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Dominante W102 läuft wieder nach Bodenexil
#1
Hallo,

mein Name ist Holger, dies ist mein erster Beitrag hier im Forum.

Vor zwei Wochen machte ich vage Pläne wahr, meine alte Dominante vom Boden herunter zu holen, um sie aus diesen klimatischen Verhältnissen (im Sommer bis über 40 °C, im Winter wie draußen) nach 10 Jahren zu retten und elektrisch zu überholen.
Vor zwei Jahren schaltete ich sie dort oben leichtsinnigerweise ein (es ging gut) und bemerkte daraufhin das zerfallene Lautstärkepoti.
Das verstärkte den Wunsch nach einer Reparatur.
Schon vorher langweilte sich das Gerät über mindestens 20 Jahre in einem ungeheizten Raum bei meinen Eltern und gammelte vor sich hin. Nur in den 80er Jahren benutzte ich es im Kinderzimmer regelmäßig und baute später daran herum.

Den Beitrag schreibe ich hauptsächlich darum, weil ich mich hier in der Runde für die vielen Tipps bedanken möchte, die ich über Suchmaschinen hier finden konnte (über Kondensatortausch, Seilzugreparatur und vieles mehr).

Am Sonntagabend war es soweit - die Dominante steht im Keller (-Museum), empfängt abends 6 Sender auf MW, 1 auf LW und ca. 5 auf UKW. Und sie ist über Bluetooth erreichbar (im Bild gerade aktiv): 

   

Ich hatte wie vielerorts empfohlen alle Sahnebonbons und Teer-Kondis (durch Polyester-Film-Kondensatoren ähnlicher Größe mit mindestens 400 V Gleichspannungsfestigkeit), den Sieb-Doppel-Elko gar nicht erst formiert sondern auch ersetzt (je 56 µF, 400V), C215 (Hochtöner) und C127 (NF-Vorverstärker) durch Lagerbestände ersetzt.
Eine Skalenlampe war defekt, und ich fand in meinen Vorräten passenden Ersatz.
Das zerfallene Lautstärke-Poti ersetzte ich zunächst durch ein vorhandenes 1M-Poti (baute das defekte später mit Minischrauben und der Schleiferperle aus einem anderen Poti wieder zusammen, aber nicht ein). Das UKW-Skalenseil musste ersetzt werden.

   

Die Röhren scheinen einigermaßen zu funktionieren, nur die tote EM80 musste ich durch eine halbtote ersetzen.
Für die EZ80 hatte ich kein besseres Exemplar vorrätig (Anodenspannung nur ca. 225 V).

Wie ich hier schon irgendwo lesen konnte, bin ich nicht der einzige, dem es hauptsächlich an der Funktion gelegen ist, nicht am Original-Aussehen. Es kann also sein, dass der eine oder die andere bei meinen Fotos die Hände über dem Kopf zusammenschlägt.

Die Unterseite sieht nun so aus:

   

Was ich lernen musste:
Spannungsbegrenzung mit Vorwiderstand und Z-Diode für Halbleiterschaltungen (FM-ZF-Verstärker, den ich in den 80ern baute) ist keine so gute Idee: Die beiden parallel geschalteten Widerstände (aus Sperrmüll-Radios in den 80ern ausgelötet) wurden jetzt im Testbetrieb sehr heiß). Deshalb baute ich das komplett um und gewinne nun die 12 V und die 5 V für das kleine Bluetooth-Modul aus der Heizspannung (mit Spannungsverdopplerschaltung und ICs 7812 und 7805).

Und die PINs 17 und 16 eignen sich keinesfalls zur Erkennung der gedrückten TA-Taste, obwohl sie scheinbar unbelegt sind.
Eine Rauchfahne aus W220 belehrte mich eines Besseren (die Anodenspannung geht hier rüber zum HF-Teil). Offenbar gibt es innen im Schalter noch Verbindungen...

