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Vorstellung meines SABA 310 WL
#1
Hallo in die Runde.

Da ich wegen Nichtnutzbarkeit meiner Radiowerkstatt auf Grund eines im darüber liegenden Geschoss stattgefundenen Wasserrohrbruchs zur Zeit etwas unterbeschäftigt bin, dachte ich mir, ich stelle mal ein Gerät vor, das sich schon lange in meiner Sammlung befindet.

   

Es ist eines meiner Lieblingsradios, und daher soll dies auch kein schnöder Typbericht werden. Vielmehr möchte ich neben den erforderlichen Technischen Daten und Fotos dieses Radios auch auf die Umstände seines Erwerbs, den Zustand beim Kauf und die Herausforderungen bis zur Wiederinbetriebnahme eingehen. Aber keine Sorge, die Instandsetzung liegt schon rund 30 Jahre zurück und es ist davon kein Bildmaterial vorhanden. Damit wird dies weder ein Restaurierungs- noch ein Reparaturbericht. Wer letzteres sucht, wird dazu hier im Forum einen erstklassigen Bericht unseres Kollegen Rolf finden.  https://radio-bastler.de/forum/showthrea...#pid206619

Vorweg sei so viel bereits verraten: Mein 310 WL befand sich in vergleichbarem Zustand, eher noch etwas mehr verrostet. (Allerdings war und ist das Gehäuse ohne Riss, d.h. links der Skala vermittelt die Gehäusemarmorierung einen falschen Eindruck).


Hier nun erstmal der technische Kurzsteckbrief:

SABA 310 WL, also mit eingebautem Lautsprecher. Das Gerät gab's auch in kleinerem Gehäuse zum Betrieb mit einer SABA-Lautsprecherbox.

Baujahr:            1934

Spannung:        Wechselstromgerät, umschaltbar auf verschiedene Spannungen

Röhren:             RENS 1264, RENS 1204, RES 164, RGN 1054

Prinzip:              Geradeaus, Zweikreiser

Lautsprecher:     Elektrodynamisch, Feldspule 10 kOhm

Wellenbereiche:  M, L, TA

Skala:                Mit Stationsnamen, Zelluloid, beleuchtet


(Ich gliedere den Bericht in mehrere Teile, weiter geht's demnächst)
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#2
Hallo, Klaus,
Ein wunderschönes Gerät!!!
Gruß,
Ivan
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#3
Ist ein schönes Radio, sehr dekorativ.
Habe auf EBay Kleinanzeigen ein solches Radiogehäuse gesehen, jetzt weis ich für welches Radio dieses ist
Grüße

Andy

Was wir wissen, ist ein Tropfen, was wir nicht wissen, ein Ozean.

Zitat von Sir Isaac Newton
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#4
Hallo Klaus
Schön , das man die 310er Modelle von euch Sammlern hier sieht. Das spornt an! Mein 310WL wartet auf seine Wiederbelebung, die Ersatzteilsuche war sehr Zeitraubend. Nun ist ein perfekter Lautsprecher schon da. Eine Original Saba Gleichrichterröhre suche ich noch. Denn die steht auf der Bestückungsliste auf der Rückwand.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#5
(30.12.2021, 19:22)Radionar schrieb: ... Eine Original Saba Gleichrichterröhre suche ich noch. Denn die steht auf der Bestückungsliste auf der Rückwand....


Hallo Detlef.

Freut mich, dass Du Dich für die noch folgende Vorstellung dieses Gerätes interessierst, das sich sich seit nunmehr 30 Jahren in meinem Besitz befindet, nachem es zuvor ein überlanges Arbeitsleben durchlebt hatte.

Was nun die Gleichrichterröhre anbelangt: Auf der Rückwand meines Radios (Baujahr 1934) ist die RGN 1054 benannt.
Es gibt allerdings Modelle, bei denen die SABA 311 benannt ist:
https://www.radiomuseum.org/tubes/tube_311_saba.html
https://www.radiomuseum.org/r/saba_310wl_2.html

Das ist zwar, technisch gesehen, die gleiche Röhre, indes ist ein solchermaßen gelabeltes Exemplar natürlich selten.

Ich drücke Dir die Daumen. Smiley20
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#6
(Teil 2)

Der Bericht soll sich ja, wie ich eingangs schrieb, um die Vorstellung dieses Radios drehen, im Sinne von "Radios und ihre Geschichte".
Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob die gewählte Rubrik passt, da es sich beim 310WL um ein Vorkriegsradio handelt (bitte verschieben, wenn es in die Sammelrubrik "Radioempfänger bis 1945" soll. Danke.)

Kommen wir also zunächst zum Erwerb dieses Geräts, bevor es mit Fotos weitergeht.

Das war circa 1991, auf einem Flohmarkt im Münsterland. Damals kamen viele Geräte auf den Markt, die ihr Leben jenseits des Eisernen Vorhangs verbracht hatten, und zumeist sehr lange mittels verschiedenster Reparaturen am Leben gehalten worden waren. Im Westen waren solche Gerätetypen zuvor auf den Flohmärkten praktisch nicht mehr zu finden, und eb.. gab's noch nicht.

Der hier gezeigte SABA gefiel mir auf Anhieb, für mich eines der schönsten Radios dieser Zeit, und er passte in die Reihe der bereits vorhandenen SABA-Geräte dieser Ära, die ich über die Jahre aufgetrieben hatte.
Er hatte, wie das Sortiment des Flohmarkthändlers und nicht zuletzt die später im Gerät auffindbaren Reparaturbauteile verrieten, sein Leben in der DDR verbracht. Und das war ein langes Betriebsleben, denn der in diesen Geräten übliche große Netzteilbecherkondensator fehlte und war durch einen kleinen DDR-Elko ersetzt, der eine Herstellungsstempelung des Jahres 1970 trug. Das Gerät war also in oder nach diesem Jahr immer noch in Gebrauch, denn von einer Restaurierung zum Sammlungsgerät fand sich nicht die leiseste Spur.

Vielmehr zeigte der bereits reichlich vorhandene Rostbefall (insbesondere am Lautsprecher) sowie die heftige Oxydation an Buntmetallteilen wie den Netzkabelanschlusssteckstiften, dass das Gerät eine längere Lagerung unter ungünstigen Bedingungen erfahren hatte. Es war zudem unglaublich verdreckt.
Offenbar war bis zuletzt versucht worden, das Radio betriebsbereit zu halten. So zeigte sich die RENS 1264 zwar elektrisch defekt, ein größeres freigekratztes Feld in der silbernen Telefunken - Metallisierung ließ aber die Vermutung zu, dass ein Reparateur mittels Blick ins Innere versucht hatte, diese doch noch irgendwie (vielleicht durch Ausbrennen eines Elektrodenschlusses?) zu retten.

Für damals 80 DM wechselte das Gerät den Besitzer. Enthalten im Preis waren noch "Ersatzröhren", wie der Verkäufer meinte, die ich mir allerdings abends an seinem Wohnort abholen müsse. Nun, die Ersatzröhren entpuppten sich als VCL 11 & VY 2, nicht ganz passend, aber trotzdem an anderer Stelle gut zu gebrauchen.

Mir war damals bewusst, dass ich mir viel Arbeit einhandeln würde. Aber mein Entschluss stand fest, dass dieses Radio wieder spielen musste. Es sollte aber eine Reparatur werden, keine Museumsrestaurierung. Die Voraussetzungen dazu waren gut, da das Radio bis auf den nicht mehr vorhandenen großen Becherkondensator komplett war.

      ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Aber werfen wir nun doch mal weitere Fotoblicke auf das Radio.

   

Wir haben hier den gereinigten Originalstoff. Erstaunlicherweise changiert er etwas ins Rötliche, was nicht an der Kamera liegt. Es scheint mir so, dass der unglaubliche Dreck, der sich beim Kauf auf dem Gerät fand, einiges konserviert hat.
Zu diesem Schluss komme ich auch beim Betrachten der Originalskala, die bei fast allen Geräten verwischt ist. Vorliegend ist trotz des langen Arbeitslebens noch fast alles lesbar, allerdings war die Reinigung seinerzeit ein wahrer "Eiertanz":

   

Diese Skala war bei SABA die erste, die Stationsnamen trug. Sie findet sich baugleich auch im Super 520. Der Vorgänger 31 W(L) trug noch eine Zahlenskala. Der Nachfolgetyp unseres 310, also der hier auch schon im Forum vorgestellte 311, hatte eine in der Größe gewachsene Skala, und wichtiger noch, diese Skala war durch eine klare Plexiglasscheibe vor Verschmutzung und schriftverwischenden Reinigungsversuchen geschützt.

Die Skala dieses 310 WL trägt die Nummer 286/49 l  .
Das "kleine L" deutet auf den neuen Luzerner Wellenplan hin. Der MW-Sender "Stuttgart" z.B. findet sich danach am rechten Skalenrand auf der ihm nach diesem Wellenplan zugewiesenen neuen Frequenz. Näheres ist hier
https://www.radiomuseum.org/forum/radio_...eit_1.html
zu erfahren; auf die Skala eines SABA 310 ist ausdrücklich Bezug genommen.

Dieser Umstand ist ein weiteres Indiz dafür, dass es sich beim hier vorgestellten Radio um ein spätes Gerät dieser Serie handelt. Ein mir erinnerlicher Werksstempel unterhalb des Chassis weist das Frühjahr 1934 aus.

Rückwärtig schaut's so aus:

   

Das Radio hat eine Rückwand aus Pertinax, die dem Käufer mittels ihrer Beschriftung zugleich die Bedienung des Geräts nahebringt:

   

(Leider mit meinen fototechnischen Mitteln nicht mehr besser zu fotografieren, da die Schrift bereits ziemlich blass geworden ist. Wer sich etwas über den Spiegelglanz wundert: Ich hatte die Rückwand seinerzeit mit Klarlack überzogen, um die Schriftreste zu konservieren.)


.jpg   Rückwandschrift u rechts.jpg (Größe: 48,03 KB / Downloads: 272)

Das Netzanschlusskabel wird eingesteckt, wie man dies von alten Heizlüftern oder Kochplatten kennt. Hier war noch kein in die Rückwand integrierter Stecker vorhanden, der das Radio bei Abnahme der Rückwand von Netz trennte, wie dies bei späteren Modellen der Fall ist:

   

Der Blick ins Innere offenbart einen klassischen Aufbau, wie er grundsätzlich bereits von den Vorgängertypen S 35 und S 31 W (L) bekannt ist. Mittig der große Plattenkondensator mit 2 Paketen und oben angeordneten Trimmern. Links der Netztrafo, dessen Spannungswahl mittels Einsteckens einer großen Glasrohrsicherung in den der richtigen Netzspannung zugeordneten Sicherungshalter erfolgt.

   

Die Röhren in der Reihenfolge v.l.n.r:  RGN 1054, RES 164, RENS 1204, und hinten verdeckt die RENS 1264.

In den großen runden Metallbechern die Spulen des Geräts, darüber der elektrodynamische SABA-Lautsprecher samt AÜ.

Die Chassisnummer ist durch starken Rostbefall in just diesem Bereich nicht mehr in Gänze zu erkennen. Folgendes lässt sich noch entziffern:  92. . . C

(Ich muss an dieser Stelle darauf hinweisen, dass auf dem letzten Foto Reparaturen zu sehen sind, die in den 90ern von mir ausgeführt wurden. Manches würde ich heute anders machen (!), und vielleicht wird dies ja auch demnächst in Angriff genommen)
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#7
Ein kleiner Nachtrag, da ich meinen vorherigen Beitrag nicht mehr ändern kann:

Die Skala dieses 310 WL trägt die Nummer 286/49 l  .
Das "kleine L" deutet auf den neuen Luzerner Wellenplan hin. Der MW-Sender "Stuttgart" z.B. findet sich danach am rechten Skalenrand auf der ihm nach diesem Wellenplan zugewiesenen neuen Frequenz. Näheres ist hier
https://www.radiomuseum.org/forum/radio_...eit_1.html
zu erfahren; auf die Skala eines SABA 310 ist ausdrücklich Bezug genommen.

Dieser Umstand ist ein weiteres Indiz dafür, dass es sich beim hier vorgestellten Radio um ein spätes Gerät dieser Serie handelt. Ein mir erinnerlicher Werksstempel unterhalb des Chassis weist das Frühjahr 1934 aus.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#8
Hallo Klaus,

ich habe Deinen Nachtrag oben in Deinem Bericht ergänzt.

Und ja, der Bericht gehört themenbezogen zu den Geräten bis 1945, auch wenn es dort keinen Extra Bereich für Gerätevorstellungen gibt. Langfristig kann man überlegen, dort auch eine Unterteilung einzurichten. Einiges an der "alten" und historisch gewachsenen Struktur ist überholungsbedürftig und mit der Zeit, werden wir hier auch Änderungen und Aktualisierungen durchführen. Noch aber ist der Verein jung und die Zeit fehlt noch.

Ich verschiebe also den Bericht, der übrigens ganz toll angelegt ist. Das ist eine Gerätevorstellung die ganz nach meinem Herzen ist!
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#9
Danke, Anton, einmal fürs Einsortieren in die geeignetere Rubrik, und einmal fürs Lob.
Wünsche Dir und dem gesamten Verein ein gutes und zufriedenes 2022.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#10
Danke Klaus und für Dich das Gleiche Smiley53
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#11
(Teil 3)

Weiter geht's mit dem SABA.
Er läuft übrigens zur Zeit und dudelt fröhlich vor sich hin, ich weiß nicht, nach wie vielen Jahren zum ersten Mal wieder. Wurde natürlich vorsichtig in Betrieb genommen, Spannungen gemessen etc.
Ab und zu "knurpselt" er etwas, also wird demnächst ein Blick unters Chassis fällig werden.

Kommen wir doch gleich mal zum Chassis, aber nur von oben:

   

Man sieht, was ich damit meinte, dass das Radio nie restauriert, sondern nur instandgesetzt ("repariert") wurde. Ich stand damals mit 5 Beinen im Berufsleben, Familie war da natürlich auch noch, und so war weder Zeit noch Lust vorhanden, das Gerät komplett zu zerlegen und lacktechnisch aufzufrischen. Also blieb, nach einer Reinigung, die 'Patina' erhalten. Ich überlege, ob ich dies heute, da ich mehr Zeit habe, nochmal ändern soll, oder dies einfach belasse, tendiere aber zu letzterem, denn der Funktion tut es keinen Abbruch.

Kritisch an SABA-Radios dieser Zeit sind ja die Zinkgussteile, die sich hier am großen Plattendrehko sowie an dem kleineren Antennen- und dem Rückkopplungsdrehko finden. Die beiden letzteren sind ebenfalls als Luftplattenkondensatoren ausgeführt, d.h. es wurden keine sog. "Quetscher" verbaut.
Die Bilanz fiel seinerzeit gemischt aus:   Großer Abstimmdrehko intakt (!), die kleineren bereits mäßig von Zinkpest befallen. Da wir hier in keinem Reparaturthema sind, nur kurz die seinerzeit ausgeführte Rettungsmaßnahme, um die kleinen zu erhalten. Ich nahm Zweikomponentengießharz und füllte dies in die Plattenzwischenräume der Statoren, nachdem ich die Lamellen ausgerichtet hatte. Das Zeug wurde beim Aushärten heiß und floß gut. Nach dem Aushärten musste allerdings zwischen den Statorplatten mittels eines kleinen Fräsers etwas überschüssiges Harz entfernt werden, damit die Rotorlamellen wieder auf ganzem Weg eintauchen konnten.

Ebenfalls defekt waren waren die beiden oberhalb des großen Plattenkondensators angeordneten Trimmer. Ich entschied mich für die gezeigten Philips-Lufttrimmer, was technisch gut funktioniert, optisch aber gewöhnungsbedürftig ist. Hier könnte ich mir eine korrigierende Maßnahme vorstellen.

Eine größere Baustelle war der hier:

   

Kurzum: Membran mit Schwingspule intakt; AÜ ebenso, wenngleich verrostet. Der Rest massiv rostbefallen, die Feldwicklung ohne Durchgang.
Ich leihe mir hier mal aus einem anderen rbf-thread das von unserem Kollegen Rolf modifizierte Schaltbild aus, damit die Problematik deutlicher wird:

   

Die Feldspule von 10 kOhm liegt nicht zwischen Ladekondensator und Siebkondensator, sondern bildet eine Last parallel zum Netztrafo.
Nach Ausbau der defekten Spule zeigte sich, dass dies nicht der erste Vorfall dieser Art war. Ein früherer Reparateur hatte bereits den Bakelitwickelkörper einseitig aufgebrochen und sich ein Drähtchen nahe des Kerns 'geangelt', um so wieder eine Funktionstüchtigkeit des Radios herzustellen. War nun wieder kaputt, also schien ein weiterer Bastelversuch in diese Richtung nicht zielführend.
Kurzum: Die Spule wurde gestrippt und wir (also meine Frau und ich) wickelten seinerzeit Stunde um Stunde den 0,11 mm² dicken CuL-Draht Lage um Lage mittels einer Handbohrmaschine (das sind die altertümlichen Dinger mit kleiner Kurbel und Zahnradüberetzung) geduldig neu:

   

Ich weiß rückwirkend nicht mehr, wieviele Stunden dies in Anspruch nahm, aber es hat unserer Ehe nicht geschadet  Wink ,  und es konnten sogar etwas mehr als 10 kOhm erreicht werden. Funktioniert bis heute.

Die Farbe des Korbes nenne ich Gartenzaunpfostengrün, sie stammt aus dem Baumarkt und wurde per Pinsel aufgetragen. Damals gab's noch Kunstharzlacke, die zwar einige Stunden trockneten, dafür aber sehr schön verliefen. Die Farbe kommt dem Original sehr nahe. Frühere SABA-Lautsprecher dieser Bauart (z.B. im S 31 WL) waren in einem dunkleren Blaugrau lackiert.

Der Klang dieses frühen Lautsprechers ist überraschend gut und sauber. Ein Schwarzwälder Qualitätsprodukt.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#12
Hallo Klaus,
danke für den spannenden Bericht.

Da hast Du Dir (und Deiner Frau) mit dem Lautsprecher aber richtig Arbeit gemacht,
aber wichtig ist am Ende immer das Ergebnis und das kann sich sehen lassen...

Viele Grüße,
Rolf
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#13
Oh, wie schön ist es geworden! Insbesondere die Rückwand ist einfach prima!!!
Gruß,
Ivan
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#14
Hallo Rolf und Ivan, danke für Euer Interesse.
Ich besitze viele Radios, aber das hier gezeigte mag ich in besonderem Maße, nicht nur wegen seiner Optik. Ich betrachte es als eine Art 'Langläufer', getreu der früheren Werbung für den VW Käfer (Läuft und läuft und läuft....), also ein Radio mit überlangem Arbeitsleben. Im nächsten Teilbeitrag werde ich anhand der vorgefundenen Röhren auf diesen Aspekt noch eingehen.
Schön ist, dass das Gerät trotz der von früheren Reparateuren durchgeführten Instandsetzungen nicht vermurkst wurde, also z.B. keine Löcher ins Gehäuse gebohrt wurden, um daran innen große Blockkondensatoren oder Trafos festzuschrauben.

Sobald ich meine Radiowerkstatt wieder in vollem Umfang werde nutzen können, baue ich zwecks einer Inspektion das Chassis aus. Dann schaue ich mir auch mal die berüchtigten Zinkgussteile näher an, ob sich über die Jahre eine Verschlechterung ergeben hat.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
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#15
(Teil 4)


Kommen wir abschließend zu den Röhren des Radios. Für ein Gerät, das so lange in Betrieb gehalten wurde, bedarf es natürlich von Zeit zu Zeit einer neuen Röhre.........eigentlich.

Vier Röhren haben wir, folgende Typen hat der Hersteller dem Gerät spendiert: RENS 1264, RENS 1204, RES 164, RGN 1054

Alle 4 Röhren schienen zur Werksbestückung zu gehören und stammten von Telefunken, achteckiges Emblem.
Folgendes Bild beim Kauf:

- Die RENS 1264 war defekt, weiter oben bereits beschrieben. Das dürfte letztlich zur endgültigen Stilllegung des Radios geführt haben (die beim Kauf unterbrochene Feldwicklung sehe ich als Folge der mangelhaften Lagerung des Geräts, "verrottet").

- Die RENS 1204 zeigte nur noch mäßige Emission auf dem Funke W19S: Sie erreichte das Prüffeld "Unbrauchbar" gerade mal mittig.

- Die RES 164 bot das gleiche traurige Bild.

- Die RGN 1054 unterschied sich von den beiden vorgenannten: Sie war noch schlechter, d.h. der Zeiger des RPG bewegte sich hier bei jedem System nur noch minimal. Wie auf diese Weise vor Ausfall der RENS 1264 noch Radioempfang möglich war, erschließt sich mir nicht.


Ich hatte zu jener Zeit begonnen, ein Regeneriergerät zu bauen, das allerdings mangels einiger benötigter Bauteile selbst noch eine Baustelle war (spricht man bei der Erstellung von Schriftgut heutzutage neudeutsch vom living document, so hatte ich hier ein living instrument).
Zeitgenössische Literatur zum Regenerieren war als Nachdruck vorhanden, und zu verlieren gab es ja bei dieser Ausbeute wirklich nichts mehr.

Um es kurz zu machen:
Die RGN 1054 blieb tot.  Die RENS 1204 schaffte es fortan mit Ach und Krach in das Feld "Gut" des W19S, wenngleich sie für diesen Weg eine gefühlte Ewigkeit benötigte.  Die RES 164 arbeitete sich ebenfalls ins Feld "Gut" vor. Beide letztgenannten durften somit im Radio verbleiben, allerdings machte ich mir keine großen Hoffnungen ob langjähriger Nachhaltigkeit dieser Regenerierungsmaßnahme.

Hier mal ein Foto der Aspiranten:


   


Zur Seite gestellt wurde eine RGN 1054 aus dem Fundus, links im Bild. Natürlich wurde auch eine gebrauchte RENS 1264 verbaut, womit dem Radio tatsächlich nach Wochen der Arbeit wieder Töne entlockt werden konnten.
Bleiben wir mal bei der RGN 1054 aus dem Fundus. Ich liebe solche Reparaturbanderolen:


   


Es findet sich handschriftlich das Prüfdatum 3.2.1953 und die Einstufung "gut". Das war ein Dienstag. Interessant ist, dass diese Reparaturbanderole auch ein Feld "regeneriert" ausweist.



Nun, wie sieht es heute aus?

Die RES 164 ist nach wie vor gut bei Kräften. Die RENS 1204 hat sich ihrem Schicksal ergeben und rangiert wieder im Bereich "Unbrauchbar"; sie dürfte es hinter sich haben. Leider schwächelt auch die ersetzte RGN 1054 auf einem System. Hat also gegenüber 1953 Federn gelassen.

Bevor das Radio nun weiter betrieben wird, steht eine technische Durchsicht an. Das übliche halt, Widerstände begutachten und die damals ersetzten Kondensatoren beäugen.
Das gehört aber nicht mehr zur Vorstellung des Radios.
_____________

Gruß
klaus


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#16
Zum Abschluss des Berichts noch ein kleines Kuriosum, das mir so erst so recht bewusst wurde, als ich nunmehr das Chassis zwecks Inspektion ausbaute und mich dazu in andere Reparaturberichte der SABA 310 W / 310 WL hier im rbf einlas.

Ich schrieb zuvor ja bereits, dass es sich angesichts der Produktionsnummer von 92..8 C  (Rest ist leider unkenntlich verrostet) wohl um ein spätes Gerät der Serie handelt, das zudem auf der Skala bereits den Luzerner Wellenplan berücksichtigt (in Kraft getreten am 15.1.1934). Die von mir als original vermutete Telefunken RES 164 lässt sich anhand ihrer Sockelstempelung "he" als im November 1933 verorten. 

Nun schaut Euch mal diese Fotos meines 310 WL an.
Zunächst die Buchsenleiste des rückwärtigen Chassis:

   

Von links:
Netzsteckerstifte, Abgang Feldwicklung, Abgang AÜ des Lsp., Pick Up, Erde und Antenne.


Von innen, die ab Werk verkabelten Buchsen:

   


Nun die Rückwand:

   

Die Buchsen für 'Feld' und 'AÜ' sind nicht durchgestochen. Na ja, dann wurde halt wohl durchgängig fur den 310 W und den 310 WL das gleiche Chassis verwendet, vielleicht aus Kostenersparnisgründen. So könnte man banal vermuten.

Dem war aber nicht so. Betrachten wir dazu das von unserem Kollegen Rolf restaurierte Gerät, das laut Chassisnummer älter ist (Nr. 83607 C):
https://radio-bastler.de/forum/attachment.php?aid=90413

Die Buchsen scheinen zwar auch vorhanden, aber sie sind nicht bestückt. Der Träger der Baueinheit blieb leer:

https://radio-bastler.de/forum/attachment.php?aid=90541


Welche Schlussfolgerung kann man ziehen?
Nun, ungeachtet des Umstands, dass SABA während der laufenden Produktion immer mal wieder Änderungen einfließen ließ (z.B. Befestigung und Gestaltung der vorderen Knebelknöpfe) macht es wenig Sinn, das frühere 310 WL - Chassis (Rolf) ohne die Buchsen zu fertigen, das spätere und damit jüngere Chassis (meins) dagegen mit diesen Buchsen, aber ohne die Rückwanddurchbohrungen.
Man könnte nun anführen, mein Gerät sei eine Marriage, also die Verheiratung eines 310 W - Chassis mit einem 310 WL - Gehäuse. Das scheint mir angesichts des in sich stimmigen Gesamteindrucks des Radios beim Kauf nicht der Fall. Ein solch gesamter Chassiswechsel hätte (anders als etwa beim Einbau eines VE 301 W - Chassis in ein Holzgehäuse des VE 301 G, wegen Netzumstellung) m.E. auch wenig Sinn gemacht. Zudem darf, als stärkstes Argument, nicht vergessen werden, dass das 310 W - Chassis natürlich nicht die 5 inneren Lautsprecherzuleitungen benötigt, die mein Gerät original besitzt.

Ich komme eher zu folgender Schlussfolgerung. Das von mir vorgestellte Gerät dürfte der Endphase der Produktionsreihe 310 zuzuordnen sein. Vermutlich war, dem Zeitgeist folgend, der 310 W als Gerät für ausschließlich externen Lautsprecher bereits aus der Produktion genommen worden, und die noch vorhandenen Chassis diese Typs wurden nun in die letzten 310 WL - Gehäuse verbaut. Schaltungstechnisch gibt's ja keine Unterschiede.
_____________

Gruß
klaus


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