Hallo,
endlich ist es vollbracht. Der "Rossini" ist wieder bei seinem Besitzer. Es waren umfangreiche Arbeiten bis zu diesem Stand notwendig.
Das Baujahr des Radios ist vermutlich 1959/60. Aus dieser Zeit sind auch die verbauten Bauelemente. Den Papierkondensatoren konnte man sein Alter auch messtechnisch nachweisen. Das Isolationsmessgerät zeigte bei allen Cs max. 2-3 MOhm. Also wurden alle schwarzen Rollkondensatoren getauscht, es waren insgesamt 19 Stück. Hinzu kamen noch einige teervergossene im Glasröhrchenmit weissem Aufkleber. Auch die vorhandenen axialen Elkos mussten getauscht werden. Nur die Becherelkos konnten nach einer Formierung wieder eingebaut und weiter verwendet werden. Hier mal das Sammelsurium der getauschten Teile.
Der defekte Tieftonlautsprecher wurde durch einen gleicher Ausführung ersetzt.
der neue TT
Da auch der Mittelton-Lautsprecher nicht mehr nutzbar war, wurde er mit einem L 2302 aus ehemaliger DDR-Produktion ausgetauscht. Zwar hat der sicher nicht die gleiche Charakteristik wie der originale Lautsprecher, aber die Wiedergabe ist akzeptabel. Und der Besitzer ist damit sehr zufrieden. Auch wenn jetzt alle Fans von Originalität laut aufschreien, besser solcher Klang als des ständige Geschnarre des alten Mitteltöners.
der neue MT
Den in einem früheren Beitrag erwähnten, zu hohen Anodenwiderstand der ersten FM-ZF-Röhre habe ich auf den Wert lt. Schaltbild von 3 kOhm geändert. Gravierende Änderungen konnte ich nicht feststellen. Vermutlich hat man damals zu DDR-Zeit auf Weisung der Staatsmacht versucht, die Empfindlichkeit auf UKW abzuschwächen.
Die neue EM 80 (russische 6E1P) hat ein leicht schräg versetztes Leuchtbild, leuchtet aber wieder schön hell. Zur Verlängerung der Standzeit der Röhre habe ich auf Hinweis von Rolf einen Widerstand von 22 k in die Anodenzuleitung eingeschliffen.
Der "Rossini" besitzt leider keine Umschaltung der Netzspannung auf 240V, sondern ist für max. 220V ausgelegt. Hier im Raum Leipzig beträgt die ständige Netzspannung aber rd. 235 V. Deshalb wurde mit einem Vorwiderstand von 37 Ohm die primärseitige Spannung für den Netztrafo auf rd. 220 V herabgesetzt.
In diesem Zusammenhang mussten auch die Zuleitungen von den beiden Lötösenleisten auf dem Netz-/Endstufenchassis zum Netzschalter erneuert werden. Deren Isolierung war vermutlich durch vorherige Lötarbeiten soweit weggebrannt, dass Gefahr der Berührung mit dem Chassis bestand.
Letztlich wurden noch alle Plastgitter und Knöpfe gereinigt und das Gehäuse wurde mit Renuwell bearbeitet. Die Einstellknöpfe für die Tonblenden waren so stark beschädigt, dass sie durch andere aus einem REMA-Gerät ersetzt werden mussten.
Der Empfang auf UKW ist als sehr gut einzuschätzen. Sicher ist das dadurch bedingt, dass FM und AM eingangs- und ZF-seitig getrennt aufgebaut sind. Auf einen Nachgleich konnte deshalb verzichtet werden. Allerdings wurde festgestellt, dass die Kerne in den Bandfiltern mit sehr viel Wachs gesichert sind. Daran zu drehen hätte vermutlich mehr Schaden als Nutzen angerichtet.
Laut Aussage des Besitzers ist der Empfang mit dem Gehäusedipol sehr gut und den Klang findet er hervorragend. Was will man mehr, wenn der Nutzer des Radios zufrieden ist.
Und insgesamt wird mal wieder bestätigt, dass man früher bei den kleineren Privatfirmen (viele wurden 1972 verstaatlicht) auf hohe Qualität bedacht war und ihre Erzeugnisse langlebig sein sollten. Der "ROSSINI 5801" hat das eindrucksvoll bestätigt, auch wenn nach über 60 Jahren einige seiner Bauelemente bauartbedingt verschlissen waren.
Abschliessend nochmals danke an alle, die mich mit Rat und Tat bei der Reparatur unterstützt haben.
Beste Grüße
Jürgen