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FUNKE W19S Röhrentester Fabr. Nr. 31703 von Harald
#1
Liebe Kollegen,

Ich hatte zwar in Rolfs ("Bastelbube") Beitrag schon einige Bemerkungen zu meinem eigenen FUNKE W19s eingeflochten, Anton bat aber darum, für jedes individuelle Gerät einen eigenen Bericht zu verfassen.

Gefunden hatte ich mein FUNKE W19s 2008 auf einem Flohmarkt. Preis einschließlich eines Stelltrafos, R&S KARU und R&S RC-Summer SRV : 150 EURO. Der Verkäufer meinte, es handele sich um eine Werkstattauflösung und der ehemalige Besitzer habe Stein und Bein geschworen, dass das alles sehr wertvolle Geräte seien. Als meine Frau und ich die Sachen nach Hause schleppten war ich voller Frohlocken, einen so günstigen Fang gemacht zu haben. Um's kurz zu machen: Der Stelltrafo hat mir schon gute Dienste geleistet, das R&S KARU Kapazitätsmessgerät auch, der R&S SRV war innen nur noch ein Schrotthaufen und das FUNKE W19s hat mich damals an den Rand eines Magengeschwürs gebracht. So ruhte es in einer Ecke, bis ich kürzlich Rolfs Bericht sah.

Die Daten meines Gerätes:

Typ: FUNKE W19S

Fabr. Nr.: 31703

Röhrenbestückung: AZ12, GR20 - 1112 (Diese Glättungsröhre wurde ab etwa Fabr. Nr. 30 000 anstelle der ursprünglichen GR150A (GR150DA) eingesetzt.

Vorgeschichte: Gemäß Aussage von Herrn W. Scharschmidt handelte es sich bei meinem W19s um ein spätes Exemplar, bei dem FUNKE den Noval - Sockel für die EM800 und den DEKAL-2 Sockel schon eingebaut hatte, um Adapter einzusparen. Mein Gerät sieht genauso aus, wie das auf der Frontseite des Buches von Karl-Friedrich Müller „Das Funke-Röhrenmessgerät W19" abgebildete.
     

Bei dieser Gerätegeneration steckten nur noch die Adapter für „12-Pin“, „3B4“ und „SUBMINIATUR“ sowie einige Messschnüre und 2 Schnüre für Röhrenkappen im Gehäusedeckel. In seinen Unterlagen fand Herr Scharschmidt, dass mein Gerät aus dem I. Quartal 1964 stammte und am 5.5.64 an das Marine-Depot Wilhelmshaven ausgeliefert wurde. Ein Aufkleber auf der Abdeckung des Messinstrumentes scheint jedenfalls den Käufer bestätigen. Man sieht ein Prüfdatum 19.Apr. 89 und mit einiger Mühe den Schriftzug "Wilhelmshaven".


.jpg   D_FUNKE_W19S_Nr31703_Aukleber_Instrument.jpg (Größe: 128,07 KB / Downloads: 214)
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Vom ursprünglichen Zustand des Gerätes habe ich kaum Bilder. Das Holz und die oliv-farbene – Lackierung waren ziemlich ramponiert, offenbar auch schon einmal nachlackiert!
Ich schreibe hier aus der Erinnerung, wo die ursprünglichen Probleme lagen:
  • Der Außenkontaktsockel war zerbrochen, ebenso ein Ohr der 5/6/7 - Stift US Röhrenfassung in der 2. Reihe ganz links. Beide Fassungen wurden ersetzt.
  • Der Kopfhörertrafo war ein wenig angerostet. Konnte aber leicht gereinigt werden (Stahlwolle und Öllappen).
  • Die umgebördelten Kopfteile der Kopfhörerbuchsen waren wegkorrodiert. Hier wäre die bei Rolf und Detlef beschriebene Reparaturmethode nicht machbar gewesen, da es keine Abdeckung gibt, die die oberen Teile der neuen Buchsen in ihrer Position hält. Daher wurde die Pertinaxplatte des Bedienfeldes auf 6mm aufgebohrt, bis zur halben Dicke angesenkt und Bananenstecker - Buchsen mit passend abgedrehten Köpfen eingesetzt. Die Köpfe liegen dadurch bündig mit der Oberfläche des Bedienfeldes, was ganz organisch aussieht.

       
  • Der Sicherungshalter unterhalb der Kopfhörerbuchsen scheint auch nicht original zu sein.
  • An den Ausklinkungen für die Beschäge war das Holz ausgebrochen. Da FUNKE noch lange Prüfkarten nachlieferte, war das Kartenfach irgendwann gefüllt und das Netzkabel musste nach oben durch die Bedienplatte herausgeführt werden. Die Durchführung erfolgte dicht neben der Kartenfach - Trennwand, wo man dann großzügig das Holz gerausgebrochen hat.

Die hier gezeigten Bilder sind eine Mischung alter und kürzlicher Aufnahmen.

   
.jpg   D_FUNKE_W19S_Nr31703_Holzbruch_1.jpg (Größe: 79,93 KB / Downloads: 215)
.jpg   D_FUNKE_W19S_Nr31703_Holzbruch_2.jpg (Größe: 104,7 KB / Downloads: 215)    

Vor langer Zeit hatte ich mal damit begonnen, das bröselnde Holz mit Ponal zu stabilisieren und größere Ausbrüche mit Epoxy zu verfüllen. Sogar die 4 Löcher der Holzschrauben, die das Bedienfeld auf dem Gehäuse - Unterbau halten, waren herausgerissen - das Holz zersplittert. Hier habe ich M3 - RAMPA - Muttern eingesetzt und mit Epoxy vergossen. Das sieht immerhin inzwischen ganz manierlich aus. Aber es ist immer noch eine Menge Arbeit übrig. Auch habe ich damit begonnen, die zahlreichen, z.T. einige Millimeter tiefen Kratzer im Holz zu spachteln. Warum tue ich mir das nur an? Daran ist der Rolf Schuld, der mich durch den Beitrag zu seinem W19 neu motiviert hat. So sieht das Gerät im Moment von außen aus:

           


Bedienfeld und Trafos:

               

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Arbeiten am 500 µA Messinstrument

Bei der ersten Inbetriebnahme zeigte das Instrument überhaupt keinen Ausschlag, obwohl alle Spannungen anlagen und die geprüfte Röhre intakt war. Also das Messinstrument ausgebaut und zerlegt. Rostanatz im Luftspalt der Drehspule hatten diese arretiert. Also vorsichtig entfernt und alles wieder zusammengebaut.

Nun zeigte das Instrument tatsächlcih etwas an, blieb aber immer bei ca. 2/3 des Vollausschlages hängen. Also wieder ausgebaut. Nach Abnehmen der Abdeckung schlug der Zeiger weiter aus, pendelte aber stark hin und her, bevor er beim Endwert stehen blieb.

Also den Zeiger etwas nach unten zur Skala hin gebogen, damit er nicht mehr an der Scheibe schleift. Dabei natürlich prompt den Zeiger verbogen. Beim Zurückbiegen platzte dann die schwarze Farbe teilweise ab. Dies ist die Ursache dafür, dass der Zeiger jetzt nicht mehr korrekt ausbalanciert ist - d.h. der Zeigerausschlag ändert sich, wenn man das Instrument horizontal oder vertikal positioniert. Um das zu korrigieren, müsste man die beiden Tarier - Fühler am unteren Zeigerende etwas kürzen. Eine diffizile Arbeit, von der ich die Finger lasse.

Wie ich bereits in Rolfs Bericht erwähnt hatte, wird die Drehspulenachse beim W19 nicht in Metall- ooder Steinlagern gehalten, sondern in Kunststoffschalen:

       

Das ist ganz geschickt, denn bei etwas zu festem Anziehen der Lager - Gewindebuchse besteht keine Gefahr, die Achse zu verbiegen oder zu verletzen. Man merkt beim Anziehen der Buchse rechtzeitig, dass der Zeiger weniger beweglich wird.
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Damit war das Problem des starken Pendelns natürlich immer noch nicht gelöst. Also die Drehspule näher inspiziert. Offenbar war sie deformiert - warum bleibt ein Rätsel. Möglicherweise war der Alu - Trägerrahmen der Drehspule gerissen, sodass die normalerweise bremsende Wirkung der bei Spulenrotation darin induzierten Ströme entfiel. Henning und Martin hatten mir empfohlen, die fehlende Dämpfung durch einen Parallelkondensator zur Drehspule zu erreichen. Das hatte ich vor vielen Jahren schon einmal ohne Erfolg probiert. Jetzt wurde der Versuch durch Parallelschaltung von 1000 µF (genauer: 2 x 2200 µF gegensinnig in Reihe) wiederholt und war erfolgreich. Danke den beiden, dass sie mich auf die richtige Spur gebracht haben!!!
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Wie ebenfalls bereits in Rolfs bericht erwähnt, ist die Linearität des Messinstrumentes recht zufriedenstellend:

Spannung / Anzeige

0V......./...0V
2,5 V.../...2,6V
  5 V..../...5,15V
7,5 V.../...7,6 V
10  V.../...10 V

Bedenkt man, dass das Messwerk Genauigkeitsklasse 2% hat, sind die Abweichungen wohl akzeptabel. Durch vorsichtiges Verschieben des magnetischen Kurzschlussbügels würde man das bestimmt noch besser hinbekommen - aber wozu?

Jac, der bekannte Röhrenspezi hat die Restauration seines W19S auf die absolute Spitze getrieben. Wer sich ein wenig amüsieren will, kann diese Passage über seine Röhrentester lesen. Ein bisschen irre ist er ja schon.

https://www.jacmusic.com/Tube-testers/Fu...ation.html

Trotzdem ist seine Seite www.jacmusic.com die bei weiten erschöpfendste Informationsquelle zum Thema  Röhrentester.
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Nach Fertigstellen der Gehäusearbeiten und Wiedereinbau der Komponeneten werde ich weiter berichten.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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