Themabewertung:
  • 1 Bewertung(en) - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
VE301-GW, eine Instandsetzung
#1
Hallo zusammen,
vor ein paar Wochen bin ich günstig an ein VE 301-GW  Chassis gekommen.
Da ich noch ein komplettes Leergehäuse in der Ecke stehen hatte, konnte dieses
endlich wieder befüllt werden, zumal ein VE301-GW wesendlich seltener anzutreffen
ist, als ein VE301-W.
Hier der Anlieferzustand:

   
   
   

Zur besseren Instandsetzung des Chassis, entschloss ich mich, es komplett,
bis auf die genieteten Teile, zu zerlegen.
Der Blockkondensator fiel, was seine Neubefüllung stark vereinfachte,
beim Ausbau komplett auseinander.
Hier die so entstandenen "Bausätze":

   
   
   
 
Zunächst reinigte ich das Chassis, indem ich es komplett mit BREF besprühte und dies `ne Weile einwirken ließ.
Danach ließ sich der Schmutz recht gut mit Pinsel und Läppchen entfernen.
Den Flugrost entfernte ich mit feinem Schmirgel und frischte diese Stellen mit etwas Silber-Aluminiumbronze auf.
Das Chassis wurde so blitzblank. Ebenso sahen die Kontakte in den Röhrenfassungen und der Antennenanschlüsse,
nach dieser Prozedur, wie neu aus.
Natürlich muss man die Reste des Reinigers wieder vollständig entfernen,
dies geschah mit heißem Wasser.
Mit dem Drehkondensator tat ich das Gleiche, er erstrahlte danach in neuem Glanz.
Der Rest der ausgebauten Bauteile wurde ebenfalls vorsichtig gereinigt.
Ich hatte auch das Glück, dass Käfigspule, Netzdrossel, NF-Übertrager und Heizvorwiderstand intakt waren.
Jetzt konnten die einzelnen Komponenten wieder ins Chassis eingebaut werden,
man muss nur auf die richtige Reihenfolge achten.
Als nächstes war die Verdrahtung an der Reihe, nur jetzt gab es ein Problem:
Ich hatte das Chassis ohne Röhren erstanden, bestückt wurde es mit
der VY1, der VC1 und der VL1.
In meinem Fundus waren jedoch nur VY1 und VL1, keine VC1, jedoch eine VF7.
Eine VC1 ist nur sehr schwer aufzutreiben und wenn, dann zu horrenden Preisen.
Da schon im Jahre 1941   E.W. STOCKHUSEN in seinem Buch:
 "Vom ältesten zum neusten VE-Gerät"
beschrieb, dass man eine verbrauchte VC1 doch zweckmäßigerweise gegen eine VF7 tauschen möge.
Dadurch würde das Gerät empfindlicher und die Wiedergabe besser.
Man muss nur die vorhandene Übertragerkopplung durch eine Widerstandskopplung ersetzen.
Diesen Schaltungsteil kann man dem Schaltplan des "VE301 Dyn GWn" entnehmen.
Und genauso machte ich es auch,
natürlich verblieb der NF-Übertrager im Gerät, so ist jederzeit ein Rückbau möglich.
Ich fügte noch zwei weitere Schaltungsänderungen ein:
Zum Schutz der VY1, schaltete ich den 400 Ohm Widerstand des Heizvorwiderstandes,
zwischen Anode und Netz.
Ferner musste der Heizkreis für 230V ausgelegt werden:
3 mal 55V Röhrenheizung = 165V,
also müssen 65V am Heizvorwiderstand abfallen,
bzw. der Widerstand muss 65V: 0,05A = 1300 Ohm groß sein.
Die beiden Widerstandswicklungen auf dem Heizvorwiderstand hatten nur
1100 Ohm und 150 Ohm, also fehlten noch 50 Ohm.
Eine 2Watt-Type reicht dafür.
Diesen zusätzlichen Widerstand konnte ich leicht, an den Schraubklemmen des
Heizvorwiderstandes, befestigen.
Hier der abgeänderte Schaltplan:

     
 
Die Neuverdrahtung ging recht schnell von statten,
den alten Schaltdraht ersetzte ich durch 0,8mm Silberdraht und die Kondensatoren durch umgelabelte  Neuware:

     
 
Leider war auch die Skalenscheibe nicht mehr zu gebrauchen.
Ein Ersatz musste her:
So druckte ich mir eine Scheibe auf stabilem Papier mit dem Drucker aus
und klebte sie auf ein ehemaliges Skalenrad, das ich dann auf der Drehko-Achse befestigte.
Mittels Bindegarn war eine Verbindung zur unteren Antriebsachse schnell hergestellt.
Vorteil, Drehrichtung der Antriebsachse und des Skalenrades waren jetzt gleich.

