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Deutscher Arbeitsfront-Empfänger DAF 1011
#1
Vorwort

Vor kurzer Zeit sprach mich Andreas_P an und erwähnte, daß er eine besondere Rarität auf der Werkbank habe,
einen "DAF 1011". Er bot mir an, als Ergänzung seines Restaurationsberichtes eine allgemeine Vorstellung dieses
Radios begleitend zu seinem Bericht im RBF zu bringen.

Dieses Angebot habe ich mit Freude angenommen und empfehle den detaillierten Restaurationsbericht von Andreas



Deutscher Arbeitsfront-Empfänger  DAF 1011

Nachdem die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 die Regierungsgewalt übernommen hatten, begannen
sie ohne Verzögerung mit der Gleichschaltung und Unterjochung aller sozialen, wirtschaftlichen, politischen
und kulturellen Kräfte der bisherigen Organisation.

Dazu gehörte auch die Auflösung aller freien Gewerkschaften, Beschlagnahmung deren Vermögen und Abschaffung
des Streikrechts.

Ein "Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit" führte alle Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu einem Massenverband
zusammen. Er wurde mit "Deutsche Arbeitsfront" (DAF) benannt. Die DAF hatte zuletzt 22 Millionen Mitglieder, war
der "Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter Partei" (NSDAP) angegliedert und unterstand dem Reichsorganisations-
leiter der NSDAP, Robert Ley.


.jpg   B180-1.jpg (Größe: 8,11 KB / Downloads: 640)
Hoheitszeichen der
Deutschen Arbeitsfront



Die Nationalsozialisten wußten von dem enormen Einfluß von Rundfunk und Fernsehen auf die Massen und nutzten
diesen zur Manipulation für ihre Ziele. So beschlossen sie, für die Arbeiter und Angestellten in den Betrieben und den
Gemeinden Gemeinschafts-Rundfunkempfänger entwickeln zu lassen. Das Projekt bekam den Namen DAF 1011.


.jpg   B181.jpg (Größe: 161,2 KB / Downloads: 632)
Der Deutsche Arbeitsfront-Empfänger  DAF 1011


Der Name DAF 1011 bedeutete "Deutsche Arbeits Front 10. 11. 1933) und erinnerte an eine Rede
Adolf Hitlers am 10. November 1933 in einer Maschinenhalle der Siemenswerke, Berlin.

Der DAF 1011 war also ein Volksempfänger wie die DKE38, VE301 und VE301 dyn, jedoch als Gemeinschaftsempfänger
für die Massenbeschallung konzipiert.

Die grundlegenden technischen Kriterien waren:

-  Audion mit 3 Kreisen und 5 Elektronenröhren
-  Gehäuse aus Stahlblech, 397 x 255 x 237 mm
-  besonders kräftige Endstufe
-  Wellenbereiche  MW 198 - 555 m,  LW  910 - 2000 m
-  Externer Lautsprecher, z.B. Arbeitsfront Rundstrahler AFR 354
-  Gerätepreis 270 bis 295 RM

   

   

   

   


Der DAF 1011 wurde wie die anderen Volksempfänger nach einheitlichem Muster von fast allen namhaften Herstellern
von Rundfunkgeräten gebaut und zum Festpreis verkauft. Bekannt sind bis heute 29 deutsche, 7 österreichische und
2 polnische Hersteller. Über die Gesamtmenge der ausgelieferten Geräte sind keine gesicherten Daten bekannt.

Heute ist der DAF 1011 ein extrem seltenes und gesuchtes Gerät. Handelspreise sind nicht bekannt. Sie dürften jedoch
ab einem 4-stelligen Betrag liegen (den Günstigsten, aber in schlechtem Zustand habe ich bei 1090 € gefunden).


Wilhelm


Quellen und Danksagung.
Fotos und Abbildungen entstammen eigenen Unterlagen, Wikipedia und dem Radiomuseum Luzern. Für die Überlassung
zu gemeinnützigen Bildungszwecken dankt der Verfasser.
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#2
Hallo Wilhelm,

das hast Du sehr schön geschrieben. Ich stand in meiner Ära schon öfter vor solch einem Gerät. Das ist ja auch recht groß. Also haben möchte ich es nicht. Dann wundert man sich, was für solch ein Gerät für Preise aufgerufen werden. Ich denke bei vielen dreht es sich auch um das Zeichen der "Deutschen Arbeitsfront", der Gewerkschaft des 3. Reiches. Hier prangt ein HK. umgeben von einem Zahnradkranz.

Technische Besonderheiten gibt es in dem Gerät auch nicht. Es ist halt ein Dreikreiser mit einer Leistungstriode.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#3
Hallo Zusammen,

in einer Sammlerinitiative vor vielen Jahren wurde mal das vordere Zeichen in Aluguss nachgefertigt. Andere Sammler schnitten sich eines aus Blech, was aber nicht original wäre.
Ja das Modell ist sehr gesucht. Ich habe auch keinen in der Sammlung. Oft wurden nur allseitig schlechte Geräte mit vergammelter Rückwand zu Mondpreisen angeboten.
Es gelang mir nur mal ein Exemplar der Aluguss Zeichen zu ergattern. Wer weiß, vielleicht folgt auch mal noch ein Gerät Smiley57

Gruss
Debo

   
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#4
Geschmacksmuster! Big Grin

Bei mir stehen alle Radios mit den sogenannten Hoheitszeichen sowieso "entnazifiziert" im Regal. Würde ich beim Arbeitsfrontempfänger erst recht so machen. Aber das reine Vorhandensein des Zahnrades wäre mir aus Gründen der Vollständigkeit auch wichtig.
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
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#5
Mein großer Traum ist es, so ein Radio in meiner Sammlung zu haben. Ich glaube, ich werde es eines Tages finden.
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#6
Die allgemein bekannten Volksempfänger, wie die VE301, VE301Dyn und DKE38 hatten wir schon mehrfach
hier vorgestellt und besprochen. Aber den Letzten aus dieser "Familie", den DAF1011 hatten wir bisher noch
nicht.

Natürlich hängt an diesen Geräten immer etwas dunkle Vergangenheit, aber sie sind nun mal Zeugen einer
nicht weg zu diskutierenden Zeit Deutschlands und damit auch Mahnmale der Geschichte.

Sicherlich ist die Technik der Geräte im Vergleich zu den Konsumgeräten damaliger Zeit weniger anspruchsvoll.
Jedoch stecken in der Entwicklung der Volksempfänger gewaltige Anstrengungen der Konstrukteure. Genau
wie heute hatten die Entwickler außer den technischen Vorgaben verbindliche Kostengrenzen zu erfüllen.
Und diese Kostenvorgaben waren so minimiert, dass es möglich wurde für jeden Haushalt einen solchen
Rundfunkempfänger zu kaufen.

Das alles bestätigt den Volksempfängern ihren bedeutenden Platz in der Geschichte des deutschen Rundfunks.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#7
(25.02.2022, 18:05)Gasherbrum schrieb: sowieso "entnazifiziert" im Regal

Das wäre mir so egal! Wenn es noch original wäre, würde ich es auch so lassen.
Das fällt irgendwie in die gleiche Sparte wie "Rasse" aus dem Grundgesetz streichen (macht Sinn, dann gibt es garantiert keinen Rassismus mehr) und "Zigeunerschnitzel" ächten. Meine Meinung ist schon immer "der Ton macht die Musik".
Nur Menschen, die die Dinger nicht trotz, sondern WEGEN der Abzeichen haben wollen, stehe ich sehr skeptisch gegenüber - um das mal vorsichtig auszudrücken. Und z.B. beim DKE bist ne Stunde oder 2 mit "entnazifizieren" beschäftigt. Da sind ja gefühlt auf jedem Widerstand 3 so Dinger und alle 2,5cm auf dem Draht.... Smiley26
Gruß,
Uli
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#8
Ich glaube nicht, dass bei diesen "Volksempfängern" viel technisches Entwicklungspotential reingesteckt wurde ... die haben ein relativ HF-unempfindliches Gerät auf den Markt geschmissen ... Hauptsache billig, kaum Fernempfang und nur Nah-Nazi-Sender-Empfangbar ... ich kann mich täuschen, glaube es jedoch nicht ... möglichst viele sollten es haben, keine "Feindsender" hören, welche bei der damaligen Technik mit guten Supern schon möglich war.
Ich hatte solch VE-Ding vor langer Zeit auch mal ... weggeschmissen ... scheint ja von diesem Schrott noch viel zu geben ... versucht mal solch Göbbelschnauzenschrott bei Bares für Rares zu verkloppen ... ansonsten no comment for me ...
Viele Grüsse, Micha

Ich wohne am deutschen Elbkilometer 358 westelbisch ... und genieße die Natur ... die Röhrentechnik zeigt, dass sich der Strom nur von Minus nach Plus bewegt ... und damit die echte technische Stromrichtung erkennbar macht ... dem Praktiker sind jedoch die irren Halbleiterstrompfeile egal








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#9
Uli, vorm DKE hängt über den Knöpfen eine Zubehörskala, da wird das HK verdeckt, ein Dyn hat Klebchen drauf, der zweite Dyn hat ein Gehäuse, was bereits rausgekratzte HKs hat. Die VEs haben ja nur den Geier drauf. Das war's...

Das meine ich damit. Die sollen schon so bleiben wie sie sind...
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
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#10
(25.02.2022, 18:05)Gasherbrum schrieb: Geschmacksmuster! Big Grin

Bei mir stehen alle Radios mit den sogenannten Hoheitszeichen sowieso "entnazifiziert" im Regal. Würde ich beim Arbeitsfrontempfänger erst recht so machen. Aber das reine Vorhandensein des Zahnrades wäre mir aus Gründen der Vollständigkeit auch wichtig.

Kommt doch keiner auf die Idee, Münzen aus der Zeit das Kreuz auszukratzen oder bei Briefmarken zu übermalen oder auszuschneiden. Das ist Original und bleibt bei mir auch so. Smiley53
Herzliche Grüße

Pitter
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#11
Hallo,
Zitat: ... die haben ein relativ HF-unempfindliches Gerät auf den Markt geschmissen ...
Dem muß ich leider widersprechen. Diese Geräte sind Einkreiser und bei entsprechender Bedienung ist Fernempfang kein Problem.
Hier in der Nähe von Dresden ist z.B. Arrow Classic (GB) ohne Schwierigkeiten mit dem VE301B2 empfangbar.
Etwas Fingerspitzengefühl ist jedoch nötig...
Funkamateure haben in frühen Jahren ferne Sender mit deutlich weniger Leistung als z.B. BBC usw. mit Einkreisern empfangen.
Von 2 oder gar 3 Kreisern braucht man da nicht mehr sprechen, das sind Klassen bessere Geräte.
Gruß Klaus
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#12
Ich finde es richtig, wenn Straßen, die nach nachweislichen Kriegsverbrechern benannt wurden, oder Statuen von solchen Leuten entfernt werden, bzw. umbenannt werden. Aber die Hoheitszeichen an alten Geräten, einschließlich auf den Bauteilen im Inneren, würde ich nicht entfernen. Sie gehören zum Original und dienen letztlich auch immer der Erinnerung und dass weder diese Zeit, noch die Verbrechen aus dieser Zeit in Vergessenheit geraten. Die Geschichte kann man nicht eliminieren, sie wird immer Bestandteil unseres Volksbewusstseins bleiben. Nur die Verherrlichung dieser Zeichen darf nicht sein.

Sonst müsste man auch den Markennamen "Nora" von den Geräten entfernen, die eigentlich den Namen "Aron" trugen und anderes mehr.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#13
Ich glaube, man will mich nicht verstehen. Es geht doch nicht um Münzen Mappen, Briefmarken in Alben oder bedruckte Kondensatoren in Geräten! Das ist doch wohl ein riesen Unterschied zum einem DAF Empfänger mit fettem HK, der mitten im Wohnzimmer steht! 

Man klebt sich doch auch kein original Begrüßungsfähnchen vom Anschluss Österreichs an den Kühlschrank, nur weil es historisches Material ist.

Und Nora hat damit überhaupt nichts zu tun, allein schon deshalb weil es im Gegensatz zum dekorativen HK keine Offensichtlichkeit darstellt!

Hätte ich einen DAF 1011, würde dieser im Wohnraum nur mit entsprechend abgeklebtem HK stehen. Nicht mehr und nicht weniger.
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
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#14
Hallo,
habe mich oben verschrieben, der empfangene Sender heißt natürlich Absolut Radio ...
Sorry.
Gruß klaus
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#15
Guten Morgen,
ich würde es begrüßen. wenn hier keine Diskussion über die Berechtigung und Duldung des HK auf
Volksempfängern geführt würde.

Ob man es nun abdeckt, entfernt oder so belässt. Das sollte jeder halten, wie er es für richtig empfindet.
Wenn das Originalgerät ein solches Emblem draufhatte, so gehört es zum Original-Erhaltungszustand.
Ausschlaggebend ist allein - wie Anton schon sagte - dass damit keine Verherrlichung stattfindet.

Ansonsten freue ich mich, dass die Vorstellung und der Restaurationsbericht des DAF 1011 ein solches
Interesse findet. Vielen Dank.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#16
Ach, lieber Wilhelm,

hatte ich Dir das nicht angedroht? Confused
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#17
Servus,

[Diskussionsraum in diesem Forum zu Nazidevotionalien]

Wer der amerikanischen Geschichte mächtig ist und der des sogenannten "Wilden Westens", der kenn den Begriff "Triggerhappy". Im übertragenen Sinn bedeutet das, dass ich inzwischen mit dem Finger auf der Abmeldetaste aus diesem Forum bin. Das hat mehrere Gründe, Anton kennt sie. Jetzt ist ein weiterer Grund hinzu gekommen. Andrea wird mit zwingender Sicherheit richtig einordnen können, warum ich das jetzt schreibe.

Just my 2 Cent.
Gruß Michael

Penthode?
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#18
Von mir aus kann gerne alles ab Debos Beitrag gelöscht werden, wollte da keine Diskussion anfeuern. Aber sowas dynamisiert sich eben schnell...
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
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#19
Ich halte es nicht für nötig, dass hier Beiträge gelöscht werden müssen. Ich sehe keine Inhalte, die eindeutig gegen Forenregeln verstoßen. Es sei denn, der Threadersteller wünscht eine Streichung bestimmter Beiträge und die jeweiligen Ersteller der Beiträge sind damit einverstanden. In diesem Fall bitte ich um PN an mich und nicht um erneute Diskussion im öffentlichen Raum. Danke
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#20
Der Threadersteller sieht ebenfalls keine Gründe hier Beiträge zu löschen.

Gruß
Wilhelm

und einen schönen sonnigen Sonntag...
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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