Oberseite mit Gleichspannungserzeugung und Bluetooth-Modul:

   

Zwei Fragen habe ich hier noch in die Runde:
Kennt jemand das Problem des vom Schwungrad durchgescheuerten UKW-Skalenseils? Bei meiner Dominante scheint es da ein mechanisches Problem zu geben, so dass bei inaktivem UKW das Skalenseil bis an das Schwungrad randrückt. Ich habe mich dazu entschieden, nur die Kante des Schwungrads etwas zu glätten, weil eine tägliche Nutzung nicht zu erwarten ist.

Etwas anderes fiel mir heute auf (und vielleicht wunderte ich mich schon in den 80ern darüber): Die Hintergrundscheibe des Bass-Reglers hat die schwarze Fläche links, so dass bei aufgedrehtem Bass alles schwarz ist - komisch. Ganz nach rechts heißt doch sicher "viel Bass"?

   

   

   

Viel Spaß allerseits beim Reparieren!
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#2
Hallo Namensvetter.
Erst mal ein herzliches Willkommen in unserem Forum. Ich wünsch Dir viele Erfolge und viel Spaß bei uns.
LG aus Schwerin, Holger
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#3
Hallo Holger und willkommen hier!
Was mir auffällt:
1. der eingebaute Hauptlautsprecher ist ja kleiner als das Original. Es sieht so aus, als würde der Ersatzlautsprecher links einen Spalt offen lassen auf der Schallwand. Das würde zu einem akkustischen Kurzschluss mit verringerter Basswiedergabe führen. Ich würde mal ein Gesuch aufgeben nach dem originalen Lautsprecher. Sollte zu finden sein mit etwas Geduld.
2. du hast einen Transistor-ZF-Verstärker eingebaut. Die original Röhrenschaltung sieht aber auf den ersten Blick intakt aus. Warum also hier Transistortechnik?

Ansonsten schön gelöst mit dem Bluetoth-Modul!

Grüße
Frank
Grüße

Frank
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#4
EQ80:
Was mir auffällt:
1. der eingebaute Hauptlautsprecher ist ja kleiner als das Original. Es sieht so aus, als würde der Ersatzlautsprecher links einen Spalt offen lassen auf der Schallwand. Das würde zu einem akkustischen Kurzschluss mit verringerter Basswiedergabe führen. Ich würde mal ein Gesuch aufgeben nach dem originalen Lautsprecher. Sollte zu finden sein mit etwas Geduld.
2. du hast einen Transistor-ZF-Verstärker eingebaut. Die original Röhrenschaltung sieht aber auf den ersten Blick intakt aus. Warum also hier Transistortechnik?
------------
Beide Umbauten liegen ca. 30 Jahre zurück. Ich weiß nicht mehr, warum genau ich den FM-ZF-Verstärker eingebaut hatte, vermute aber eine zu schlechte Empfangsleistung des bestehenden. Damals baute ich mehrere UKW-Radios mit fertigen (und fast erfolglos mit eigenen) UKW-Tunern, aber selbst aufgebauter "Restelektronik". Im ZF-Verstärker werkelt ein R220 (Basteltyp des A220) und sogar ein Piezo-Filter für 10,7 MHz ist drin.
   
Aktuell finde ich die Empfangsleistung für Vorführzwecke für die Kinder u. a. ziemlich gut (im Keller nur mit Original-Dipol 6 Sender).
Und der Originallautsprecher hatte vermutlich größere Probleme, so dass ich hier einen "irgendwie passenden" eingesetzt hatte. Merkwürdig bei diesem ist eine Beschriftung mit "PGH Elektronik Leipzig", da es diesen Elektronikladen gar nicht so zeitig gab (erst in den 80ern). Deutet darauf hin, dass ich das Ding dort gekauft hatte - aber keinesfalls als Neuware (viel zu teuer zu DDR-Zeiten). Und hergestellt wurde er auch in Leipzig (VEB Funkwerk Leipzig). Habs tatsächlich vergessen. Manchmal nutzte ich auch Lautsprecher vom Sperrmüll (meist aus Fernsehern).
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#5
Hallo,
was bedeuten denN auf Photo 2 die Hinweise Görlitz und Freiberg?
Herzliche Grüße

