Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
GRUNDIG - Schaltungtechnik der Kleingeräte in den Jahren 1952-1954.
#1
Geschrieben 22. Oktober 2003 von Hans M. Knoll, Seite 1

neu bearbeitet: 11.03.2024

Schaltungtechnik der Kleingeräte von Grundig in den Jahren 1952 bis 1954

oder:

Vom einfachen Flankensuper zum vollwertigen Standard FM-Super mit Ratiodetektor

Ein Spitzensuper ist das Beste im allgemeinen und auch das beste Produkt der jeweiligen Firma.
Wer sich daran hält, liegt in jedem Falle richtig. Höchstleistungen, was den technischen Stand und die Verarbeitungsqualität angeht, sind dort vereint. Auch findet sich dort das Beste, was Ingenieursgeist im Stande ist hervorzubringen.

Dort aber, wo jede Mark zweimal umgedreht werden musste (bei Kunden und Herstellern), gibt es oft Raffiniertes und manchmal auch Obskures zu sehen, was aber leicht übersehen wird.
Dieser Beitrag hat einen konkreten Anlass, um von der einen zur anderen Version zu berichten.
Wie in der zweiten Überschrift gesagt: vom einfachen Flankensuper zum vollwertigen Standard FM-Super.

Nachdem im Jahre 1952 bei kleinen und einfachen Geräten noch die multiplikative Mischung mit der ECH42 vorrangig war,

   
BILD 1 165W UKW


gab es 1953 in der Mehrzahl schon diverse Lösungen in der Mischstufe bei FM. Da wurde schon vorwiegend von der additiven Mischung mit einer Pentode (EF42, EF80) oder einer Triode (EC92) Gebrauch gemacht.



.jpg   Bild-2-GRUNDIG-EC92-typ.jpg (Größe: 66,7 KB / Downloads: 126)
Bild 2 GRUNDIG EC92 typisch


Diese Varianten gab es außerdem mit und ohne Vorstufe.
Mit zunehmender Senderdichte konnte jedoch länderübergreifend UKW-Empfang gemacht werden, und da war es nicht mehr egal, wie gut der Empfänger im Hinblick auf Rauschen war.
Aus Bezirksempfang wurde mehr oder weniger Fernempfang.
Auch die Einbauantennen mit ihren kleinen Klemmenspannungen verlangten nach rauscharmen Eingangsschaltungen.
Nachdem Grundig Ende 1952 mit dem 810 ein billiges Gerät, das bei UKW schon darauf Rücksicht nahm, herausbrachte, wurde bei Grundig die ECH (42/81) nur noch für die AM-Bereiche und als ZF-Verstärker benutzt.


   
Bild 3 RF810


Wenn diese aber nur bei AM als Mischer arbeitete, musste noch eine weitere Röhre wie die EF42, EF80 oder die EC92 für das FM-Eingangsteil dazu eingesetzt werden. Ein Aufwand, der bei einem billigen Gerät schon wesentlich die Kosten mitbestimmte. Im Juli 1953 brachte Grundig deshalb eine neue Reihe von Modellen mit der Type RF940W heraus.


   
Bild4  GRUNDIG 940W


Dort wurden alle drei Fälle, rauscharm und keine Röhre mehr als die Geräte mit multiplikativer Mischung, und bei FM und die rauscharme additive Mischung realisiert.

Wie geht das nun?
Statt der damals schon allgemein üblichen EC92 als selbstschwingende Mischstufe wurde dafür einfach das Trioden-System der ECH81 hergenommen.


   
Bild 5  Mischstufe GRUNDIG 940/941


Das H-System arbeitete wie bei den Geräten mit EC92 usw. als FM ZF-Verstärker, und bei AM wie bekannt als Mischsstufe. Dazu eine EF41 und eine EBC41 und fertig war das ganze Empfangsteil.


   
Bild 6  ZF-Teil 940/941


Das war so im ganzen schon eine recht gute und preiswerte Lösung der oben aufgezeigten Probleme.
Von großem Nachteil war jedoch die Tatsache, dass beim FM-Demodulator noch von der "Flankengleichrichtung", die noch aus der Anfangszeit von UKW in Deutschland stammt, Gebrauch gemacht wurde.


   
Bild  7 Flankengleichrichter / Demodulator 


Diese Variante mit allen ihren Nachteilen - wie keinerlei Störunterdrückung und wesentlich höheres Rauschen - war damals (1953) schon als antiquiert anzusehen!


   
Bild 8 zeigt wie ein Signal bei AM- oder FM-Modulation verrauscht ist


Es zeigt das Rauschen im Signal (schraffierter Bereich bei FM-, senkrechte Fläche bei AM-Demodulation), wenn die ZF entweder AM- oder FM-demoduliert wird.
Das ist auch der Zustand, wenn beim Ratio der Elko ausfällt.

Der Druck des Marktes war offensichtlich so groß, dass schon im Dezember 1953 mit dem 941W ein Nachfolger für nur 1,50 DM mehr ( 178,- zu 179,50 DM) für den 940 erschien. Dieser hatte jetzt das, was dem 940 fehlte. Er bekam die EABC80 statt der EBC41 und damit einhergehend den Ratiodetektor.


   
Bild 9 Modelle 949/941 mit 5 Röhren und Ratiodetektor



.jpg   Bild-10-Prinzip-Sym--Ratiod.jpg (Größe: 34,25 KB / Downloads: 126)
Bild 10 Prinzip des Ratiodetektor


Außerdem noch ein größeres Gehäuse. In Pressstoff als 941W und in Holz als 941WH. Das war jetzt schon alles, was ein Radio 1953 haben musste.

War das schon das Ende ?

Die Mischung mit einer Hexode war durch Lizenzen, die an Telefunken zu entrichten waren, preislich belastet. Telefunken besaß das Patent von Kramolin auf die multiplikative Mischung mit einer Hexode und ließ sich das gut bezahlen. Insider behaupteten, dass Telefunken mit Patenten mehr Geld verdient hat als mit allem anderem. Das galt 1933 und auch noch 1953.
Die Firma Valvo brachte nun einen Vorschlag, der in USA überhaupt nichts Neues war: die Mischung mit einer Pentode. Allerdings brauchte man dazu einen Röhrentyp, bei dem das g3 nicht an Katode lag wie bei der EF41. Die neue EF89 hatte dieses Feature (9 statt 8 Pins).



.jpg   Bild-11-EF89--_SOKOL.jpg (Größe: 13,56 KB / Downloads: 126)
Bild 11  Pins EF89


Soweit meine Kentnisse zurückreichen, hat diese Idee von Valvo auch die Firma Graetz in einer ihrer "Comedias" 1955 eingebaut.


   
Bild 12 Modell ohne ECH81


Im April 1954 erschien nun bei Grundig die Type 941W, die jetzt diese besagte Schaltung benutzte. Diese arbeitete bei AM mit einer EF89 als Mischer, der EC92 als Oszillator, noch einer EF89 als ZF-Verstärker sowie der EABC80 als Dioden-Demodulator.

Bei FM: mit der EC92 als selbstschwingende, additive Mischstufe. Die erste EF89 als ZF-Verstärker, die zweite ebenfalls als ZF-Verstärker, und der EABC80 als Ratiodetektor.
Es war damit eine vollwertige Empfängerschaltung entstanden die nahezu perfekt war.
Nahezu ja! Für KW war diese Schaltung absolut ungeeignet!
In der Folge gab es bei Grundig noch viele Typen, die mit dieser Technik ausgestattet wurden (955, 1055 usw.).


   
Bild 13 AM/FM Mischstufe als Beispiel für Nachfolgemodelle


Als Hinweis mit Augenzwinkern: Als Beleg, dass die beschriebenen Fakten zwar preiswert, aber nicht minderwertig waren. Die Firma Körting hat die Lösung addiver Mixer mit ECH81 in ein Modell der Mittelklasse (298DM) eingebaut. Alle GRUNDIGs bis zum letzten 941-Modell mit 5 Röhren gab es für unter 180,00DM.


   
Bild 14 Körting  Excello 53W



Hans M. Knoll
ENDE
Copyright by Hans M. Knoll 11.03.24
Klug ist jeder. Der eine vorher, der andere nachher.

mike  Smiley43
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Radioempfang in den zwanziger Jahren radioljub01 12 15.527 25.07.2018, 09:46
Letzter Beitrag: DiRu †

Gehe zu: