Hallo Löter,
Otto ist seit gestern bei mir zu Besuch und er hat seine Aoyue Int 866 zum "fachsimpeln" mitgebracht. Eine Yihua 853 Rework Station ist noch im Auto. Wir wollen uns gemeinsam mal anschauen was man so für sein Geld aus China bekommt. Ich habe auch zwei Billig-Rework Station von einem deutschen Händler am Wochenende bestellt und heute früh klingelte auch schon der DHL-Fahrer mit den Paketen. Die erste Station haben wir gemeinsam heute schon mal "seziert".
Das erste Modell. YIHUA 852D+, bestellt Samstag Abend - heute geliefert, Kosten. 45 Euro - 10% Gutschein, somit knapp 40 Euro inklusive Versand.
Schauen wir mal was angekommen ist und packen wir die Station aus.
Viel Fach(?)-Chinesisch!
ESD-SAFE!
Gut das sollte man bei einer Station die mit Heißluft arbeitet eigentlich erwarten, aber die Station hat neben dem Heißluftlötkolben auch noch einen normalen geregelten Lötkolben, der mit seiner Spitze direkt Kontakt zum empfindlichen Bauteil hat. Die Sache wird noch wichtig werden im weiteren Verlauf!!!
Eine CE-Kennzeichnung, mal sehen was die Wert ist.
Die Station ist eigentlich recht ordentlich gepolstert, es fliegt nichts rum und im Paket klappert nichts.
Von der Bedienungsanleitung sollte man nicht viel erwarten. Sie ist in Englisch, Deutsch und Französisch verfasst.
Das Englisch ist furchtbar, in Deutsch gibt es nur die Titelseite, man hat dafür zweimal die Anleitung in Französisch abgedruckt.
Das einzig sehenswerte ist die Übersicht der verfügbaren Aufsätze für den Fön bzw. welcher Aufsatz sich für welches Chipgehäuse am Besten eignet.
Drei Rundaufsätze für den Fön gibt es dazu, die restlichen kann man sich im Netz sehr günstig dazukaufen.
Ein ganz brauchbarer Ständer für den zweiten Lötkolben mit dem obligatorischen Schwämmchen für die Nassreinigung. Ich selbst verwende allerdings lieber die "goldene Stahlwolle".
Die Ablage für den Heißluftlötkolben, diese wird entweder rechts oder links an das Stationsgehäuse geschraubt. Und der normale Lötkolben mit einer dünnen konischen Spitze.
Hier nochmal das Zubehör.
Die Lötspitze wird von innen beheizt, das Heizelement des Kolbens ist austauschbar und für den Stationstyp auch bei ebay erhältlich. Leider liegt der Station kein Set von Lötspitzen bei, für 5-10 Euro bekommt man aber ein großes Sortiment unterschiedlicher Spitzen im Handel. Löten sollte man damit problemlos können, THT wie SMD. Die Qualität von Longlifespitzen bekannter westlicher Hersteller haben sie aber nicht!
Jetzt zum Heißluftlötkolben.
Wie man sieht ist das Gebläse bei dieser Version der Station im Lötkolben verbaut. Es ist ein 24V DC-Motor, dessen Drehzahl und damit Luftfördermenge per Pulsweitenmodulation von der Station geregelt wird. Von der Station selbst gibt es noch eine zweite Version mit Membranpumpe, wobei diese dann im Stationsgehäuse untergebracht ist. Hat man die Wahl, würde ich auf jeden Fall die hier gezeigte Version bevorzugen, nicht nur wegen der Arbeitslautstärke beim Lötvorgang.
Die Isolation des Heizelemtents und die Qualität des Schutzleiteranschlußes sollten vor dem Einsatz unbedingt überprüft werden! Es sind Versionen der Station (auch Klone anderer Hersteller) im Umlauf, da soll der Schutzleiteranschluß entweder gar nicht vorhanden sein oder er ist einfach um die Lötfahne gewickelt. Fotos und Videos dazu gibt es genügend im Netz.
Nun ein paar Blicke auf die eigentliche Station.
Bedienung ist eigentlich klar. Einstellregler für Löttemperatur und Luftmenge des Föns und Temperatureinstellung des zweiten Lötkolbens.
Die Oberseite, nichts spektakuläres. Tragegriff, gutes Metallgehäuse. Irgendein Prüfsiegel mit dem man die "Originalität" der Station feststellen kann, ein paar Bedienhinweise.
Auf der Rückseite befindet sich der Hauptschalter und die Netzsicherung (240V, 6A).