   

   
   
 
So, Röhren bestücken und das ganze vorsichtig in betrieb nehmen
> Spannungen stimmen, Stromaufnahme in Ordnung - Funktionsprüfung bestanden...

   
   
   

Zum Schluss noch der Einbau ins Gehäuse - fertig.

   

   

Viele Grüße,
Rolf

In das VE-Verzeichnis aufgenommen: http://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=5064
Zitieren
#2
Hallo Rolf  Smile

Hey wow, Respekt => Nach Deiner Instandsetzung sieht das Radio echt wie NEU aus  Thumbs_up
Ich hoffe alles funktioniert auch, wie es soll, und Du kannst damit gut Radio hören?

Beste Grüße aus MV, von Peter
~~~~~ DE - MV  /  Connected ~~~~~
Zitieren
#3
Das ist ja wirklich schön geworden. Solche Berichte lese ich gern. Smiley32
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
Zitieren
#4
Nicht schlecht, nicht schlecht.
Ja, sieht wie neu aus und technisch ist es sogar besser als neu. Tiptop
Gruß,
Uli
Zitieren
#5
Sieht toll aus! Gratulation!
Grüße aus dem Odenwald,

Werner



Lesen gefährdet die Dummheit!
Zitieren
#6
Hallo Rolf,
danke für Deinen schönen Bericht zu einer sehr guten Restauration - einfach Klasse!
Grüße aus Wassenberg,
Norbert.
Zitieren
#7
Hallo Rolf,

ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Sehr hübsch geworden.
Woher hast du denn diese hübsche Netzzuleitung?

Gruß
Oliver
Zitieren
#8
Diese Arbeit ist vorbildlich! Das sollte als Referenz in direktem Zugriff sein!
Zitieren
#9
Hallo zusammen,
danke, dass Euch dieser Bericht gefällt,
das spornt zu mehr an...
Diese hübsche Netzleitung hatte ich in Frankreich bestellt,
hier der Link:
http://www.ebay.de/itm/GROS-CORDON-SECTE...xyOlhS5Ybd

Gruß und ein schönes Wochenende,
Rolf
Zitieren
#10
Hallo Rolf,

so eine saubere und aufwendige Instandsetzung macht doch wirklich Dir und auch der Gemeinde hier viel Freude.

Wenn ich die Bilder von dem VE betrachte, fällt mir unser zu Hause in M/V wieder ein.
Den und ein Teil der Elektrik tauschte mein Vater Anfang der fünfziger Jahre gegen ein halbes Schwein ein.
Eine Langdrahtantenne und wir waren mit der großen weiten Welt verbunden.
Wenn im Winter abends im Ort viel Verbraucher an waren und das Kraftwerk die 220 V nicht mehr schaffte, klemmte mein Vater den Spannungsschalter wohl auf 150 V und wir konnten weiter hören. Ob die Röhren dann lachten, kann ich nicht mehr sagen.

So eine Instandsetzung ist mir noch nie gelungen, meinen Respekt.
Ich denke im Beruf reichte früher die Fehlerhebung und eine Reinigung innen und außen.
Aber das hier und auch viele andre Geräte sind der Traum.
Zitieren
#11
Gefällt mir sehr gut ! Smiley20 Besonders die Lösung von Skala + Antrieb, wie auch das Kabel !   Smiley20

Etwas witzig finde ich, wie man damals glaubte, das spannungsführende Chassis nach hinten mit einer Pertinaxplatte isolieren zu müssen. Dafür stehen die Nieten, die Mutter des Schalters sowie der Ausschnitt des Typenschildes dann doch wieder unter Spannung ! 
Ob man für die Chassisbefestigung im Gehäuse schon isolierende Kunststoffschrauben verwendete ?

Grüße, Jacob
Zitieren
#12
Hallo, Rolf,
sehr schön der Bericht für eine sehr schöne Arbeit. Du hast eigentlich das Radio komplett neu gemacht - im Grunde hast alles erneuert und instandgesetzt. Dazu sehr vorbildlich die durchdachte Änderungen zur Anpassung an die 230 V Spannung. Respekt!Und weitere Berichte!
Gruß,
Ivan
Zitieren
#13
Sehr schön !
Aus 2 mach 1, dazu Kreativität, um das Fehlende zu ergänzen Thumbs_up  . Eine gelungene "Hochzeit".

Jetzt heißt es, noch eine passende (Original-) Rückwand zu finden, dann ist die Sache rund und die spannungsführenden Nieten wären durch diese sicher auch verdeckt. Was den Netzschalter und dessen Befestigungsmutter angeht -> Ist dieser innen wirklich gegen das Chassis verschraubt ("spannungsführend"), oder ist er frei vom Chassis in Pertinax geführt; das lässt sich auf dem Foto nicht erkennen.

Einziger Wermutstropfen bei diesem recht seltenen Gerät: die V-Röhren-Serie machte oft unliebsam durch zeitweilige Heizfadenunterbrechungen von sich reden.


Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


Zitieren
#14
Moin,

also mit dem Schalter ist das so, wenn der Kragen und die Mutter von der Rückwand bedeckt werden kein Problem, ansonsten müßte man einen finden, der ein Plastegewinde hat.  Eine spezielle Durchführung für den Schalter gab es m.W.n. nicht.

Thommi
Zitieren
#15
Hallo Rolf,

das hast Du sehr schön gemacht!

Ende der 50iger-Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurden diese Geräte noch oft entsorgt.
Als Jugendlicher habe ich dann die Lautsprecher-Magnete ausgebaut, heute kann ich mich darüber sehr ärgern! Smiley18


Bei einem Chassis habe ich einmal die Rückkopplung so verändert, daß ich damit morsen konnte.
Leider beherrschte ich damals nur das "L",  .-.. , DiDaDiDit, mein Vater hatte es sich als "Ich liebe dich" gemerkt.
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
Zitieren
#16
Hallo,
eine originale Rückwand (neutral), habe ich für das Gerät
und Ihr habt natürlich recht, den Netzschalter muss ich noch austauschen,
gegen einen isolierten...
Gruß
Rolf
Zitieren
#17
Notiz am Rande, Rolf: deine Skala mittels Seilantrieb habe ich nachgebaut. Ich habe ja den Hensi - Eigenbau (Bericht hier im Forum), der mir für allerlei Röhrenexperimente dienen soll. Um die dort verbaute seltene Original-Wn-Skala nicht versehentlich irgendwann mal mit dem Lötkolben zu berühren, schien mir Deine Ersatzlösung gerade recht. Werkelt seit gestern erfolgreich.

Was die Isolierung beim Netzschalter Deines Geräts anbelangt: ich kenne den 301 GW nicht aus eigener Anschauung. Insofern weiß ich nicht, ob original ein Kippschalter mit Kunststoffgewinde verbaut war (was hier in jedem Fall eine Lösung wäre), oder ob die Chassisbohrung im Metall des Gehäuses so groß geschnitten war, dass mittels einer Isolierscheibe (-buchse) Berührungssicherheit auch bei einem Schalter mit Metallgewinde gewährleistet war.
Als eine weitere Alternative kann man es immer noch so machen, wie beim VE 301 dyn GW bzw. vielen frühen Nachkriegsallströmern (z.B Lorenz): dort wurde bei aufgesetzter Rückwand eine Isoliermutter über das Gewinde des Schalters geschraubt).

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


Zitieren
#18
Hallo Rolf,

vielen Dank für Deinen ausführlichen Restaurationsbericht. Ich bin schon begeistert, wie Du das Gerät restauriert hast. Das ist schon eine Augenweide.

Schön, dass Du zumindest eine neutrale Rückwand bekommen hast. Die wurden seinerzeit von der Fa. Freundlieb als Replik in den Handel gebracht. Schade, dass es diese Firma nicht mehr gibt.

Als Netzschalter solltest Du einen isolierten verwenden. Die waren dort auch verbaut. Falls Du nichts hast, schreibe das doch mal, dann suche ich bei mir mal. Irgendwo finde ich bestimmt etwas. Bei was ich immer vor Neid erblasse - wie Ihr immer diese schönen Kondensatoraufdrucke hin bekommt.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
Zitieren
#19
Hallo,

mir ist da noch etwas eingefallen!

Rolf schrieb: "den alten Schaltdraht ersetzte ich durch 0,8mm Silberdraht"

Solchen bekommt man auch in verschiedenen Stärken in der Blumenabteilung (Bindedraht) der Baumärkte.
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
Zitieren
#20
Hallo Andreas,

zum Beispiel auf die Schnelle mit Word geschrieben:

   

Ach ja, der A L D I hatte letztens verschieden farbiges Druckerpapier im Angebot.
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Ve301 Dyn W für Mich Rettbar? Tiger2de 56 2.908 15.03.2024, 11:46
Letzter Beitrag: Robert_H
  Neuzugang Ve301 GW Rundfunktechnik Erzeugergemeinschaft Tiger2de 21 3.424 01.03.2024, 10:20
Letzter Beitrag: Tiger2de
  VE301 - Skalenscheiben alt - neu NilsM 21 2.145 20.06.2023, 16:46
Letzter Beitrag: NilsM
  Sperrkreis für Ve301 Tiger2de 20 3.263 16.09.2022, 08:38
Letzter Beitrag: Bastelbube
  VE301 Anhänger Alfons_L 2 1.019 03.05.2022, 16:23
Letzter Beitrag: Gasherbrum

Gehe zu: