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Siemens D-Zug, ein Stil-Nachbau-Werdegang
#1
Hallo zusammen,

wer hätte dieses Gerät nicht gerne im eigenem Regal stehen?
Gemeint ist der Siemens D-Zug aus dem Jahre 1924, ein Rundfunkempfänger in fortschrittlicher Modulbauweise.
Das Regal wird wohl leer bleiben, denn leider ist dieser Empfänger extrem selten anzutreffen und wird daher sehr hochpreisig gehandelt.

Ich hatte auch so eine leere Stelle im Regal und deshalb kam ich vor etwa 8 Jahren auf die Idee, mir etwas "Ähnliches" selber zu bauen.

Zur Erinnerung, so sieht der echte D-Zug aus:

   

Der Empfänger besteht aus drei anreihbaren Baugruppen:
  • links der abstimmbare HF-Verstärker Rfv2
  • in der Mitte der Audion-Empfänger mit Rückkopplung Rfe1
  • rechts der 2-stufige NF-Verstärker Rfv1

Im gleichen Jahr, also 1924, veröffentlichte Siemens eine Publikation, die den Empfänger ausführlich beschreibt. Diese möchte ich euch nicht vorenthalten: 

   
   
   
   
   
   

Wie gesagt, ich wollte etwas "Ähnliches", aber keine Replika bauen, denn dafür fehlt / fehlte mir das Equipment.

So begann ich mit dem Gehäuse:

Die originalen Gehäuse sind jeweils 20 x 20 x 11cm groß.
Um Holzarbeiten hatte ich aber immer einen großen Bogen gemacht, daher schaute ich mich mal nach etwas Brauchbarem im Internet um und wurde fündig.

Bei einem Künstlerbedarf wurden sogenannte Malkörper angeboten, darunter war einer mit den Maßen 20 x 20 x 9 cm. Das sind Holzkörper, deren gezinkte Seitenteile aus unbehandeltem, glatt geschliffenem Buchenholz gearbeitet sind. Der Boden besteht aus Sperrholz. 
Davon orderte ich drei Teile.

   

Durch vorsichtige Schläge mit einem Hammerstiel konnte ich die Sperrholzböden ablösen, denn diese sollten später die verschraubbaren Rückwände werden.

Jetzt fehlten noch die Frontplatten, diese sägte ich mir aus 4mm dicken, schwarzgefärbten Hartpapierplatten zurecht.

Hier die bereits schwarz gebeizten Rückwände mit den Frontplatten:
   

Jetzt fehlten noch die Röhrenfassungen:

Diese fertigte ich mir aus 3mm Schraubbuchsen (die gab es mal beim großen C) und passenden Hartpapierplatten. 
Da die Fassungen und somit die Röhren vertieft im Gehäuse sitzen sollten (wie beim Original), schraubte ich die Fassungen auf Buchen-Vierkantleisten, in die ich vorher 35-mm-Löcher gebohrt hatte.
Auch die Gehäuse versah ich mit 35-mm-Löchern und verschraubte das Ganze.
Danach wurde alles schwarz gebeizt und es wurden passende Gummifüße angeschraubt.

   
   

Somit waren die Gehäuse fertig,  jetzt konnte mit der eigentlichen Verdrahtung begonnen werden.

Fortsetzung folgt….

Viele Grüße,
Rolf
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#2
Hallo zusammen,

die Beschaltung der drei Baugruppen sollte weitestgehend dem Originalschaltplan entsprechen.
Nur die Rückkopplung sollte über einen zusätzlichen Drehko erfolgen, weil es im Original eine Art Zwangs-Rückkopplung gibt.

Originalschaltung mit RFv2, RFe1 und RFv1:
   

Zuvor musste ich aber noch die Röhrenfrage klären, denn vier RE84 besaß ich nun mal nicht.
Hier eine ähnliche RE11
   

Da vor etwa 8 Jahren bei P….n, die russische 2SH27L regelrecht verramscht wurde und ich deshalb reichlich davon in der Ecke liegen hatte, fiel die Wahl auf diese Röhre.

Sie hat so einige Vorteile, z.B.:
  • Befreit man sie von ihrem Metallmantel, passt sie perfekt in einen B4-Sockel und hat damit fast die gleiche Größe, wie die originale RE84.
  • Sie benötigt nur eine geringe Heizleistung von 2,2V / 57mA, schont also die Heizbatterie.
  • Man kann sie als Triode schalten und eine Anodenspannung von 90V tun ihr auch nicht weh.
Ich finde, es ist eine schöne Röhre.

