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Diskussion zu Totalrestaurierung Tefifon HS
#21
Der Hinweis auf die hochviskosen Silikonöle war goldrichtig: Mit einem 300.000er Öl konnte ich die Dämpfung wieder ausreichend herstellen. Den Bericht dazu ergänze ich in den nächsten Tagen.

Mit dem Erfolg im Rücken habe ich das Öl auch gleich mal bei einem Dämpfungskolben des KC-1 ausprobiert. Hier galt ja bislang die Empfehlung, den Kolben tunlichst so zu belassen, wie er ist. Hier habe ich im Video das Ergebnis protokolliert. Oben ist ein ungereinigter Originalkolben, unten ein gereinigter, der mit dem 300.000er Öl befüllt wurde:


Der aufgefrischte Kolben arbeitet perfekt! Die Dämpfung scheint mir ein klein wenig stärker zu sein als beim Original. Der Wartungsanleitung des KC-1 kann man entnehmen, dass dort seinerzeit das "Silicone-Öl D C 200" enthalten war. Ich verwette daher ein ganzes KC-1 darauf, dass ein 200.000er Silikonöl genau das richtige für das KC-1 ist! Von dem bestelle ich mir jetzt auch gleich mal einen Lebensvorrat in Form einer 60ml-Flasche.

Nochmals vielen Dank an beide Martins für die sachdienlichen Hinweise!

Schöne Grüße
Markus
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#22
Der Wechsel der Geschwindigkeit über den Kurvenzylinder ist wirklich genial. Ein Hoch auf die damaligen Ingenieure.
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#23
Bei diesen Kurvenzylindern war sicherlich auch die Fertigung nicht ohne!

Es muss bedacht werden, dass es ja seinerzeit noch keine CNC-Maschinen gab.
Und vom 3-D-Druck wagte niemand auch nur zu träumen.



Viele Grüße

Martin
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#24
Na Gott sei Dank, ansonsten wäre das ganze Plastik heute alles längst zerbröselt und wir hätten nichts zu basteln.

Ich hatte noch keinen in der Hand, aber vielleicht waren das Zink-Druckgussteile?

Gruß,
Achim
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#25
Ja, IMO ist das Zinkdruckguss. Ich habe eben noch ein paar Fotos und Informationen im Bericht ergänzt. Ich bin total begeistert von der Mechanik.

Schöne Grüße
Markus
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#26
Ansonsten muss ich Achim noch zustimmen, was die Haltbarkeit von Komponenten anbelangt. Alles was einer gewissen mechanischen Belastung ausgesetzt ist, wird besser aus Metall gefertigt, wenn es viele Jahrzehnte überdauern soll. Das beste Beispiel - direkt am Tefifon - ist da die Lagerbrücke des Kassettenantriebs:    

Beim KC-1 wurde das auf Kunststoff umgestellt. Seither ist eine gebrochene Lagerbrücke eines der häufigsten Ärgernisse des KC-1. Die Lagerbrücke aus Metall beim HS und Co. hingegen wird auch in hunderten von Jahren noch da stehen wie eine Eins.

Was ich aber schon auch bewundere, ist wie die Ingenieure damals so komplexe Gesamtkonstrukte aus verschiedensten mechanischen Komponenten ohne jeglichem Hilfsmittel wie einem Computer, einem 3D-Drucker o.ä. hingekriegt haben. Dass so ein Design direkt vom Reissbrett aus gelingt, also dass man direkt aus dem ersten Plan heraus einen funktionierenden Prototypen produzieren kann, kann ich mir kaum vorstellen. Man brauchte doch sicher auch damals mehrere Versuche, bis das Ergebnis zufriedenstellend war. Und genau für solche Iterationen Design -> Prototypherstellung -> Testen -> Design verbessern -> … bin ich so froh, dass mir der Drucker ein „rapid-prototyping“ ermöglicht. Es kommt doch so oft auf Zehntelmillimeter an, ob ein Mechanismus gut oder gar nicht funktioniert. Da kann die Simulation am PC auch noch so gut sein - letztenendes muss man das Teil in der Hand haben und sehen ob es auch in der Praxis hält, was es in der Theorie verspricht. 

Also Hut ab, dass Firmen wie Tefi seinerzeit trotzdem schon sehr kurze Produktzyklen hatten: Im Schnitt dauerte es auch bei Tefifonen nur etwa 1,5 Jahre von einer Chassis-Ausführung zur nächsten. Und gerade die Änderungen vom HS 19 zum KC-1 und dann weiter zum KC-3 im Holiday und zum KC-4 waren ja schon extrem.

Schöne Grüße
Markus
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#27
Noch kurz fürs Protokoll: Beim KC-1-Dämpfer funktioniert bei mir das 200.000er Silikonöl tatsächlich hervorragend.

