poliert und mit Möbelpolitur bearbeitet. Das Radio sieht wieder aus, als ob es ewig im Wohnzimmer stand.
Hier mal das Radio von vorne. Das sieht noch sehr gut aus. Die Blende glänz wie neu. Der Lautsprecherstoff ist sehr gut erhalten
So wird das Radio gewartet. Die Blende ist ab.
Hier Ansicht von hinten. Das ist der neue Lautsprecher
Hier das neue Netzteil. Tja und das gerissene Seil vom Skalenantrieb.
Hier Ausbau des gesamten Holzrahmens
Jetzt ist das Radio fertig.
Schaut mal wie gut auch noch die Rückwand aussieht.
Ich weiß, wie viele jetzt denken, naja, so ein Radio... Wieder welche, man hätte ein komplettes nehmen sollen. Ja, alles richtig. Aber zum Einen ist die Reparatur eines solch komplexen Geräte mit Oszilloskop und Zubehör sehr interessant. Dann muß man den guten Zustand des Radios sehen. So ist er gerettet. Ich freue mich über das Radio und die gelungene Reparatur.
schon länger ging mir durch den Kopf, ich würde gerne für meine Sammlung einen Telefunken Zeesen überholen und für meine Sammlung haben. Der Telefunken Zeesen wurde in 2 Variationen gebaut. Die 1. Variante, also die frühere, war der TFK-Zeesen 875, die 2 Variante, die neuere war der 975. Beide Geräte gab es in der Wechselstromausführung und in der Allstromausführung. Die oben befindliche Skala war bei der Variante 1 3 farbig. Die 2. Variante hatte eine Skala mit durchgehend grüner Schrift, die bei Beleuchtung grünlich schimmert.
Hat die 1. Ausführung noch Topfsockelröhren und einen Schattenzeiger, hat die 2. Ausführung Stahlröhren und eine EM11 als mag. Auge. Diese Geräte haben eine Besonderheit. Davon dann mehr.
Mit meinem Vorhaben im Hinterkopf fand ich einen Telefunken-Zeesen 875 WK für sage und schreibe 20 Euro als Sofort-Kaufen-Preis bei ebay. Auch ein Preisvorschlag war noch möglich. Das Gerät gefiel mir auf Anhieb sehr gut. Es sah sehr gut erhalten aus. Also erst mal betrachten. Aja, natürlich fehlte bei dem Preis der Lautsprecher und der Netztrafo war auch entfernt. Ich schwankte: An sich weigere ich mich, so eine Fledderei noch zu unterstützen. Andererseits für den Kaufpreis. Aber Strafe muss sein, also machte ich einen noch niedrigeren Preisvorschlag. Niemals wäre ich auf den Gedanken gekommen, solch ein gut erhaltenes Gerät zu schlachten.
Ich mußte im Keller nicht lange suchen. Einen Netztrafo mit der Fassung für die Gleichrichterröhre hatte ich sofort zur Hand. Dumm nur, da gehört eine AZ11 rein. Weiteres Manko, die Heizspannung für die Röhren beträgt 6,3 Volt. Also reduzierte ich die Windungen auf beiden Seiten (Mittalanzapfung) auf 4,5 Volt. Mittlerweile traf das Gerät super verpackt ein. Der Verkäufer war übrigens ein Japaner, oder Chinese. Das Übliche. Nachdem der Netztrafo präpariert war, ging die Suche nach einem Lautsprecher los. Die Lautsprecher haben in diesen Geräten 3 Löcher für die Befestigung. Vor der Lautsprechern ist eine dünne Pappwand. Die Schrauben dringen in das "Lattengestell" ein.
Ein amerikanischer, elektrodynamischer Lautsprecher paßte sehr gut in der Gerät.
Ich wollte ihn erst umspritzen, aber man kann ja ruhig sehen, dass der Lautsprecher nicht mehr original ist. Bei den Mondpreisen für solche Telefunken-Lautsprecher ist ein Originalersatz nahezu ausgeschlossen. Auch das geänderte Netzteil paßt gut in das Radio.
Wenn Ihr auf die Bilder schaut. Diese Geräte haben einen wartungsfreundlichen Aufbau. Wenn man die 3 Stopfen von der Blende abzieht, kommt man an 3 Holzschrauben. Löst man die, kann man an sämtliche Teile vom Chassis. Das ist sehr gut gelöst. Aber man muss das wissen. Bei meinen 1. Gerät dieser Ausführung löste ich die Schrauben, die das Chassis auf den Leisten hält. Sämtliche Seile mußten entfernt werden. Als das Chassis raus war, sah ich das Geheimnis. Der spätere Wiedereinbau war eine Quälerei.
Sollte etwas mit den Seilzügen nicht funktionieren, lötet man den Netztrafo ab. Jetzt kann man das komplette Rahmenteil ausbauen. Auch sehr wartungsfreundlich. Vom Radiomuseum.org druckte ich mir die Unterlagen vom Radio aus und es sollte los gehen. Der dicke Netzelko auf dem Netztrafo wurde durch 2 Kleinelko's aus neuer Produktion ersetzt. Diese paßten bequem unter den Netzteilaufbau. Die Anschlüsse des alten Elko's wurden gekappt. Er dient nur noch der Optik. Nun ging es los, die gekappten Kabel wurden mit den entsprechenden Anschlüssen am Netzteil und am Lautsprecher verbunden.
Das Gerät war ja auch seiner Röhren beraubt. Also gab es jetzt Ersatz. Ich war neugierig und legte mal Spannung über den Regel-Trenntrafo an das Gerät. Und - ja es hatte sofort "gelebt". Wie wäre es, wenn man nun noch die Antenne einstöpselt? Es gab ein lauteres Knacken. Nicht mehr. Also, ZF funktioniert und den Oszillator mal ans Oszilloskop. An sich fast überflüssig. Mittel und Langwelle haben 2 Hescho-Keramikkondensatoren. Eine Routinemessung ergab, beide haben ihre Kapazität praktisch verloren. Diese beiden wurden ersetzt und auch gleich noch der Verlängerungskondensator der Kurzwelle. Tatsächlich, der Oszillator funktionierte wieder auf allen 3 Bereichen. Und der Empfang? War da aber eher leise. Alles abbrechen und Kondensatortausch. Ich habe - wie üblich - sämtliche Teerkondensatoren ersetzt. Danach war der Ton etwas kräftiger. Kein Wunder, auch die Koppelkondesatoren waren ja neu.
Nun prüfte ich zunächst den ZF-Verstärker. 3 Versteller reagierten. Ein Versteller zeige keine Reaktion. Man kann diese auch gut mit dem Oszilloskop beobachten. Ich schließe das immer an der Signaldiode an. In den Bandfiltern befanden sich keine Keramischen Hescho's. Die dort vorhandenen Kondensatoren sahen noch sehr gut aus, trotzdem entschloß ich mich beide in dem Bandfilter zu ersetzen. Sie müssen mit einem Cuttermesser heraus geschnitten werden.
Nun habe ich wieder den ZF-Verstärker durch gemessen. Alle 4 Spulen ließen sich einwandfrei abgleichen. Aber irgendetwas war hier noch faul. Jetzt fand ich es: Am Schirmgitter der AF3 lag eine viel zu niedrige Spannung an. Ich weiß ja, das prüft man als Erstes! Nach Ersatz des 20 Kiloohm-Widerstandes hat das Gerät einen tollen Empfang auf allen 3 Bereichen.
Hm, aber die Frequenzen in den oberen Frequenzen... Auf der LW paßt alles. Naja, die beiden Oszillatortrimmer der Kurz- und Mittelwelle sind taub. Sie wurden mit neuen Trimmern überlötet. Die beiden Trimmer der Zwischenkreise funktionieren. Der Vorkreistrimmer der MW wurde ebenfals durch einen anderen Trimmer gebrückt. Ich habe ja am Meßsender eine Frequenzanzeige. Nach dem Abgleich der Trimmer und Spulen empfängt das Gerät wieder wie am ersten Tag. Das Gerät hat mir einen großen Spaß gebracht. Leider ist mal wieder der Schattenzeiger defekt. Er wurde durch 10 Kiloohm gebrückt.
Das Gehäuse wurde anschließend schön poliert und mit Möbelpolitur bearbeitet. Das Radio sieht wieder aus, als ob es ewig im Wohnzimmer stand.
Hier mal das Radio von vorne. Das sieht noch sehr gut aus. Die Blende glänz wie neu. Der Lautsprecherstoff ist sehr gut erhalten
So wird das Radio gewartet. Die Blende ist ab.
Hier Ansicht von hinten. Das ist der neue Lautsprecher
Hier das neue Netzteil. Tja und das gerissene Seil vom Skalenantrieb.
Hier Ausbau des gesamten Holzrahmens
Jetzt ist das Radio fertig.
Schaut mal wie gut auch noch die Rückwand aussieht.
Ich weiß, wie viele jetzt denken, naja, so ein Radio... Wieder welche, man hätte ein komplettes nehmen sollen. Ja, alles richtig. Aber zum Einen ist die Reparatur eines solch komplexen Geräte mit Oszilloskop und Zubehör sehr interessant. Dann muß man den guten Zustand des Radios sehen. So ist er gerettet. Ich freue mich über das Radio und die gelungene Reparatur.
Es grüßt Euch aus Peine
Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.