Kommen wir vor dem ersten Einschalten nochmal auf das Versprechen ESD-Safe und überhaupt auf die Sicherheit der Station zu sprechen.
Messen wir erst einmal den Widerstand zum Schutzleiter.
Hmm, nichts. OL.
Nichts, OL an der Metallschraube für die Ablage des Föns.
Auch nichts an der Lötspitze, kein Durchgang zum Schutzleiter und zu ESD-Buchse. Öffnen wir die Station mal.
Widerstandmessung direkt am Verbindungspunkt des Schutzleiters. OL!
Schauen wir uns die beiden Schwachstellen der Station mal an.
Die Gehäusebeschichtung ist so "gut" und geht in jedes Gewinde, das das bloße "Auflegen" und Verschrauben der Anschlussfahnen keine wirksame niederohmige Verbindung ermöglicht. Wir müssen hier also etwas nacharbeiten und die Beschichtung entfernen.
Hat man das erledigt, dann gibt es auch da zu erwartende Ergebnis.
Da die 852D+ jetzt schon offen ist, schauen wir uns doch gleich das Innenleben an.
Wir sehen sehr viel Luft. Das kommt daher das wir die Station ohne Membranpumpe erwischt haben. Ein Trafo zur Erzeugung der 24V für den konventionellen Lötkolben + für das Gebläse des Föns, sowie 5V für die Hauptplatine. Das Heizelement des Föns wird direkt aus der Netzspannung betrieben.
Hier der Blick auf Trafo und Absicherung, sowie Hauptschalter. Nachfolgend die Hauptplatine der Station.
Rechts ein 74HC164N für die Ansteuerung der beiden "Displays".
Oben mit U10 bezeichnet ein S3F94C8, der Hauptprozessor der Station auf dem ein PID-Regelalgorithmus läuft.
Der 8-Beiner in der Mitte ist ein LN358N. Dieser Operationsverstärker verstärkt die temperaturabhängige Spannung des Sensors im Lötkolben so, das diese vom AD-Wandler der S3 CPU gut verarbeitet werden kann.
Mitte-unten treibt ein BT137, vom Prozessor getrennt durch den Optokoppler CT3041, die Heizung des Lötkolben an.
Linke Seite von oben nach unten: 7805 für die Versorgungsspannung der S3 CPU, TIP122 mit 2N3904 für die PWM-Steuerung des Gebläses, CT3041 mit BAT16 (versteckt sich hinter den Kabeln) befeuert das Heizelement des Heißluftlötkolbens.
Also alles Standardbauteile, kein Hexenwerk. Hier bei der Version der 852D+ haben alle "Treiber" ein Kühlelement erhalten. Bei anderen Versionen der 852D+ soll das nicht unbedingt der Fall sein!
Wie verhält sich die Station im Betrieb?
Nach Umlegen des Hauptschalters auf der Rückseite hat man ein sehr angenehmes 50 Hz-Brummen und obwohl der Heißluftlötkolben wie auch der normale Lötkolben ausgeschaltet sind, blinkt die Station fröhlich vor sich hin. Keine Ahnung warum man die Anzeigen blinken lässt, vielleicht ein "ich bin am Leben"-Zeichen der CPU.
Schaltet man den normalen Lötkolben an, so geht die Heizerei los und das sogar sehr schnell! Die Temperatur wird gut gehalten und auch größere Abweichungen kann ich in der Anzeige nicht feststellen.
Auch das Nachschieben und Nachregeln der Wärme klappt prima!
Schaltet man den Heißluftkolben ein, so passiert erstmal nichts. Erst wenn man den Fön aus der Halterung nimmt, fährt die Station an und heizt hoch. Auch hier wird die Löttemperatur schnell erreicht und nachgeregelt. Legt man den Fön wieder in die Halterung wird automatisch auf 100 Grad runtergekühlt und dann das Gebläse abgeschalten, sozusagen ein Sleep-Modus bzw. Nachlauf damit das Heizelement länger durchhält.
Die Station hat mit uns Beiden auch schon die ersten Reparaturen erledigt. Das Auswechseln einer USB-Minibuchse von einem Raspberry geht ebenso einfach wie das Wechseln eines SMD Spannungsregler-ICs einer Playstation von Ottos Enkelkindern. Mit Nacharbeit(!) ist die Station für 40 Euro sicher ein niederschwelliger Einstieg ins SMD-Löten. Gleich geht es an die Reparatur eines Laptops mit der Station.
Gruß Otto+Bernhard
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