Um den Dämpfer zunächst zu reinigen und dann das Silikonöl aufzutragen, habe ich mir in ein Brettchen gebastelt: Mithilfe zweier dünner Nägel kann man den Dämpfer in Löcher im Brettchen arretieren, so dass die Feder gespannt gehalten wird und man gut überall drankommt:

.jpg   IMG_2554.JPG (Größe: 106,92 KB / Downloads: 268)

Aber Vorsicht beim Auftragen des neuen Öls: Es darf auf keinen Fall zu viel Öl aufgetragen werden! Nur die Oberfläche des Zylinders darf benetzt sein. Bringt man zu viel Öl auf, so kann es sein dass der Dämpfer eine Ewigkeit zum Einfedern braucht oder schlichtweg unzuverlässig funktioniert. Der Knackpunkt sind die beiden kleinen Löcher am Ende des Zylinders, durch die auch der Draht der Feder nach außen gelangt:

.jpg   IMG_2556.JPG (Größe: 45,53 KB / Downloads: 268)

Durch diese Löcher muss die Luft bei der Kontraktion des Dämpfers entweichen können, denn zwischen den beiden Zylindern geht das nicht: Dort sorgt das Silikonöl für eine zuverlässige Abdichtung. Sind diese Luft-Löcher also durch das zähflüssige Öl verstopft, so kann der Dämpfer sich nicht mehr sauber zusammenziehen, sondern stockt in der Bewegung.

Ich gehe davon aus dass damit das Geheimnis dieses Sensibelchens endlich vollständig gelüftet ist  Wink

Schöne Grüße
Markus
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#28
PS: Beim HS war dann doch das 300.000 Öl noch nicht das Gelbe vom Ei. Nach mehreren Versuchen habe ich aber auch dort die Dämpfung endlich gut eingestellt und werde den Bericht dazu in Kürze ergänzen.
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#29
Der Bericht ist an Ausführlichkeit und Detailtreue kaum zu überbieten. Ich würde dir wirklich nahelegen, ihn evtl. in Form eines Fotobuchs (dürfte die einfachste Möglichkeit sein) zu publizieren Man dürfte nirgendwo eine bessere Anleitung zum Restaurieren dieser Geräte finden.

Viele Grüße,
Achim
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#30
Ich befürchte das Buch würde nur wenige Leser finden - zumal der Inhalt ja schon hier verfügbar ist.

Was aber wirklich genial wäre: eine lebendige Web-Seite die nach Geräten und Komponenten gegliedert ist. Da könnte man dann nach „KC-1“ -> „Abtasteinrichtung“ -> „Dämpfer“ gehen und hätte dort kompakt die stets aktuellen Infos beisammen, etwa welches Öl man nutzen kann und worauf man achten muss. Wäre das Ganze wie ein Wiki eingerichtet, dann könnte wie in der Wikipedia stets von verschiedenen Autoren neue Infos ergänzt werden.

Mit so einem Community-Ansatz wäre sicher auch die Tabelle aller Schallbänder inklusive Inhaltsangaben schnell vollständig…

Schöne Grüße
Markus
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#31
Schöne Idee, aber versuche mal aktive Mitstreiter dafür zu finden. Das ist wirklich nicht leicht.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#32
Gedrucktes ist Virtuellem direkt am Arbeitsplatz haushoch überlegen.
Würden meine Studenten mehr aus Büchern statt aus virtuellen Medien lernen, wäre es um ihr Wissen nicht so schlecht bestellt.

Der Vorteil eines Fotobuchs ist ja grade der, dass es erst bei Bestellung in Auftrag gegeben wird. Die Auflage spielt damit keine Rolle

Ein Buch überdauert Jahrzehnte, Internetinhalte sind schnell mal von heute auf morgen weg. Ein Buch kann man überall lesen, abends im Bett vor dem Einschlafen, im Hotel, im Urlaub, überall. Man kann in Sekunden vor- und zurück blättern, gegenlesen, vergleichen - ganz ohne Rumgescrolle, Gewische, Vergrößern, Verkleinern und was des Ungemachs mehr ist.

Gruß,
Achim
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#33
Also, ich ziehe gedrucktes bei der Reparatur immer vor. Die von Achim angesprochenen Vorteile überwiegen da einfach.
Gruß aus Bremen

Enno
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#34
Ich ziehe die Lösung vor, wie es heute auch oft angeboten wird, beim Kauf der analogen Version auch gleich die digitale Version als Gratis Downloade dazubekommt.

Beim Reparieren ziehe ich oft die digitale Version vor, da ich Bilder beliebig vergrößern kann und so auch Details gut erkenne, gerade bei grauem Star, ist das sehr hilfreich.

Bei Vinyl Schallplatten, die ich nur noch kaufe, bekomme ich in der Regel auch den MP3 Download gratis dazu. Das ist praktisch, weil ich nicht immer und überall einen Plattenspieler dabei habe. Beides miteinander vereint, halte ich in der heutigen Zeit für die ideale Lösung.

Ein Fotobuch wird vermutlich auch zunächst in einer digitalen Form erstellt und davon dann in den Druck gegeben. Vorhanden dürfte also ohnehin beides schon sein.
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#35
Es kann individuell schon sehr verschieden sein und man muss einfach abwägen. Während Corona hatte ich Zeit, sämtliche Familienalben und alle Filme von doppel 8 bis DVmini von den 30er Jahren bis 2016 zu digitalisieren. Das waren über 60 Alben und Unmengen Filme mit für mich unschätzbar wertvollen Erinnerungen.
Tatsächlich sehe ich mir die jetzt viel lieber auf dem Bildschirm als im Album an. Ich kann nicht sagen warum, aber ich fühle ich da dem Augenblick und der Situation näher und der Blick ist konzentrierter. Aber lesen tu ich lieber auf Papier gedrucktes. Auch beim Korrekturlesen fallen fallen Tippfehler gedruckt auf Papier viel eher auf als im Editor auf dem Monitor.

Gruß,
Achim
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#36
Die von Achim genannten Vorteile sehe ich auch: Mit einem Buch hat man was dauerhaftes in der Hand und das Blättern darin ist eine ganz andere Interaktion als mit virtuellen Seiten auf einem PC oder Tablet. Der Mensch ist halt doch ganz einfach haptisch veranlagt. Nicbt umsonst heisst es ja, dass man etwas „begreift“. Wenn man etwas in einem Buch sucht, das man schon kennt, hat man doch oft mal das Gefühl, dass das gesuchte Foto irgendwo im letzten Drittel rechts unten sein müsste. Und so hat man es beim Durchblättern auch schnell gefunden.

Und auch Antons Hybrid-Ansatz finde ich gut: Aus dem Tefi-Umschau-Buch zum Beispiel habe ich mir immer wieder einen Schwung Seiten abfotografiert und dann konnte ich sie jederzeit am Tablet lesen. Reinzoomen zu können war eine der Killer-Funktionen dabei: Die Schrift ist schon etwas klein für meine Augen und bei Fotos interessierten mich Details. Und das Buch wird auch nicht abgenutzt und muss nicht mitgeschleppt werden.

So haben eben beide Varianten ihre jeweiligen Vorteile.

Was meinen HS-Bericht anbelangt, so schaue ich in den nächsten Wochen erstmal dass der fertig wird. Da kommt noch eine Reihe kürzerer, mindestens aber auch ein noch ein etwas umfangreicherer Abschnitt. Es mangelt da nicht an Material, sondern derzeit eher an der Zeit dafür. Um das sauber zu dokumentieren brauche ich immer wieder mal ein paar Stunden Zeit am Stück.

Wenn der Bericht dann mal fertig ist, lässt sich vielleicht einfach ein PDF daraus machen…

Schöne Grüße
Markus
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#37
Schön, dass es weitergeht.
Die Wima Malzbonbons sind IMMER kaputt. Da kann man sich jede Messung sparen. Das Gleiche gilt für die Ero Papierkondensatoren.

Viele Grüße,
Achim
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#38
(29.05.2022, 10:01)mageb schrieb: Zum Thema Kondensatoren bleibt abschließend noch zu erwähnen, dass deren Hersteller offenbar versuchen die wichtigen Themen der jeweiligen Zeit für sich zu nutzen und damit zu werben. 1954 war "tropenfest" eine wichtige Eigenschaft. Dieses Stichwort wurde von Tefi auch oftmals an anderer Stelle genannt: So war der Tonabnehmer des KC-4 tropenfest, und auch das Bandmaterial der Bänder wurde nach Einführung des Holiday auf eine tropenfeste Rezeptur umgestellt, um auch mit höheren Temperaturen im Auto oder beim Picknick zurechtzukommen.

Das war damals durchaus nicht nur ein werbewirksames Gadget! Deutschland war Exportweltmeister für Unterhaltungselektronik und natürlich wurde auch in Länder mit sehr hoher Luftfeuchte und Hitze viel exportiert. Da war Tropenfestigkeit der Bauteile ein Muss und keine Nebensache. Geräte verotten bei hoher Luftfeuchte sehr leicht und die damaligen Papierwickelkondensatoren feuchteten schnell durch, Elkos trockneten in der Hitze aus. Das Merkmal "Tropenfest" bezog sich also nicht auf den deutschen Markt, sondern war für den Export ein sehr wichtiges Merkmal.
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#39
Guter Hinweis mit dem Export! Den hatte ich da noch gar nicht im Blick.

Auch Tefi hat ja seinerzeit verschiedenstes exportiert. Aber es dürfte heute nicht mehr leicht herauszufinden sein, wie viel das wirklich ausgemacht hat, wohin genau das alles ging, und wie erfolgreich man damit war… Mit eigenen Augen gesehen habe ich schon ein Westrex KC-1 für dem amerikanischen Markt und ein HS9,5 mit Trafo für 110V. Letzteres könnte sogar in den USA erfolgreicher gewesen sein, als in Deutschland. Wer weiß. Hintergrundbeschallung in Kaufhäusern ist halt auch kein richtiges Mainstream-Thema, über das man leicht recherchieren könnte…

Und dann gibt es da noch die Verzeichnisse von Bändern für andere Nationalitäten. Ob wohl derzeit noch irgendwo anders auf der Welt außerhalb Deutschlands ein Tefifon regelmäßig dudelt?
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#40
Mit was hast Du die Wärmebilder gemacht....die Messgeräte sind echt teuer..gebraucht von Bosch um 600€...
Gruß Nad

Ein Leben ohne Röhren ist möglich, aber sinnlos!
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