Pitter
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#6
Hallo Holger,
das mit dem Lautsprecher kann ich gut nachvollziehen.
Der transistorisierten ZF-Baustein scheint ja nicht schlecht zu sein, danke für das Bild. Nun ist das originale ZF-Teil mit 3ZF-Röhren bestückt. Da sollte UKW schon ganz gut gehen bei der Verstärkungsreserve. Technisch intakt und richtiger Abgleich natürlich vorausgesetzt. Ich kann mir gut vorstellen, dass es damals reizvoll war mit dem Halbleiterbaustein zu experimentieren, wenn er schon mal greifbar war. Heute würde ich sowas aber zurückrüsten, wenn die entscheidenden Komponenten noch vorhanden sind.

@Pitter: Versuch einer Erklärung als "Wessi": offenbar wurden die ausgebauten Kondensatoren den (ehemaligen) Produktionsstätten zugeordnet. Im Netz bekommt man bei der Suche nach entsprechenden Kondensatorenwerken gleich Bilder der Ruine des Werks in Görlitz geliefert. In Freiberg ist bis heute "Frolyt" aktiv mit recht umfangreichem Kondensatorprogramm.

Grüße
Frank
Grüße

Frank
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#7
(29.11.2023, 14:41)Pitter schrieb: Hallo,
was bedeuten denN auf Photo 2 die Hinweise Görlitz und Freiberg?

Görlitz: VEB Kondensatorenwerk Görlitz (KOWEG, gibts so nicht mehr, aber der dortige Sportverein trägt die Marke im Namen)
Freiberg: VEB Freiberger Kondensatorenwerk (FROLYT, Werk gibts noch als GmbH)

uups: das hatte ja EQ80 schon beantwortet...
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#8
Zum Abgleich des Original-ZF-Verstärkers: Hier fehlte mir damals definitiv die Messtechnik und (auch jetzt) die Erfahrung dafür.
Und heute könnte ich die Messtechnik haben, aber sie mag nicht:
Mein Oszi UNI-T UTD2052CEX stört die Dominante massiv, so dass ich es aufgabe, es überhaupt zu benutzen.
Ich wollte zunächst nur die Gleichspannungen auf Welligkeit prüfen. Erdleitung von Oszi zu Chassis brachte keine Änderung.
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#9
Hallo Holger,

habe gerade mal bei meinem "Dominante W102" nachgesehen. Also das mit dem Bassregler ist so i.O. Wird der Bassregler ganz nach links und der Höhenregler nach rechts gedreht, sind Höhen und Tiefen auf Maximum eingestellt. Vorausgesetzt ist aber, man hat die Taste "Regler" gedrückt. Beim Bassregler ist dann das Sichtfeld schwarz.

Probleme mit der Skalenseilführung habe ich nicht festgestellt. Woran es bei Deinem Gerät liegt, kann ich mir nicht erklären. Evtl. überprüfen, ob die Seilführungsrollen noch richtig fluchten. U.U. kann man auch die Schwungmasse auf der Achse etwas verschieben, um das Problem zu beseitigen. Kann ich nur vermuten, ich müsste das Chassis ausbauen, um eine verlässliche Aussage zu treffen. Da das Radio in Kürze verschenkt werden soll, möchte ich nicht mehr daran herumbasteln.

Wie bereits Frank schon schrieb, ist Dein Hauptlautsprecher um einiges kleiner als das Original. Logischerweise ist dadurch die Basswiedergabe eingeschränkt. Bei meinem Radio mit dem Originallautsprecher bin ich mit der (Bass-)Wiedergabe sehr zufrieden. Übertroffen wird die Klangfülle nur von einem "Dominante W Serie Dresden", den ich vor kurzem auf dem Tisch hatte.
Der Aufkleber auf dem Lautsprecher "PGH Funktechnik Leipzig" nennt m.W. nicht den Hersteller, sondern einen Reparaturbetrieb für Lautsprecher. Die PGH war in Lpz.-Sellerhausen ansässig und hat für die RFT-Reparaturwerkstätten jede Art von RFT-Lautsprechern repariert.

Die Bastelei mit dem R 220 als ZF-Verstärker würde ich zurückbauen. Die Originalschaltung mit den Röhren ist sehr empfindlich, vorausgesetzt es hat niemand an den Bandfiltern herumgedreht oder die Röhren sind tot. Bei dem erwähnten Dominante W waren alle Röhren weit über 80%, und das bei dem Alter des Radios. Ich gehe davon aus, dass es der Originalröhrensatz ist.

Lediglich die EM80 war etwas schwach. Ich habe da die Leuchtschirmspannung vom Sieb- auf den Lade-Elko umgelötet, die etwa 25V mehr lassen das Grün heller erstrahlen.

Die EZ80 bei meinem Dominante W 102 brachte auch nicht mehr die volle Anodenspannung. Eine etwas bessere EZ80 half hier die Spannung zu erhöhen. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich aufgrund der höheren Netzspannung am Netztrafo auf die 240V-Einstellung umgestellt habe. In der 220V-Stellung lag die Heizspannung bei 6,9V.  Jetzt sind es 6,4V (mit DMM gemessen).
Ich würde Dir auch empfehlen, diese Umstellung am Netztrafo vorzunehmen, die Röhren werden es Dir danken.

Um die Anodenspannung ohne neue EZ80 zu erhöhen, könnte man statt der Röhre 2 Si-Dioden mit Vorwiderstand einbauen. Die Typen 1N4008 sollten dafür geeignet sein. Der Vorwiderstand muss experimentell ermittelt werden, bis die Spannung am Lade-Elko lt. Schaltbild erreicht ist. Wenn man diesen Diodenadapter auf einen Noval-Sockel baut, könnte jederzeit wieder auf die Röhre umgesteckt werden.

Beste Grüße
Jürgen
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#10
Hallo Jürgen,

das sind ja umfangreiche Tipps von Dir. Dankeschön.

Mit dieser Bassregler-Funktion hatte ich nicht gerechnet (und es ohne Lautsprecher-Lücke vielleicht auch gehört).

PGH Elektronik: Das mit den Reparaturen wusste ich nicht. Ich hatte dort (zuerst am Waldplatz, dann in der H-Liebmann-Str.) nur immer Teile gekauft (ich glaube im Osten hießen sie dann Lorenz).

Die 240V-Einstellung hatte ich gewählt, bevor mir der eine Sicherungshalter abgebrochen war. Dann hatte ich es gelassen, weil die Anodenspannung so niedrig ist. Jetzt habe ich es umgestellt (Heizspannung von 6,6 jetzt 6,2 V). Aber: Unsere Netzspannung ist komischerweise momentan nur 223 V (vorige Woche mal 225 V).

ZF: In dem ZF-Verstärker steckt eine ganze Menge - 35-40 Jahre alte - Arbeit. Leiterplatte entwerfen, malen, ätzen usw., solange der noch tut, ist es gut. Die Röhrenstufen sind für AM weiter in Betrieb und funktionieren da auch.
Vielleicht ist sind "nur" C127 oder W110 (sieht vergammelt aus) dran schuld. Die habe ich jetzt auch beide in Ruhe gelassen.

Wie schon weiter oben geschrieben, geht es mir nicht um Restaurierung, sondern nur prinzipielle Funktion. Vielleicht habe ich in einigen Jahren den Ehrgeiz, da noch was dran zu ändern.

Viele Grüße
Holger
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