Hier der Röhrenbausatz:
   

mit dem Sockel verklebt und eine "Spitze" aufgesetzt (sieht dann etwas authentischer aus):
   

und das viermal:
   

Mittlerweile habe ich den Röhrensatz geändert, aber dazu später mehr.

Zunächst verdrahtete ich die beiden Baugruppen Rfv2 und Rfe1.
Als Schaltdraht verwendete ich 1,5-mm-Silberdraht.

…der Schaltplanauszug mit zusätzlichem Rückkopplungs-Drehko:
   

Dazu hatte ich mir die drei Spulen (2 x Schwingkreis ca. 188 µH, einmal Rückkopplung ca. 50 µH) selbst angefertigt, aber keine Zylinder- sondern Flach-Spulen.
   

Der Aufbau ging ohne große Probleme vonstatten.

Die HF-Verstärker funktionierte erstaunlich gut, der Regelbereich lag zwischen 485 kHz und 1580 kHz.
Die Verstärkung bei 1 MHz war etwa 11-fach.

Anders aber der Empfängerbaustein Rfe1:

Am Eingang habe ich Erde und Antenne angeschlossen, am Ausgang einen Kopfhörer (4 kΩ). Es brummte fürchterlich im Hörer.
Ist auch kein Wunder, wenn man sich den Schaltplan des Rfe1 genauer anschaut.
   

Ohne angekoppelten HF-Verstärker hängt der Gitterkreis quasi in der Luft. Meine Anodenbatterie bzw. mein Heiz-Akku waren natürlich nicht geerdet, daher das Brummen.

Zufriedener wurde ich auch nicht, als ich die beiden Geräte koppelte.
Im Prinzip hatte ich jetzt ja einen 2-Kreiser.
Das Brummen war zwar fast verschwunden, aber die Trennschärfe war für einen 2-Kreiser richtig schlecht, viel schlechter als erwartet.
Ferner war die Rückkopplung schlecht einzustellen und stellenweise, in Abhängigkeit vom Antennensignal, schwang die Apparatur.
Das war also nichts.

Also noch mal auf Anfang. Ich musste doch vom Original-Schaltplan abweichen und eigene Wege gehen.

Um die Trennschärfe zu erhöhen, musste ein anderer Spulensatz her, einer mit separater Antennenspule.
Und die Reihenschwingkreise gefielen mir auch nicht, es sollten wieder Parallelschwingkreise werden.
Da sich in meinem Fundus noch einige VE-Käfigspulen befanden, beschloss ich, diese einzusetzen.

Weil nur der Mittelwellenbereich empfangen werden sollte, konnte von der VE-Spule der LW-Teil entfernt werden, dadurch wurde die Spule kürzer und war leichter im Gehäuse unterzubringen.

   

der 2. Spulenturm
   

Die Schaltungen der Baugruppen hatte ich dementsprechend geändert:

Der geänderte HF-Verstärker Rfv2:
   

Der geänderte Empfänger Rfe1:
   

Nach diesen Änderungen funktionierten die beiden Baugruppen ohne Probleme, sei es als Einzel-Gerät oder im Verbund.
Waren die beiden Geräte hintereinander geschaltet, arbeiteten sie mit sehr guter Trennschärfe, wie ich es von einem 2-Kreis-Empfänger erwartete.

Das Innenleben des HF-Verstärkers Rfv2:
   

und ein Blick auf die Frontseite, natürlich fehlen hier noch die Schildchen:
   

Das Innenleben des Empfängers Rfe1:
   

Auch hier ein Blick auf die fast fertige Frontseite:
   

Fortsetzung folgt….

Viele Grüße,
Rolf
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#3
(07.10.2021, 12:15)MIRAG schrieb: Wie hast du die RTF Banderolen angefertigt?

Hallo Mark,

das mit der Banderole ist ganz einfach:

Ich habe sie von meiner RE11 abgescannt (zum Glück ließ sie sich gut von der Röhre lösen), hier ist sie:


.png   RTV-Banderole.png (Größe: 427,95 KB / Downloads: 552)

dann auf normalem Druckerpapier ausgedruckt, mit einem "Colour Protection Spray" eingesprüht und dann mit einer billigen Kinderschere ausgeschnitten...

   

Viele Grüße,
Rolf
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#4
Hallo zusammen,

es fehlte noch die Verdrahtung des 2-stufigen NF-Verstärkers Rfv1.

Auch dessen Schaltung ist im Original recht übersichtlich:

.jpg   030_Rfv1_org.JPG (Größe: 107,02 KB / Downloads: 518)

Seine Hauptbestanteile sind 2 NF-Trafos, 2 Röhren und ein verstellbarer Heizwiderstand, mit dem man die Lautstärke regulieren konnte.

Da neuere Röhren eher für eine Widerstandskopplung als für eine Trafokopplung geeignet sind und eine Absenkung der Heizspannung überhaupt nicht mögen, musste die Schaltung etwas angepasst werden.

Anmerkung:
Natürlich habe ich in jede “Kiste“ ein Heizpoti verbaut und auch angeschlossen.
Diese sollten aber nur der Optik dienen und immer voll aufgedreht sein.
Da es sich um originale 20er-Jahre-Regler handelt, kann man mit ihnen natürlich den Heizkreis unterbrechen und so die Stufe ausschalten.

Ein zusätzliches Poti zur Lautstärkeregulierung wollte ich aber auf jeden Fall einbauen, auch 2 NF-Trafos sollten zu sehen sein (Optik).

Dann gab es noch das Problem, dass die beiden vorgeschalteten Baugruppen (Rfv2 / Rfe1) nur eine Anodenspannung von etwa 50V benötigten, um einwandfrei zu arbeiten und keine 90, oder gar 112 V.
Da sie über den NF-Baustein mit Spannung versorgt werden, musste ich dort noch einen Vorwiderstand implantieren.

So entstand folgende Schaltung für den NF-Verstärker Rfv1:
   

Im Eingang liegt ein NF-Trafo (1:3), dessen Primärwicklung der Arbeitswiderstand des vorgeschalteten Audions ist.
An der Sekundärseite ist das Lautstärke-Poti (auch ein Original aus den 20er Jahren) angeschlossen.

Hier das Rfv1-Gehäuse mit den 2 eingebauten Reglern:
   

Dann folgt nach der ersten Röhre, wieder ein Trafo, aber nur zum Schein.
Ein defekter Übertrager wurde kurzerhand entkernt und bekam anstatt neuer Kupferwindungen lediglich 2 Widerstände und einen Kondensator spendiert.

   

Dem Kopfhörer- / Lautsprecheranschluss hatte ich noch den obligatorischen Kondensator verpasst und wie schon gesagt, einen Widerstand samt Kondensator in die Anodenspannungsleitung eingebaut.

Hier der fertige NF-Verstärker von innen:
   

und die Vorderansicht:
   

Der NF-Verstärker funktionierte auf Anhieb, auch in Kombination mit dem Rfv2 und Rfe1.
Die Lautstärke lässt sich wunderbar regeln, es brummt nichts, die beiden vorgeschalteten Module bekommen ihre abgesenkte Anodenspannung und man kann sogar einen hochohmigen Lautsprecher anschließen.
Natürlich darf man von einer 2SH27L als Endröhre nicht zu viel erwarten, aber es funktioniert.

Fortsetzung folgt,

viele Grüße,
Rolf
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#5
Hallo Rolf,

tolle Sache! Eine Frage habe ich betreffend den Trafo / Übertrager rechts unten auf diesem Foto:
Was ist das für ein Teil (erinnert mich zumindest optisch stark an ein Bauteil aus einem alten Telefon)?


[Bild: attachment.php?thumbnail=92756]
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#6
Hallo Klaus,

du triffst den Nagel auf den Kopf, das Teil ist aus einem alten Telefon.
Ich benutze es hier als HF-Drossel, was gut funktioniert....

Viele Grüße,
Rolf
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#7
Hallo Rolf,

wäre es nicht sinnvoller, diese eigenartige Drossel einfach wegzulassen? Sie bedämpft ohnehin nur den Eingangskreis, ihr Verlustwiderstand liegt dazu parallel. Wenn du nun die ehemalige Antennenspule direkt in den Anodenkreis einfügst, sollte sich dies positiv auf die Empfangseigenschaften auswirken. Vielleicht solltest du das einmal testen. Die Drossel kannst du ja körperlich weiter im Gehäuse belassen, damit es nicht so leer aussieht. Die Drossel hat sicherlich noch weitere ungüstige Eigenschaften, z.B. Wicklungskapazitäten, Resonanzen usw. Besonders zur Vermeidung von Wicklungskapazitäten hast du eine „kreuzgewickelte“ Antennenspule verwendet und setzt diese Vorteile mit der Drossel außer Kraft...
So stelle ich mir das dann vor:

.jpg   Rfe1-mod-net.jpg (Größe: 37,28 KB / Downloads: 419)
Sonst muss auch ich sagen, dass es sich bei deinem Projekt um eine beeindruckende Arbeit handelt, welche ersichtlich mit viel Sorgfalt ausgeführt wurde (und noch wird). Auf jeden Fall ist es sehr interessant, deine Vorgehensweise in allen Einzelheiten zu verfolgen.
Freundliche Grüße, Peter R.
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#8
Im Radiomuseum.org kann man auf dem Innenfoto des Rfe1 parallel zum Antenneneingang sehr gut eine Luftspule erkennen.
Die Funktion dieser Drossel könnte evtl. in der Ableitung von statischen Aufladungen der damals verwendeten Hochantenne liegen.
In Zusammenschaltung mit der Hochfrequenz-Vorstufe Rfv2 bildet die Drossel den Arbeitswiderstand der Vorstufenröhre.
Auf alle Fälle ist dort keine Eisenkerndrossel vorgesehen.


.jpg   Drossel.jpg (Größe: 14,85 KB / Downloads: 375)
Gruß Gerald
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#9
Ergänzung zu meinem Beitrag:

Betrachtet man die Schaltung Bild 2 der Siemens Zeitschrift, stellt sich der Schwingkreis als Parallelschwingkreis mit angezapfter Induktivität dar.
Das Empfangssignal wird zwischen Antennenachluss und und "Anzapfung" Schwingkreisinduktivität eingespeist.
Wie in dem Artikel beschrieben, soll damit der Frequenzverschiebung durch unterschiedliche Antennenlängen / Antennenkapazitäten entgegengewirkt werden.
Gruß Gerald
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#10
Hallo zusammen,

der erste Baustein, der HF-Verstärker Rfv2, ist im Gitterkreis selektiv abstimmbar und im Anodenkreis breitbandig ausgeführt.
Diese Breitbandigkeit erreicht man durch einen kapazitäts- und widerstandsarmen Arbeitswiderstand, der aber eine hohe Induktivität haben sollte, eben eine HF-Drossel.

Würde ich aber die Antennenspule (die Käfigspule), mit ihren max. 220 µH als Arbeitswiderstand benutzen, dann hätte ich es wahrscheinlich mit einer Art Bandfilter zu tun, die Breitbandigkeit wäre dahin.
Man müsste das aber mal ausprobieren.

Natürlich ist der von mir eingebaute Übertrager (980 mH), der als HF-Drossel fungiert, nicht ideal, ich hatte aber vor 8 Jahren keine andere Drossel.
Dafür passt der Übertrager optisch gut ins Gerät.

Besser wäre eine Drossel gewesen, wie sie z.B. im Saba 311 verbaut ist:
   

Man könnte jetzt hier und da an der gesamten Schaltung noch viel verbessern, aber will man das?
Schließlich war der D-Zug aus heutiger Sicht ja auch nur ein Primitiv-Radio und dem sollte man Rechnung tragen.
Das Gerät tut was es soll, es empfängt mit guter Trennschärfe und wird, wenn es hoch kommt, einmal im Jahr in Betrieb genommen….

Viele Grüße,
Rolf
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#11
Hallo zusammen,

etwas Wichtiges fehlte natürlich noch: die Beschriftung der 3 Apparate mittels Alu-Schildchen.

Mein Ziel war es, diese mit relativ einfachen Mitteln nachzubauen:

Zunächst hatte ich das Internet nach allem Brauchbaren an Fotos, Schriften und Logos über den D-Zug durchforstet.
Aus diesem Wust an Informationen kreierte ich am PC mit diversen Bildbearbeitungs- und Grafik-Programmen die passenden Schildchen.

Vor etwa 8 Jahren wurden beim großen C noch laserbedruckbare Alu-Folien (DIN-A4) angeboten (heute leider nicht mehr im Programm),  die ich zum Glück auf meiner Arbeitsstelle bedrucken konnte, da ich keinen Laserdrucker besaß.

Hier das Ausgangsmaterial, die bedruckbare Alu-Folie:
   

und ein paar Druckmuster, leider kommt der Alu-Ton in dem Foto nicht so richtig rüber:
   

Diese Aufkleber mussten dann einzeln ausgeschnitten und auf 0,5 mm dickes Alu-Blech geklebt werden.
Wichtig ist, dass man das Blech vorher richtig gereinigt hat, dann kleben die Aufkleber wie die Pest.

Mit einer kleinen Blechschere habe ich die Schildchen dann vorsichtig und möglichst genau aus dem Blech herausgeschnitten.

Beispiel einer Blechschere:
   

Die Unregelmäßigkeiten und Grate an den Kanten wurden dann noch mit einer Schlüsselfeile nachgearbeitet.

Die Schildchen waren durch das Ausschneiden etwas wellig geworden, deshalb hatte ich sie anschließend zwischen 2 Hartholzbrettchen gelegt und mit Hilfe eines Schaubstockes wieder in Form gepresst.

In einem weiteren Arbeitsgang bekamen sie noch die Befestigungsbohrungen und zum Schluss einen Überzug aus Colour-Protection-Lack.

Damit waren die Schildchen fertig.

Hier ein paar Beispiele:
   

Ihre Befestigung auf den Frontplatten geschah mit Messingnägeln, die ich auf die richtige Länge kürzte:
   

Da ist es besonders wichtig, dass vorgebohrt wird, etwa 0,1 mm kleiner (eher weniger) als der Stiftdurchmesser, sonst könnte das Hartpapier reißen.

Es ist jedenfalls alles gut gegangen, hier ein paar Fotos von den fertigen D-Zug-Baugruppen:

Der HF-Verstärker Rfv2:
   
   
   

Der Empfänger Rfe1:
   
   
   

Der NF-Verstärker Rfv1:
   
   
   

Um die drei Apparate miteinander zu verschalten, benötigte ich noch Verbindungselemente:

Beim Original geschieht dies durch einzelne Drähte, diese hatte ich mir aus stabilem, 1,8 mm dickem Spanndraht angefertigt.

Ich hatte mich schon immer gefragt, warum Siemens da keine 4mm dicken Bügel benutzt, die sind doch viel besser handzuhaben?

Ich habe jedenfalls welche und kann so beide Varianten benutzen.

   

Hier die drei aneinandergereihten Baugruppen und mit Drähten verbunden:
   

Da muss natürlich noch ein zeitgenössischer Trichter-Lautsprecher angeschlossen werden:
   

Zum Schluss noch die Version mit Drahtbügeln, die mir optisch besser gefällt:
   
   

Fortsetzung folgt…
Viele Grüße,
Rolf
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#12
Hallo zusammen,

vor einigen Wochen entdeckte ich im Netz dieses LED-Leuchtmittel:
   

Dessen Glaskolben erinnerte mich sogleich an Elektronenröhren der frühen 20er-Jahre.
So etwas konnte ich gut für meine Röhren-Basteleien gebrauchen, zumal das Glas schon getönt war (Rauchglas).
Da entfiel das lästige Einsprühen mit schwarzer Farbe.

Da ich an meinem Nachbau-D-Zug eh mit anderen Röhren experimentieren wollte, schien der passende Röhrenkolben gefunden.
So orderte ich einige von diesen LEDs.

Eine Probezerlegung des Leuchtmittels mittels Seitenschneider und Dremel verlief positiv.
Das LED-Lämpchen war jedenfalls sehr viel einfacher und schneller zu zerlegen, als eine echte Röhre.
   

Da sich in meinem Fundus noch etliche russische Miniatur-Röhren befanden, wollte ich diese einmal ausprobieren, zumal sie perfekt durch die Öffnung des Glaskolbens passten.

Ich begann mit der Neubestückung des NF-Verstärkers Rfv1.

Seine Endstufe sollte jetzt eine echte Endstufen-Röhre bekommen, prädestiniert dazu war die 1П24Б = 1P24B, eine Miniatur-Hochfrequenz-End-Pentode, ihre Lebensdauer soll mindestens 2000 Stunden betragen.
   

Ein paar Daten zu dieser Röhre:

Uf >>  1,2V oder 2,4V  /  ca. 250mA bzw. 125mA
Ua >> 150V / Ug2 > 125V
Ia  >> 17mA / Ig2 > 3mA
S   >>  2,8mA/V
Ug1 bei Ua = 125V ca. -14V

.png   073_1P24B_Sockelplan.PNG (Größe: 39,93 KB / Downloads: 352)

Für die NF-Vorstufe nahm ich die 1Ж24Б = 1SH24B, eine Hochfrequenz-Superminiatur-Pentode mit erhöhter Zuverlässigkeit und mechanischer Festigkeit.
Konzipiert für Hochfrequenz-Spannungsverstärkung.
Die Lebensdauer beträgt mindestens 5000 Stunden (aus russischem Datenblatt)

Uf >> 1,2V / 13mA
Ua >> 60V / Ug2 > 45V
S  >>  ca. 1mA/V

.png   074_1Ж24Б_Schaltung.PNG (Größe: 112,96 KB / Downloads: 353)

Hier die 1Ж24Б verlötet in einem B4-Sockel:
   

und hier die beiden Verstärkerröhren mit RTV-Label und einer RE134 im Größenvergleich:
   

Wenn man die neuen Röhren nicht gerade mit hellem Licht anscheint, fällt ihr neues Innenleben gar nicht auf.

Die Pentoden mussten natürlich als Triode geschaltet werden, wobei das Bremsgitter immer mit dem Minusanschluss des Heizfadens verbunden wurde.
Da die Röhren mit einer Heizspannung von 4V betrieben werden, musste noch jeweils ein passender Widerstand vorgeschaltet werden. Diesen habe ich immer vor dem positiven Heizungsanschluss gelegt.

Der NF-Verstärker Rfv1 arbeitete mit dieser Röhrenkombination einwandfrei, besser als vorher mit den beiden 2SH27L, auch in Verbindung mit einem Trichterlautsprecher.

Bei einer Anodenspannung von etwa 75 V benötigte die Endröhre 1P24B eine negative Gittervorspannung von ca. -7,5 V.

Hier der Rfv1 mit  dem neuen Röhrensatz:
   

Fortsetzung folgt…

Viele Grüße,
Rolf
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#13
Hallo zusammen,

auch im Rfv2 und Rfe1 sollten die 2SH27L abgelöst werden:

Für sie hatte ich die russische Miniatur-Röhre 1Ж29Б = 1SH29B  bzw.  1J29B  vorgesehen.

Hier zunächst der Auszug aus dem russischen Datenblatt:

Hochfrequenz-Subminiatur-Pentode strahlungsfest.
Entwickelt für die Erzeugung und Verstärkung von Hochfrequenzschwingungen im Bereich bis zu 60 MHz.  Die Lebensdauer beträgt mindestens 2000 Stunden.

Bei Reihenschaltung der Heizung: Uf = 2,4 V / If = 31mA ± 3mA
bei Parallelschaltung: Uf = 1,2 V / If = 62mA ± 6mA
Ua  =  60 V (max. 150V)  /  Ia  =  5,3mA ± 1,7mA
Ug2 =  45 V (max. 120V)  /  Ig2  =  0,5mA
Ug1 =  0 V
S = 2,5 ± 0,8 mA/V

.jpg   080_1SH29B-Sockel-Beschaltung.jpg (Größe: 25,22 KB / Downloads: 199)

Die beiden Röhren wurden natürlich wieder als Triode geschaltet.

So kam ich zu einem komplett neuen Röhrensatz:
   

Zunächst testete ich die beiden Geräte im Einzelbetrieb.
Während der HF-Verstärker einwandfrei mit der 1SH29B funktionierte, hatte ich so meine Probleme mit dem Empfänger, irgendwie war der Empfang nicht so richtig klar, er war eher leicht verzerrt.

Da es weiter oben im Text  (#19) einen Einwand zur verbauten HF-Drossel (im Rfe1) gab und ich zwischenzeitlich eine passende HF-Drossel ergattert hatte, 
tauschte ich diese zunächst einmal aus, was aber keinen Einfluss auf die Empfangsqualität hatte.

…die neue HF-Drossel:
   

Ich hatte das Gefühl, dass der Arbeitspunkt der Audion-Röhre nicht so richtig stimmte, evtl. war diese Röhre auch ungeeignet für diese Schaltung.

Viele Möglichkeiten den Arbeitspunkt zu verändern hatte ich hier nicht, aber man kann ihn dadurch etwas beeinflussen, indem man den Gitterableitwiderstand an den positiven oder negativen Heizfadenanschluss legt oder irgendwo dazwischen.

So nahm ich im Empfänger Rfe1 noch eine weitere Änderung vor:
Ich schaltete parallel zum Heizfaden ein 200-Ω-Poti und legte den Gitterableitwiderstand an dessen Schleifer.
Durch ein kleines Loch in der Rückwand war es nun möglich, die Gittervorspannung auch bei montierter Rückwand etwas zu verändern.
   

Eigenartigerweise war es der Röhre (1Ж29Б) egal, welche Stellung der Schleifer einnahm, vom Gefühl her änderte sich nichts.
Es musste also eine andere Miniatur-Röhre her.

Da ich im Radiomann-Baukasten die 1AD4 (DF62) schon erfolgreich eingesetzt hatte, fiel die Wahl auf diese Röhre, zumal sich in meinem Fundus noch etliche davon befanden.

Ein Vorteil dieser Röhre ist es auch, dass sie außen einen leitfähigen Überzug besitzt, also eine Abschirmung, die mit ihrem negativen Heizfadenanschluss verbunden ist.

Ein paar Daten zur 1AD4:


.png   085_1AD4_Data.PNG (Größe: 45,67 KB / Downloads: 199)

.png   086_1AD4_Anschluss.PNG (Größe: 33,83 KB / Downloads: 199)

Den silbrigen Anstrich der Röhre hatte ich noch etwas geschwärzt, dadurch wurde sie im Glaskolben etwas unsichtbarer.
   
   

Und siehe da, mit der 1AD4 funktionierte der Empfänger.
Mit dem Poti konnte jetzt auch etwas Einfluss auf die Empfangseigenschaften des Audions genommen werden. Etwa in Mittelstellung war der Empfang am Besten.

Aber es trat noch ein weiteres Problem auf:

Während HF-Verstärker und Empfänger im Einzelbetrieb einwandfrei funktionierten, sah es im Verbund der beiden Geräte schon anders aus:

Ab einer eingestellten Empfangsfrequenz von etwa 1,2MHz schwang das Duo, auch bei zurückgedrehter Rückkopplung.

Eine erste Maßnahme, um der Schwingneigung einer Röhre entgegenzuwirken, ist der Einbau eines Widerstandes in die Gitterleitung und zwar so nah wie möglich an den Gitteranschluss. Und tatsächlich, durch den Einbau eines 4,7-kΩ-Widerstandes in die g1-Leitung war das Schwingen beseitigt. 
Ich “tarnte“ den kleinen Widerstand noch mit einem Stückchen Isolierschlauch.

   

Hier die geänderten Schaltpläne:
   
   

Jetzt funktionierten die drei Module auch im Verbund.

Hier der “D-Zug-Nachbau“ mit neuem Röhrensatz:
   

und hier der Gesamtschaltplan:
   

Im praktischen Betrieb mit einer Rahmen-Antenne waren etliche Sender zu empfangen, natürlich erst nach Sonnenuntergang.
Das Einstellen auf einen Sender erfordert jedoch etwas Fingerspitzengefühl, da geht es teilweise um Bruchteile eines Millimeters. Hier wären Drehkos mit Feintrieb nicht schlecht.

Ich habe auch ein kleines Filmchen gedreht, zu finden unter folgendem Link:



Viele Grüße,
Rolf
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#14
Hallo zusammen,

danke für den tollen Zuspruch   Thumbs_up  Thumbs_up  Thumbs_up

Zur Frage nach der verwendeten Loop-Antenne:

Ich habe folgende Antenne verwendet:
http://www.jogis-roehrenbude.de/Leserbri...e/Loop.htm

Diese konnte (kann?) man vor einigen Jahren von Herrn Kreuz erwerben.

In Verbindung mit dem "D-Zug" war diese aktive Antenne vom Vorteil, da sie breitbandig ist, sonst hätte ich noch einen dritten Regler bedienen müssen...

Viele Grüße,
Rolf
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