Themabewertung:
  • 1 Bewertung(en) - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Stassfurt 11E171 "Globus"
#21
Hallo Michael,

Zitat:Es ist "mein" Radio mit meinen Labels.

Ein echt witziges Detail. Klingt ein bisschen nach einer japanischen Marke.
Wie wäre was alternativ mit „Meylyt“ oder „MeyRO100“. Deine Bezeichnung passt natürlich viel besser zum Original.

Ich finde deinen Bericht (unabhängig von den Kondensatoren) sehr gut nachvollziehbar.  Thumbs_up
Es genügt nicht keinen Gedanken zu haben: man muß ihn auch ausdrücken können. (Karl Kraus)
—-
Viele Grüße!
Shy Steffen
Zitieren
#22
Servus Steffen,

(19.12.2023, 09:02)paulierwitte schrieb: ...echt witziges Detail. Klingt ein bisschen nach einer japanischen Marke...

ich habe das ja auch schon beim hier im Board vorgestellten "Rubens", "Dürer" und "Patriot" gemacht und noch viel sichtbarer beim ebenfalls hier einst vorgestellten "Dabendorf" - mitten auf deren Skalen. Meyko - mir fiel nix besseres ein.  Blush

Aber japanisch, nee, daran habe ich nicht gedacht. Soll es auch nicht sein. Smile

(19.12.2023, 09:02)paulierwitte schrieb: Ich finde deinen Bericht ... sehr gut nachvollziehbar....

Danke! Smile

- -

Ist alles soweit wieder dran und können alle Röhren wieder auf ihre Plätze - O'zapft, nein, Aufg'röhrt is!

   

Man erkennt gut, dass die Skala in ihrer Qualität nicht soo dolle ist. Einige Teile wirken wie nachträglich oder zusätzlich eingeklebt (das "VEB Stern - Radio STASSFURT" zum Beispiel wirkt so). Der Druck der Skala ist wischfest, aber wirkt bei seitlichem Lichteinfall bröselig (rechts gut zu sehen). Auch an anderen Stellen sieht man so etwas wie "Naht-" oder Übergangsstellen im Druck. Ob hier ein Fertigungsfehler vorliegt oder Alterserscheinungen wirken, weiß ich nicht. Es gibt sone und solche Skalen aus Rochlitz, Stassfurt und anderen damaligen, ostdeutschen Herstellern und ich habe neben inzwischen völlig verrotteten Skalen viel mehr solche gesehen, die nach wie vor wie im Neuzustand sind. Lagerungsumstände, etc. Der "Globus" stand gut in einer sicherlich nicht immer geheizten, aber sehr wohnlichen, schönen "Gartenhütte", wenn ich das mal arg untertreibend so sagen darf.

Hab's schon geschrieben: der Schieber rechts für den Höhenregler fehlt. Kann man mit Schnur und Feder und geeignetem Material für den Schieber sicherlich nachrüsten, kein Thema. Ich habe mich entschlossen, nichts nachzurüsten. Manche werden hier jetzt die Nase rümpfen, aber: Es ist nur fehlende Optik hinter der Skala. Und brauche ich den Höhenregler bzw. was zeigt er an, wenn er voll auf ist? Siehe unten zum Thema Klang.

Wie wird das Radio spielen??

Die Siegel an den Bandfiltern sind entfernt, das ließ Schlimmes erahnen. Offenbar war da jemand drin im Radio. Neue Siegel werde ich mir anfertigen. Die Spannungsmessungen nach dem Einbau des Chassis und des Netzteiles zeigen nichts Verdächtiges.

Obacht: Der rückseitige Lautsprecherschalter oben rechts sollte mit Respekt auf den Ausgangsübertrager zu 100% funktionstüchtig nachgewiesen sein! Gegebenenfalls richten oder den Schalter gleich außer Betrieb setzen, d.h. die vom Chassis kommenden Anschlüsse direkt an die Lautsprecher löten. Denn nach dem Einschalten spielte das Radio überhaupt nicht. Schuld hatte der Lautsprecherschalter, der eben mal meinte, auf Kontaktgabe verzichten zu können...

Auf AM spielte der "Globus" dann erst einmal - auch nicht. UKW kam, aber mit Krachen und Störungen. Lustig: Eine der beiden EC92 gezogen (die nichtabgeschirmte) und der "Globus" spielte kurzzeitig ohne die Röhre irgendwie weiter, um dann bald wieder in Störungen zu versinken. Als Ursache war schnell der AM-Drehko gefunden. Er hatte Plattenschluss. Die Wanne, auf der die Drehkos sitzen, ist offenbar leicht verzogen. Also alles wieder ausgebaut und den Drehko eingehend geprüft. Das hätte ich mal gleich beim ersten Ausbau machen sollen...  Smiley26

Ich konnte den Plattenschluss beheben durch winziges Verschieben der Rotorachse mit seiner seitlichen Stellschraube (zum Glück ging das!) plus Nachbiegen der betroffenen AM-Lamellen.

Der nächste Test nach erneutem Einbau. Um es so zu schreiben: Das Radio spielt "wie ein junger Gott".

Wie ein junger Gott? Jein. Denn auf AM spielt er nur auf Lang- und Kurzwelle. Ich hab's mit dem AM-Prüfsender überkurbelt, die Frequenzanzeige auf der Skala stimmt immer noch erstaunlich gut. Auf Mittelwelle kommt hingegen nichts, gar nichts. Eingangs schrieb ich ja, dass ich die Wellenschalterkontakte ölte. Dabei verriet mir das Radio allerdings sein kleines Geheimnis, wie man auf dem Foto gut sehen kann:

   

Er hat keine Schaltwalze für Mittelwelle (Pfeil) und diverse Kontakte der MW-Schalter wurden zusammengelötet.

Drückt man die MW-Taste, so passiert nichts, da die komplette Schaltmimik einst sorgsam ausgebaut wurde. Ich kann nur vermuten: Die Schaltwalze oder -welle war gebrochen oder deren seitlicher Umlenkhebel. Und um einen Empfang weiterhin auf den übrigen AM-Bereichen zu gewährleisten, hat man die zugehörigen Kontakte eben einfach zusammengelötet. Ob ich hier mit Ersatz aus Franks "Onyx"-Chassis aushelfen kann, weiß ich noch nicht. OP "am offenen Herzen" einerseits? Andererseits: Mittelwelle höre ich nicht mehr und ausschlaggebender Grund für dieses Radio ist sein Klang auf FM. Und hier spielt er. Ein kurzes Überkurbeln mit dem FM-Prüfsender zeigt: Auch hier stimmt die Frequenzanzeige immer noch erstaunlich gut! Auf den FM-Randbereichen 87 - 89 MHz und 99 - 100 MHz wird er unempfindlich. Aber sonst?! Ich bin begeistert.

Die Sender rasten regelrecht ein, verzerrungs- und unglaublich rauschfrei und klar; meines Erinnerns nach besser als die Rochlitz-Tuner, die immer noch etwas dazu rauschen. Die bestens funktionierende UKW-Fern-Taste brauche ich im Stadtgebiet der Ländleshauptstadt nicht mal.

Dreht man nur etwas zu weit auf, so wird die Basswiedergabe sehr stark, wenn man nicht aufpasst (aufbasst  Big Grin ) und z.B. das Klangregister zusammen mit dem seitlichen Bassregler zu tieffrequent einstellt. Aufgrund der voluminösen Wiedergabe beginnt mindestens die Membran des Frontlautsprechers sofort zu flattern. Oder, um 1:1 aus einem anderen Forum das dazu kurz und bündig Geschriebene zu zitieren: "...Man hat den Eindruck, die Membranen möchten gern fliegend das Radio verlassen." Jo, wie ich schon schrieb: Die beiden 100µF-Elkos an den Kathoden der beiden EL84 sind erwartungsgemäß zu groß. 2x 47µF reichen völlig.

Der Klang ist im Gegensatz zu Stradivari, Beethoven & Co, die ich auch schon hatte, dem Höreindruck nach vorzüglich austariert. Nicht so bollerig, nicht so "Voll auf die Plauze". Um das alte Wort zu gebrauchen: Eine schöne, sehr angenehme Klangfülle. Im Mittenbereich immer da, aber dennoch unaufdringlich. Der voll aufgedrehte Höhenregler macht nichts zu spitz. Ich habe den Eindruck, dass der "Globus" hinsichtlich seiner Lautsprecher sehr sorgfältig dimensioniert wurde.

Da steht er nun. Im Wohnzimmer. Liebe Verkäufer und gleichzeitige Auftraggeber, ich melde gehorsamt: Auftrag ausgeführt, das Radio spielt wieder. Ich hoffe, es ist in eurem Sinne.  Smile

   

Ende dieses Teiles.

- -

Ein nächstes Kapitel wird der AM- und FM-Abgleich sein, dem ich mich widmen muss und möchte. Eine Abgleichanleitung habe ich. Hinzu kommt, dass der "Globus" auf gut schwäbisch "brummt wie nur ebbes", wenn man seinen Netzstecker falsch herum einsteckt UND (aber nur dann!) wenn ich neben Antenne auch Erde eingesteckt habe, die bei mir im Haus am Potentialausgleich angeschlossen ist. An den Kondensatoren im Netzteil liegt es nicht. Das habe ich schon überprüft. Ich werde es herausfinden.

Tja, was mache ich mit der Mittelwelle? Auch wenn ich sie nicht mehr höre, aber der Vollständigkeit halber wegen, gehört sie ja in so ein Radio mit rein. Neue Tastatur? Austausch einiger Teile und geht das überhaupt? Ich weiß es jetzt noch nicht.  Huh

Das kann aber wieder alles dauern, da es derzeit in der Werkstatt wieder aussieht, wie Sodom und Gomorrah: Drei Gitarrenverstärker und ein Zerrerpedal tummeln sich. Ein "Dr. Z", bei dem hoffentlich nur dessen GZ34 verbraucht ist. Dann ein gewaltiger 4x10er Fender SF "Super Reverb" - Combo, dessen Reverb angeblich Sperenzien macht und bei dem mindestens zwei Vorröhren hinüber sind. Dazu ein "Two Rock Classic Reverb", ein hochpreisiger, moderner Amp, der u.a. nach neuen Endröhren schreit, hier kurz zwei Fotos:

   

   

Und eben noch der erwähnte Ibanez Tubescreamer TS808, er will keinen Strom mehr ziehen.

Die Kunden wollen's schnell wieder haben...

- -

Ja und ansonsten verabschiedet sich - netterweise, wie ich finde - der "Globus" beim Ausschalten mit einem mechanischen, kurzen, tieffrequenten, knurrigem "Brummm".
Gruß Michael

Penthode?
Zitieren
#23
Servus,

die Geschichte bekommt ungeplant eine Fortsetzung.

Mir lief kostenlos dieser Globus über den Weg:

   

Augenscheinlich ein Transportschaden. Es sieht ganz danach aus, dass das sehr schwere Radio, von vorn gesehen, auf seine rechte Seite geknallt ist. Wobei von außen betrachtet, das Gehäuse heile ist. Es ist an mehreren Stellen seitlich aus dem Leim gesprungen, man sieht dennoch keine Schrammen oder zertrümmertes Furnier.

Durch den Aufprall löste sich der Magnet vom Lautsprecher:

   

   

..und richtete auf dem Chassis unter den Röhren eine Art Verwüstung an. Zum Glück landete er offenbar mitten zwischen den Röhren, so dass sich "nur" deren Sockelstifte verbogen. Möglich, dass er anschließend mitsamt seines Kernstückes durch den Magneten des Hauptlautsprechers angezogen wurde und so Schlimmeres verhindert wurde. Unglaublich, aber die Röhren blieben offenbar heil: Bis jetzt sehe ich noch keinen Luftzieher.

   

Zwei der Röhren habe ich gezogen und sie nur mal etwas gereinigt. Man beachte die Sockelstifte:

   

Was mein Interesse weckte: Man beachte den weißen Pfeil auf dem Chassis-Foto. Der Skalenzeiger sitzt auf seinem Antriebsseil. "Ja, und?" werden sich nun Viele fragen. Der Skalenzeiger meines Wohnzimmer-Globus ist auch mit seinem Antriebsseil verbunden, klar. Aber der Zeiger gleitet mit einem Lager zusätzlich auf einem Glasstab, wie hier zu sehen ist:

   

Diese stabile Form des Antriebes sieht man auch auf dem Bild von Moschtis 10E153 "Admiral ".

Ein Blick aufs Datum gibt Auskunft:

Mein Wohnzimmergerät ist auf seiner Gehäuseunterseite gestempelt mit "13. Juli 1957". Die Elkos im Gerät sind mit "2.57" bis "7.57" gestempelt.
Der hier vorliegende 11E171 ist auf seiner Gehäuseunterseite gestempelt mit "7. März 1958" und seine Elkos sind gestempelt mit "11.57" bis "4.58".

Die Vermutung liegt nahe, dass man bis Ende 1957 das baugleiche Chassis des "Admiral" verwendet hat. Und ab 1958 verzichtete man mindestens auf den Glasstab. Wenn man nicht sogar auch das Chassis einfacher gestaltet hat (das schaue ich mir noch genauer an), um Arbeitsschritte zu ersparen, die man u.U. als überflüssig erachtete? Einen Materialengpass bezogen auf Glasstäbe kann ich mir jedenfalls nicht wirklich vorstellen.

Durch den seitlichen Schlag wurde die Skala zertrümmert. Furchtbar! Die rückseitige Milchglasscheibe blieb erstaunlicherweise intakt. Gleichzeitig verbog sich sogar das Chassis, von hinten gesehen, seitlich nach links, selbst das kleine Chassis des Netzteiles wurde verbogen (das Foto oben täuscht nicht, das Netzteil steht wirklich schief). Der Griff des rückseitigen Schalters für den Lautsprecher ist ebenfalls hin, aber das ist wohl das allerkleinste Übel.

- -

Schaun' mer mal, was ich mit dem ganzen "Elend" mache. Die dicke Staubschicht wirkt sehr vertrauenerweckend hinsichtlich eines sehr guten Konservierungszustandes des Chassis! Und es sollte mich doch sehr wundern, wenn ausgerechnet dieses Chassis auch keine schaltbare Mittelwelle hätte. 

Frei nach Platon: "Eros führt zum Unwesen zurück, er will aus zweien eins machen", schaue ich mir die ganze Sache mal genauer an.
Gruß Michael

Penthode?
Zitieren
#24
Hallo Michael,

oh ich könnte heulen.... Das ist so ein tolles Gerät. Ich liebe das wirklich. Trotzdem habe ich meines an Peter MV gegeben. Mir ist dieser Kolloss einfach zu schwer. So einen seitlichen Lautsprecher habe ich noch im Keller. Wenn du das Gerät retten willst, ich würde den gerne dazu beisteuern. Klar - wenn du möchtest.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
Zitieren
#25
Servus Andreas,

ja, irgendwie ist dieses Radio ebenfalls "meins" geworden, also so "inne drinne", wie der Berliner sagt.

Was ein Retten angeht, sei' beruhigt: Weg kommt es auf gar keinen Fall und dieses Chassis soll wieder spielen. Ob mit neuen Kondensatoren oder ob ich die neuen aus dem anderen Chassis umsetze, weiß ich noch nicht. Tendenz, da die paar Kondensatoren ja nun kein Vermögen kosten: Auch dieses Chassis wird neu mit wieder Selbstgelabelten bestückt.

Was den Lautsprecher angeht: Lieben Dank für Dein Angebot, das ist sehr nett! Smile

Ich schaue mir den defekten Lautsprecher aber erst mal in Ruhe an. Ich meine, den Magneten erst mal wieder aufzukleben, ist kein Thema. Das Problem wird sein, den oberen Träger mit dem Kern wieder so einzusetzen, dass die Schwingspule arbeiten kann. Einfach nur den Träger von oben raufknallen und hin- und herschieben, bis die Schwingspule problemlos gleiten kann, ist ein eher hoffnungsloses Glücksspiel mit der hinreichend lauernden Gefahr der Zerstörung der Schwingspule. Da hilft eigentlich nur ein (neudeutsch) "Reconing", wie das bei Gitarrenlautsprechern Usus ist. Ist die Membran runter, dann kann man den Kernträger genau positionieren, weil man was sieht - was mit dem "Raufknallen von oben" nicht geht.

Schaun' mer mal!

Es wäre zu schön, um wahr zu sein, wäre irgendwo noch eine Skala da... Aber sowas denke ich erst gar nicht.

- -

Erst mal habe ich das Radio gründlich ausgesaugt und seine Innereien ausgebaut. Dazu später mehr.

Und bei dieser Gelegenheit beschnarchte ich das Gehäuse.

Es sah unschön aus und so habe ich es mit warmem Wasser + Spülmittel geschrubbt. Mit einem Lappen, nicht mit einer Bürste. Da musste ich ordentlich wienern! Ich staunte nicht schlecht: Eine festsitzende Schmutzschicht löste sich:

   

Unter der Schmutzschicht kam der fast unversehrte Lack zum Vorschein.

- linke Hälfte: die Schicht ist fast runter, man erkennt einen früheren Lackschaden.
- rechte Hälfte: Anlieferungszustand.

Gut zu sehen ist die linke Seite, wo das Gehäuse an seiner Oberseite (zum Glück sehr sauber) aus dem Leim gesprungen ist.

Nach dem kompletten Säubern hatte sich das Putzwasser in eine dunkelgraue, trübe Brühe verwandelt. Es hat sich gelohnt! Denn nach dem Trocknen konnte ich nicht widerstehen und es kam eine nur dünne Politur Renuwell drauf:

   

Gut zu sehen in der Spiegelung ist der Lackschaden an der Gehäuseoberseite. Da werde ich wohl mal einen Spezialisten namens Andreas_P konsultieren, was da zu machen ist!   Smiley20

Und weil ich wegen einer Reparatur an einer meiner Gitarren (Bei Interesse: Klick) sowieso Ponal da habe: Das Gehäuse wird frisch verleimt, so dass es wieder stabil wird.
Gruß Michael

Penthode?
Zitieren
#26
Servus zusammen,

statt vieler Worte lasse ich im Folgenden einfach nur Bilder sprechen. Ich hoffe, die Moderation hat nichts gegen die vielen Fotos.

   

Jeder weiß, wie so ein altes und unberührtes Radio riecht. Oder? Mann meint, den Geruch förmlich zu spüren:

   

Der intakte Lautsprecher:

   

Und der defekte:

   

Die zurechtgerückten Röhren mit ihren noch schiefen Sockelstiften:

   

   

Ich hatte mich nicht geirrt: Die Staubschicht hatte das Chassis bestens konserviert:

   

Denn der 11E171 roch nicht typisch nach "altem Keller" oder feucht oder muffig, sondern - ich war völlig überrascht - als der völlig trockene Staub runter war, trat ein Geruch zutage, der an ein altes Parfüm erinnerte!

Das Chassis entstaubt. Es ist vergleichsweise zum obigen Gerät in sehr gutem Zustand:

   

Mit dem ganzen Elend:

   

Um so mehr, weil dieses Radio über die Jahre wirklich so trocken gestanden haben muss, dass die Skala nicht mal ansatzweise Abblätterungen zeigte. Was soll's: Sie ist im Eimer.

Interessant: Der Ausbau von Chassis und Netzteil gestaltete sich bei diesem "Globus" sehr einfach. Eingangs beschrieb ich eine relativ umständliche Prozedur, bei der ich erst das Chassis lösen und dann schräg nach vorn stellen musste, um an die Lötösenleiste des ebenfalls abgeschraubten und schräg nach vorne gezogenen Netzteiles zu kommen. Das war hier trotz des durch den Aufprall schief stehenden Netzteiles überhaupt nicht nötig. Ich brauchte nur das Netzteil abzuschrauben und dann konnte ich es nach vorne ziehen und kam schon an dessen Lötösenleiste ran: Die Kabelverbindung zum Chassis (Pfeil) ist lang genug:

   

Das ist bei dem anderen "Globus" nicht so. Ich kann nur vermuten, dass dort aufgrund der Manipulationen am Wellenschalteraggregat jemand dran war und ggf. die Anschlußdrähte unpraktischerweise gekürzt hat oder fälschlicherweise die Drähte in ihrem schwarzen Isolierschlauch statt an der Seite durch das Loch an der Chassisrückseite gezogen hat (man beachte hier auch die unversehrten Label an den Bandfiltern. Im obigen Gerät sind sie vermutlich aufgrund von Abgleicharbeiten durchlöchert).

Das schräg stehende Netzteil:

   
Gruß Michael

Penthode?
Zitieren
#27
Wenn die Bilder immer so gut wären, wie die Deinen, dann kann man wirklich gut Bilder sprechen lassen, sehr schön aufgenommen! Eigentlich ist es das Bild, welches man als Sammler und Reparateur gerne sehen möchte: Dicke Staubschicht, fluffig und trocken und kein verschmierter Sabber. Da hat man sehr oft ein schönes Chassis darunter. Und ja, oft strömen diese Radios einen Geruch aus, der eine Mischung aus Kölnisch Wasser, Tosca und Lavendelblüte darstellt. Typisch für Geräte, die bei Oma lange Jahre im Schlafzimmer oben auf dem Kleiderschrank gelagert waren.

Meine gesamte Nordmende Arabella Musiktruhe roch so, die kam direkt von einer alten Dame in der Nachbarschaft, wo sie in deren Schlafzimmer für mindestens 30 Jahre schlummerte.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
Zitieren
#28
Aber Fotos sind doch immer was feines. Komischer weise habe ich noch kein Radio aus dem Zeitalter gehabt, welches Flugrost angesetzt hat. Damals wurde wohl das Chassis besser vor Rost und Feuchtigkeit geschützt.

Na schau mal, jetzt kannst du das Chassis auch in ein Glasgehäuse reinsetzen und ein paar externe Boxen anschließen.
Das habe ich ja mit einen Stassfurt gemacht, die Leute sind begeistert die das gesehen haben.
(siehe Beitrag#19)
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
Zitieren
#29
Servus zusammen,

(25.03.2024, 18:12)anton schrieb: ...Wenn die Bilder immer so gut wären, wie die Deinen, dann kann man wirklich gut Bilder sprechen lassen, sehr schön aufgenommen!...

Danke!

(25.03.2024, 18:12)anton schrieb: ...Und ja, oft strömen diese Radios einen Geruch aus, der eine Mischung aus Kölnisch Wasser, Tosca und Lavendelblüte darstellt. Typisch für Geräte, die bei Oma lange Jahre im Schlafzimmer oben auf dem Kleiderschrank gelagert waren.

Interessant! Das kannte ich so tatsächlich noch nicht. Ich hatte echt überlegt, das mit diesem Parfümgeruch überhaupt zu schreiben. Deine Beschreibung trifft es exakt.
Stelle ich mir grad lustig vor, wie die Oma das 26-kg-Trümmer auf einen Schrank wuchtet...


(25.03.2024, 18:32)Morningstar schrieb: ...Na schau mal, jetzt kannst du das Chassis auch in ein Glasgehäuse reinsetzen und ein paar externe Boxen anschließen...

Hab's gesehen, Frank!

Das sieht klasse aus. Die fehlende Skala wäre diesbezüglich Wurscht, aber mangels (Plexi-) Glasgehäuse und mangels Platz und...

- -

Aber soll ich euch mal was sagen? Jo, das Wellenschalteraggregat ist, wie erwartet, komplett. Dat Dingens hat somit Mittelwelle. Neue KO's werden geordert.
Gruß Michael

Penthode?
Zitieren
#30
Servus zusammen,

nur kurz:

Das Gehäuse ist wieder stabil verleimt. Nun hat das Chassis erst einmal wieder seinen ordentlichen "Aufenthaltsraum" bekommen.

Den defekten Lautsprecher konnte ich nicht mehr reparieren. Vorsichtiges Erwärmen der Spinne brachte keine Lösung und ein Anlösen mit Lösemittel hat sie unweigerlich verformt. Außerdem war die Membran so gut verklebt (das spricht für Wertarbeit), dass ich sie weder durch Anlösen noch durch Erwärmen vom Chassis abbekam. Alle Maßnahmen führten zur Zerstörung. Hier hätte wirklich nur ein "Reconing" geholfen. Aber mangels Ersatzmembran + Schwingspule war hier nichts zu machen.

Ich spiele mit dem Gedanken, das in meinem funktionierenden "Globus" vorhandene Wellenschalter-Agregat, dem der MW-Bereich fehlt, aus seinem Chassis Nr. 1 auszubauen. Als Ersatz könnte das vollständige Aggregat aus dem Chassis Nr. 2 rein. Derzeit spiele ich mit dem gedanklichen Für und Wider:

- ein Chassis wird gefleddert, eigentlich Schade
- "OP am offenen Herzen" an Chassis Nr. 1
+ die Aggregate sind, denke ich, aufgrund damaliger, rationeller Fertigung, vorabgeglichen (?) => nur Neu- bzw. Nachabgleich erforderlich (?)
+ der intakte "Globus" wäre dann empfangstechnisch vollständig
Gruß Michael

Penthode?
Zitieren
#31
Hallo Michael!

Solch ein Lautsprecher wie der L2153 wurde in vielen Radio's der DDR verbaut. Da findet sich sicherlich Ersatz! Hab bestimmt auch noch irgendwo welche liegen.
Habe in den Kleinanzeigen ein Stassfurt Chassis entdeckt welches eine geeignete Skalenscheibe enthält. Diese würde passen! Das einzige diese Scheibe hat die "UKW Fern" Taste nicht stattdessen die "Kurz 2" Taste. Vielleicht hat der VK die Lautsprecher auch noch?
Falls du Interesse hast gebe ich dir die Anzeigennummer!

Gruß Chris B.
Rettet den analogen Rundfunk!! Kauft UKW Radio's!!!
Zitieren
#32
Na, Michael, ich habe ihn dir doch schon angeboten. Solch ein Lautsprecher liegt seit Jahren bei mir traurig im Keller. Gegen Portoerstattung kommt er schnell zu dir. Schicke mir gerne eine PN.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
Zitieren
#33
Servus zsammen,

(19.04.2024, 18:10)Chris B. schrieb: ...Habe in den Kleinanzeigen ein Stassfurt Chassis entdeckt welches eine geeignete Skalenscheibe enthält. Diese würde passen!
Gruß Chris B.

Wenn die das mit der "versch******n" Tastatur ist? Gute Idee. Ich weiß, ein mir bekannter, sehr individueller Bastlerfreund hat das auch so mit einem seiner "Stassfurts" gemacht.
Hast 'ne PN.

(20.04.2024, 03:14)Andreas_P schrieb: Na, Michael, ich habe ihn dir doch schon angeboten. Solch ein Lautsprecher liegt seit Jahren bei mir traurig im Keller.

Jaaa, lieber Andreas, ich weiß! Smile

Aber erst mal kam das DIY; zu verlieren hatte ich groß an dem Lautsprecher eh' nichts mehr. Na, und wenn Dein Lautsprecher nun so traurig herumliegt und dann auch noch im Keller- also das geht ja gar nicht. Dann wollen wir ihm doch zu neuer Freude verhelfen.

Hast 'ne PN.

- -

Interessant übrigens: Durch die Wucht des sehr wahrscheinlichen, vollen Aufpralls des Radios auf seine (rückseitig gesehen) linke Seite hat sich nicht nur das Netzteil-Chassis nach lnks verbogen, welches inzwischen wieder gerade ist (War nicht schwierig: die relativ dünnen Winkelbleche für die Befestigung des Netzteiles auf den Gehäuseboden mussten nur wieder zurechtgebogen werden und der Rest war ein beherztes Biegen an den übrigen, ebenfalls relativ dünnwandigen Metallteilen nach rechts).

Das gesamte Chassis wurde trotz oder wegen seiner Befestigung im Gehäuse durch den unglaublichen "Ruck" ca. 6 mm nach links verzogen. Das sieht man gut an den (rückseitig gesehen) linken Ecken des Chassis und mit abgeschraubter Rückwand: Die Anschlussbuchsen des Chassis passen fast nicht mehr in die Ausschnitte der Rückwand, sondern sie sind um die erwähnten 6 mm nach links verschoben. Fast ist es als "erstaunlich" zu bezeichnen, dass nicht auch noch die Milchglasscheibe gebrochen ist.

Selbst die Antriebswelle, auf der die Schwungmasse für den Skalenantrieb sitzt, hat ab Lagersitz einen leichten Knick abbekommen.

Bei Gelegenheit mache ich Fotos.
Gruß Michael

Penthode?
Zitieren
#34
Ich versprach noch einige Fotos.

Chassis mit Rückwand, beides im Gehäuse montiert. Man beachte die Verschiebung:

   

Die geknickte Antriebswelle:

   

Linksseitig:

   

Das Chassis ist sogar eingerissen (!):

   

Und rechts:

   

Übrigens sehr augenscheinlich: Seitenansicht meines Wohnzimmergerätes. Chassis-Nummer 07116, Chassis mit Glasstabführung für den Zeiger:

   

Und der zweite "Globus". Chassis-Nummer 13922, Zeiger ohne Führung. Er hängt nur am Zugseil, mehr oder weniger mit einem keinen Filzstück gesichert für die Oberkante der Milchglasscheibe:

   
Gruß Michael

Penthode?
Zitieren
#35
Und erst mal nur noch:

es sind die "Kleinodien", die so einen "Globus" reizvoll machen, wie ich finde.

Baut man aus dem Gehäuse:

   

den von innen aufgeschraubten und mit nur etwas Leim angehefteten "Rahmen" aus, so findet man ein dunkles und wunderbar gemasertes Furier:

   

Die Zierleisten sind mit einem nicht sehr festen, bernstenfarbenen Lack o.Ä. überzogen. Dieses Material hat die Zierleisten konserviert. Mit dem Fingernagel oder mit einem mit etwas Äthanöl getränkten Lappen lässt sich das fix entfernen und hervor kommt die Zierleiste im Neuzustand:

   

Da die Gehäuse in ihrer Front sehr wahrscheinlich baugleich sind, lässt sich zum Beispiel mit dem Gehäuse des Wohnzimmergerätes und diesem dunken Rahmen ein blickfangendes Ensemble gestalten. Smile
Gruß Michael

Penthode?
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Stern-Radio Stassfurt Libelle 4D61 anton 0 360 06.01.2024, 16:43
Letzter Beitrag: anton
  Stassfurt Onyx 8E156 I Rocky167 8 4.061 01.04.2022, 19:28
Letzter Beitrag: uemde
Shocked Stassfurt Tannhäuser 10E153A Nordischer 87 14.764 09.03.2022, 20:38
Letzter Beitrag: Axel 61
  Stassfurt 600-I navi 5 3.188 20.07.2020, 18:44
Letzter Beitrag: saarfranzose
  Stassfurt Onyx II 8E 156-I Peter-MV 0 5.544 09.10.2013, 19:36
Letzter Beitrag: Peter-MV

Gehe zu: