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Ein Frage zur Ruhestromeinstellung der heute unüblichen Architektur.
Es ist eine stilvolle vollsymetische Endstufe.
Wunderschöne dreifach kaskadierte NPN Transistoren im Leistungsteil.
Leider habe ich lediglich den Stromlaufplan und keine Abgleichanleitung.
Ich habe mir den Kopf über den Abgleich der Schaltung zerbrochen.
Wie bekomme ich minimale Übernahmeverzerrungen ohne in thermische Schwierigkeiten zu kommen?
Es muß doch Meßpunkte für die Werkseinstellungen geben.
Nach Plan wäre
über R521 ---> 1,0V ---> 1,8mA @ SF129
über R515 ---> 0,5V ---> 50mA @ KU612
über R523 ---> fehlen leider die Angaben.
Was haltet ihr von 30mA durch die T505 (2N4348) ?
ODER sitze ich einem Irrtum auf und die Endstufe arbeitet als Klasse "B" ohne Ruhestrom und lediglich die Basis der 2N4348 wird auf 0,5V vorgespannt?
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Hallo, Allfred,
leider habe ich den Schaltplan nicht vorliegen. Den könntest Du bitte für uns alle zugänglich machen?
Für die Einstellung des Ruhestroms ist wichtig, daß selbst dann, wenn der Verstärker längere Zeit mit höherer Leistung gefahren wurde, der Ruhestrom nicht signifikant ansteigt, und andersherum nicht soweit absinkt, daß dann beim "warmen" Verstärker bei leisen Passagen Verzerrungen auftreten.
Beides hat es schon gegeben, wenn entweder konstruktive Maßnahmen nicht passend waren, oder der Ruhestrom falsch eingestellt war, oder die thermische Kopplung von korrigierenden Elementen ( Heißleiter am Kühlkörper ) fehlerhaft war.
VG Henning
Schlau ist, wer weiß, wo er nachlesen kann, was er nicht weiß.
Nur Messungen liefern Fakten, alles andere ist Kaffeesatz.
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19.06.2023, 23:31
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.06.2023, 23:48 von Allfred.)
Aber gerne, da nicht ganz trival:
Diese Endstufe wird für jede Signalhalbwelle von einer separaten, massefreien Stromversorgung gespeist.
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Als Ergänzung hier mal die Version mit diesen verbauten Netzteil.
Aus meinem Beitrag noch mal zusammengefasst, das freundlicher weise mir andere
Radio Kollegen angeraten haben.
Vermona Regent 1000H
ohne die konkreten Vorschriften des Herstellers zu kennen, würde ich die Einstellungen wie folgt vornehmen:
P701 ... einstellen, sodass 5,5V am Emitter von T705 bzw. Kollektor von 706
P702 ... einstellen, sodass bei kleinen Amplituden keine Verzerrungen an C711 auftreten (Oszilloskop oder nach Gehör bei 500 Hz bis 1 kHz)
P303 ... einstellen, so das am Verstärkerausgang Verzerrungen erst bei hoher Aussteuerung auftreten, also auf maximale verzerrungsfreie Aussteuerbarkeit
anschließend
P302 ... einstellen, so das bei der vorgesehenen Eingangsspannung und maximaler Einstellung des Lautstärkereglers Vollaussteuerung erreicht wird
Viele Grüße Ingo.
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Oberer Schaltungsteil:
- 1k im Emitter Zweig von T303 wird die Verstärkung dieser Stufe geregelt / Stromgegenkopplung
- 250k in der Treiberstufe zum Trafo hin wird sicherlich der Arbeitspunkt bzw. die Spannung des SF127
am Emitter eingestellt. Ich vermute mal leicht unterhalb halber Betriebsspannung.
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Unterer Schaltungsteil:
- 100k scheint die Mittenspannung zu sein, 5,5 Volt an den Ausgangstransistoren SF126
- 500 Ohm an der Basis BC107/BC177 legt den Ruhestrom im Treiberteil zur Hallstrecke fest. Ist so einzustellen,
dass möglichst wenig Übernahmeverzerrungen auftreten. Evtl. auch mal ein Amperemeter
im Kollektor des oberen Endstufentransistors SF126 temporär einfügen. Ich schätze mal 5-10 mA ???
Wenn ich den mir bekannten Gesamtplan deute, bekommt dieser Verstärkerteil wahrscheinlich Z-Dioden
stabilisierte 10 Volt???
Was mir hier in der Schaltung fehlt, sind die üblichen Widerstände ca. 0,3 bis 1 Ohm in der kleinen Endstufe
zwecks thermischer Stabilität des beschriebenen Arbeitspunktes
viele Grüße
Uwe
( Auszüge aus meinem Beitrag Vermona Regent 1000H )
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann.
Grüße Frank, der Moschti
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Danke Morningstar,
Dein Thread ist eine große Hilfe beim Abgleich des Vorverstärkers (P30x) und der Hallsterecke
(P70x). Ich bin auf der Suche nach den Abgleichvorschriften für die Endstufe (P5xx), wobei die Überstrombegrenzung (P531 und P532) nicht ganz so wichtig ist und von den alten Pertinax Einstellregern übernommen werden kann.
DMorningstarMorningstar
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20.06.2023, 15:17
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.06.2023, 08:04 von paulierwitte.)
Man lernt nie aus: es ist eine PPP Endstufe
Beim großen Bruder Regent 1000H allerdings mit 2N3773 Transistoren.
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Mit viel Gefriggel habe ich die Endstufentransistoren freigelegt.
Siehe da, ein 2N4348 war schadhaft, was die Asymetrie der der Einstellung begründete.
Bei der Gelegenheit eine Frage an die alten Hasen bei der TO-3 Kontaktierung.
Wie kann der Emitterstift sauber angeschlossen werden?
Mag beim Bassistrom (bis 3A) ein wohlwollender Lötdraht mit einem sauber verlaufendem Lottröpfchenden den Draht hinreichend kontaktieren ... wie kann der Emitterstrom (bis 30A) abgenommen werden?
Gibt es für die TO-3 Beinchen federbelastetet Steckkontakte wie WAGO Klemmen oder etwas in der Art wie eine Molex Steckhülse? Wie kann man den Emitter-Pin zeitgemäß kontaktiern? Ist so ein Sockel zu empfehlen?
TO3-sockel.jpg (Größe: 9,92 KB / Downloads: 367)
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Hallo Allfred,
ich kann von solchen Sockeln nur abraten.
Mit der Zeit bildet sich durch Luftfeuchtigkeit / Wärme zwischen den Transistorstiften und den Kontakten des Sockels Oxyd und
dann bringen die Übergangswiderstände die Schaltung aus dem Gleichgewicht.
Besonders schlecht, wenn in einer Endstufe mehrere Transitoren parallel geschaltet sind. Ist hier aber ja nicht der Fall.
Es geht nichts über eine gute direkte Lötverbindung.
Allenfalls den Blechstreifen mit den 2 Gewinden würde ich hiervon verwenden, um den Transistor anzuschließen.
Eine weiterhin gute Reparatur wünscht
Christian
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(24.06.2023, 11:07)4malEL34 schrieb: ich kann von solchen Sockeln nur abraten.
Danke Christian, das denke ich mir auch und würde diese alten Steckverbindungen nur wiederwillig nutzen.
Wie kann ich so einen Emitter Pin sauber kontaktieren?
Parallelen Draht verlöten? Es ist ja nichts da, wo sich der Draht durchdädeln und verdrillen läßt.
Andererseits sind die WAGO Federkontakte extrem gut geworden: Edelstahl, vibrationsfest, stets mit Vorspannung.
In jeder Elektroinstallation unumgänglich.
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Den Anschlussdraht einfach zur Öse biegen, auf den Emitter schieben und dann direkt anlöten.
das ist ganz sicher.......
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann.
Grüße Frank, der Moschti
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24.06.2023, 11:54
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24.06.2023, 11:56 von ELEK.)
Hallo,
bitte bedenken:
Der 2N4348 kann 10 A Dauerstrom und 30A Spitzenstrom, der nur sehr kurze Zeit (ev. ...meist im Datenblatt benannt) fließt ! Ordentlich ausgelegte Schaltungen reizen die Grenzdaten auch nicht ganz aus, schätze mal 70% maximal.
https://pdf1.alldatasheet.com/datasheet-...N4348.html
Ein frei in Luft verlegter 1,5mm² Kupferleiter kann locker 20A Dauerstrom aushalten, ohne daß eine PVC-Isolierung überhitzt wird, der Leiter selbst könnte bei höheren zugelassenen Endtemperaturen noch viel mehr.. Das sollte man natürlich nur im Fehlerfall ausreizen (Starkstromtechnische Denke).
Es reicht also völlig aus, den Leiter für 10A Dauerstrom auszulegen, also z.B. normale 1mm² Cu-Schaltleitung verwenden.
Ich würde auch von den Fassungen für TO3 abraten, ist v.a. nicht nötig und zudem wie gesagt wurde unzuverlässig.
Gruß Ingo
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So, kurz den Status:
Ich hatte die KU612 ausgemessen. Deren h(FE) mit lediglich 11 lag weit unter deren Spezifikation und wurden ersetzt. Typgleichen Ersatz für die 2N4348 hatte ich nicht und so setzte ich ein Päarchen MJ802 ein.
Derzeitiger Ruhestrom ist 50mA und somit das rechnerische Minimum welches vollständig durch die KU612 abgedeckt wird.
Hat jemand einen besseren Vorschlag für den Ruhestrom?
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24.06.2023, 21:21
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24.06.2023, 21:26 von ELEK.)
Zitat:Ich hatte die KU612 ausgemessen. Deren h(FE) mit lediglich 11 lag weit unter deren Spezifikation und wurden ersetzt
Mit welchem Basis-Strom wurden die gemessen ? Solche Leistungstransistoren kann man nicht mit der Meßfunktion von zB. Multimetern ausmessen. Zweckmäßig ist eine Testschaltung, wo man höhere Basisströme (einige mA...10mA ... oder sogar bis nahe Amperebereich je nach Typ) einstellen kann. Man sollte mit der Schaltung dann wenigstens in der Größenordnung (oder eine darunter) des Kollektorstromes gelangen, um realistische Werte zu erhalten. Bei Transistoren mit zB. 3A max. zul. Kollektorstrom also 100...300mA mindestens.
Es ist auch nicht "üblich", daß Transistoren ihre Stromverstärkung nach unten ändern, fehlerbedingt ausgeschlossen ist es natürlich nicht. ..bei den KUs halte ich das für eher unwahrscheinlich, eher war das bei älteren Ge-Transistoren zu beobachten.
Gruß Ingo
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Ich hatte mit dem Atlas DCA55 gemessen.
Teststrom I(B) knapp 5 mA.
Das verbaute Päarchen hatte den niedrigsten h(FE) Wert.
Alle anderen KU612er Exemplare bewegten sich zw. 25 und 47.
Daher das Austausch.
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24.06.2023, 21:50
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24.06.2023, 22:07 von ELEK.)
... ok, das dürfte dann passen.
edit 22:00h: Dem Handbuch nach wird nur die B-E-Diode mit knapp 5mA geprüft, die Messung von hFe erfolgt mit Kollektorstrom 2,5mA (S.15f folg. Dok.), d.h. viel niedrigeren Basis-Strömen !
https://www.peakelec.co.uk/downloads/dcage.pdf
...Ich weiß nicht... der Vergleich ist zwar durchaus aufschlußreich, es kann aber durchaus sein, daß auch die Transistoren mit der als gering gemessenen hFe bei Betrieb mit höheren Strömen ordentliche hFe-Werte aufweisen, deshalb empfehle ich die geschilderte Messung, die Grundschaltung ist ja im Manual enthalten... In den Anleitungen zu DDR-Bastlerbeutel, zB 6/7, sind geeignete Schaltungen auch enthalten,
https://www.bastler-beutel.de/Download/A...BB_6_7.pdf S.33, mit kleineren Widerständen wie beschrieben
bei diesen Leistungs-Schalttransistoren KU... sind wie gesagt höhere Basis-Ströme notwendig...
...Kannst es aber mit den anderen Transistoren auch erstmal belassen, ich wollts nur diskutieren, weil ich es fachlich für wichtig halte...
Gruß Ingo
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Hinter mir lag die mechanisch anspruchsvolle Aufgabe der Demontage der Endstufenkühlkörper.
Hat sich gelohnt. Ein 2N4348 war angeschlagen schadhaft.
Von den Treibern Tesla KU612 war nur eine müde h(FE) von 11 weit außerhalb deren Spezifikation übrig.
Echte NOS KU612 ließen sich auftreiben, aber diese arbeiten nun einem Päarchen MJ-802 zu.
Damit war die Hochstromabteilung bis 30A saniert.
Leider hatte ich immer noch eine unschöne Asymetrie im Abgleich.
Auch die SF129D waren angeschlagen: die h(FE) waren mit 51 vs. 163 erleuchtend.
Mangels originaler Typen verwende ich ausgemessene 2N3019.
Abgleich auf die antizipierten 50 mA - und läuft, leise wie laut ganz ausgeglichen.
Die angegebenen 50VA @ 12 Ohm machen mächtig Dampf bei einer 8 Ohm Box.
Mein erster PPP Verstärker.
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Schön zu lesen, das es wieder funktioniert. Auch wenn keine Originalteile verwendet wurden.
Bei meinem 1000 sind die Transistoren alle in Ordnung. Dort hängen ja zwei Originale 50 Watt Boxen dran.
Habe aber immer ein leichtes Brummen drauf. Im Winter werde ich den noch mal durchschauen.
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Grüße Frank, der Moschti
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Brummen, 50 oder 100Hz?
Bei meinem überhaut nicht, noch nicht einmal ein Einschalt-Knacken.
Leichtes Rauschen aus dem Hochtöner, aber das ist bei PA normal, es ist ja kein HiFi Spielzeug.
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30.06.2023, 21:50
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.06.2023, 21:52 von Morningstar.)
Das sind schon 100 Hz brummen, stören halt nur wenn die Musik weg ist.
Wenn du da sachdienliche Hinweise hast, bitte hier weiterschreiben,
https://radio-bastler.de/forum/showthrea...ona+regent
da es hier im Beitrag um den 600 geht.
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Grüße Frank, der Moschti
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Ahnenforschung:
Vermonas Nachfolger in der Regentserie war der
Vermona Regent 1000 S (mono 1x100VA/8Ω)
Es ist nahezu die identische PPP Schaltung.
Aber diesmal steht der Ruhestrom im Stromlauplan = 50 mA.
Thema gelöst. Dank allen Helfern.
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