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EM35 LED-Ersatz
#1
Guten Abend zusammen,

seitdem ich mich damit befasse, Röhrenradios wieder alltagstauglich zu machen, beschäftigt mich am meisten das, was für mich den "Zauber"des Röhrenradios ausmacht: das magische Auge ...und meistens leider dessen Ersatz. Während echte EM34 oder EM35 rar=teuer und nach einigen Jahren Alltagseinsatz ja auch wieder verschlissen und daher nicht mit gutem Gewissen für den täglichen Gebrauch einzusetzen sind, habe ich lange UdSSR-Ersatz 6E5C verbaut. Da die Erfahrung zeigt, dass diese Augen meist keine ernstzunehmende Lebensdauer liefern und mittlerweile trotzdem zu zunehmend beträchtlichen Preisen gehandelt werden, habe ich in den letzten Monaten viel Zeit darauf verbracht, an einem "quasi" verschleißfreien, LED-basierten EM35-Ersatz zu tüfteln. Zumal selbst die 6E5C zwar ein EM34-ähnliches Bild liefert (eben nur einseitig), allerdings für die für meinen Geschmack schönere EM35 vom Leuchtbild her sowieso kein optisch passender Ersatz ist.

Für alle Interessierten möchte ich heute meinen aktuellen Stand vorstellen und als Anregung in die Runde geben. Vorausgeschickt sei, dass auch nach langem Tüfteln und dem Bau einiger Exemplare mehrere Stunden Arbeit in jedem einzelnen Stück stecken. Wer also eine schnelle Lösung sucht, ist vermutlich weiter mit den UdSSR-Augen gut bedient. Wer keine Mühe scheut und eine länger funktionierende Lösung sucht, könnte eine LED-Ersatz-Lösung in Betracht ziehen.

Der Schaltung liegt ein einfacher VU-Meter-Chip (zur Anzeige der Stärke von Audiosignalen) zugrunde: der Chip KA2284, der kostengünstig zu haben ist und mit wenig Beiwerk an Teilen auskommt. Die Speisung der LEDs wird aus der Heizspannung der EM34/35 gewonnen (gleichgerichtet und über einen DC/DC-Wandler von der Schaltung des Röhrenradios entkoppelt). Die Steuerspannung der EM34/35 wird (wegen der negativen Spannung der EM34/35-Schaltung umgepolt) auch für den Chip als Steuerspannung verwendet, die Empfindlichkeit lässt sich über einen kleinen Poti einstellen. Für die Schaltung habe ich mir eine kleine Platine herstellen lassen, so dass sie in das Innere meiner Ersatz-Röhre passt. Der KA2284 gibt das Level in bis zu fünf Stufen aus, von denen ich für die EM35 derzeit vier nutze.

An die vier Anzeige-Stufen schließe ich superhelle, grün leuchtende 3mm-LEDs an. Um mit diesen ein EM35-ähnliches Leuchtbild zu erzeugen, habe ich einen Leuchtkopf ausgetüftelt, den ich mit einem 3D-Drucker drucke und der sozusagen "Leuchtkammern" beinhaltet, die dem Schließen der EM35 nachempfunden sind (wenn das Aussteuern anders als bei der echten EM35 natürlich auch nicht stufenlos, sondern eben in vier Stufen erfolgt). Den gedruckten Leuchtkopf fülle ich mich Epoxidharz aus. Nach dem Aushärten des Harzes "hebe" ich mit einem 45-Grad-Senkbohrer eine trichterförmige Aussparung aus, die optisch in der Form in etwa dem Leuchtschirm einer EM35 entspricht. Darin befestige ich mittig die "Attrappe" der kreisrunden Abdeckung, die in der EM34/35 zu finden ist. Als Glas-Abdeckung verwende ich kostengünstige 25mm-Uhrengläser, die vorne gewölbt sind. Das Gehäuse stammt ebenfalls aus dem 3D-Drucker, wird auf einem gekauften Oktal-Röhrenstecker montiert und entspricht insgesamt etwa den Ausmaßen der originalen EM35.

Ich stelle ein paar Bilder ein, um eine grobe Idee von der Fertigung und des Ergebnisses zu geben. Leider sind die Bilder von der Handykamera etwas überbelichtet und durch die Begrenzung auf 500KB hier im Forum etwas verrauscht. Vielleicht gibt es dem einen oder der anderen hilfreiche Anregungen beim eigenen Nachbau eines magischen Auges.

Viele Grüße, Rainer


.gif   EM35_LED-Ersatz_Leuchtbild_4.gif (Größe: 478,98 KB / Downloads: 1.357)
   
   
   
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#2
Hallo Rainer,

Ideen muss man haben,
das nenne ich mal einen tollen und dabei noch kostengünstigen EM-Ersatz.  Smiley32

Viele Grüße,
Rolf
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#3
Hallo Rainer,

Wahnsinn, ich bin begeistert! Das solltest zur Serienreife bringen. Das ist m.M. die beste Lösung von den vorgestellten - oder? Andere Lösungen waren immer basierend auf Flachdisplays.
Smiley32

Gruss
Debo
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#4
Hallo Rainer, 

gut getüftelt, sehr gut umgesetzt und 100% brauchbar ! 

Gruß
RE084
RE 084 heisst Hans und kommt aus 41844 Wegberg
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#5
Servus,
Ja das ist eine sehr gute Loesung.
Gruss, Volker
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#6
Sieht sehr gut aus. Du musst uns noch die Schatung zeigen
Ich hatte früher mich mit dieser sache fiel beschaftigt, und bin daran interesiert
Viele Grüße, Juan
Printed on recycled Data
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#7
Hallo zusammen,

danke erst einmal für die Blumen! Die Schaltung hänge ich mal an. Für die beiden Widerstände, die nur mit Platzhalterbezeichnungen benannt sind ["R(0)" und "R(0-5")] verwende ich derzeit 82Ohm. Das variiere ich je nachdem, ob ich das Leuchtbild heller oder dunkler haben möchte.
Auf die Weise habe ich auch schon Leuchtbilder gebaut
- der EM34 (nach demselben Prinzip)
- der EM71 - hier allerdings flach, da der Leuchtpunkt ja nicht mittig liegt
- der EM85 = magischer Fächer - hier ebenfalls flach; zudem passt die Platine hier natürlich nicht in den kleinen Glaskolben, so dass ich sie nebenher befestigt habe
Was ich gestern nicht erwähnt hatte, was man allerdings auf den Bildern erahnen kann: zum Verlöten der LED-Kontakte habe ich mir ebenfalls in Fernost eine Platine erstellen lassen, weil mit die freihändige Löterei zu fuddelig wurde.
 
In einem Röhrengerät hatte ich das Phänomen, dass die Steuerspannung nur etwa bis 8 Volt ging, was dazu führte, dass das MA nicht voll ausschlug. Meine Überprüfung und Messung von Bauteilen und der Ersatz von Röhren hat das Thema nicht vollständig gelöst, so dass vielleicht eine Neuabstimmung des Gerätes sinnvoll wäre. Da die Empfangsqualität in der Praxis allerdings vollkommen ausreichte und die Neuabstimmung auch weit außerhalb meiner Kenntnisse liegt, habe ich kurzerhand den 10kOhm-Poti in der Schaltung durch einen 50kOhm-Poti ersetzt und konnte so die Empfindlichkeit der Schaltung soweit erhöhen, dass das MA dann voll ausschlug. Das hätte ich mit einem UdSSR-Ersatz nicht hinbekommen.

Viele Grüße, Rainer
   
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#8
Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe hat der AK2284 5 ausgänge. O ist immer an, und betreibt die 4 dioden im kreutz auf dem Leuchtschirm Sie sind immer an, was auch richtig ist.
Dann schaltet sich der reihenfolge 1und danach 2 an, welche jeweils die zwei oberen und unteren lichter links und rechts betreiben.
Mit Ausgang zwei geschaltet sind beide seiten des auges bereits geöfnet.
Danach schaltet ausgang 3 welcher die zwei unteren euseren lichtlein betreibt. Dann kommt 4 mit den zwei inneren unteren leichtlein , und den zwei euseren oberen. und zulätzt 5 mit den zwei oberen innen.
Dadurch wird die teuschung erzielt das sich das licht fliesend ausbreitet ¿richtig?
Der Ausgang 1 betreibt 4 LED
Der Ausgang 2 betreibt 4 LED
Der Ausgang 3 betreibt 2 LED
Der Ausgang 4 betreibt 4 LED
Der Ausgang 5 betreibt 2 LED
Die idee ist eigentlich sehr einfach, aber die klevere auslegung der LED macht die sache genial.
von der grund idee, zur herstellung der einzelnen bauteile eine sehr gelungene arbeit.
Mir hat die sache sehr gut gefallen.

Kleine anregung noch, was ist wenn man einen difusor vor die LED platziert. Ich meine eine nur teilweise durchsichtige schicht papier.
Bei uns heist sowas Zwiebelpapier. änlich Backpapier, nur sehr fiel dünner. Ideal zum abpausen geeignet.
Das würde eventuel die bereiche zwischen den LED verschwinden lassen.
Einfach mal ausprobieren, denn für so einen test muss man ja nichts umbauen. Nur das papier daforhalten um su sehen wie es auschaut.
Viele Grüße, Juan
Printed on recycled Data
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#9
Bin begeistert, gefällt mir super gut, darauf hat wohl jeder gewartet.
Ein zusätzlicher Diffusor war auch mein erster Gedanke. Das wäre einen Versuch wert.

Gruß,
Achim
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#10
Guten Abend,
die Frage, ob/wie man die Striche zwischen den Segmenten verschwinden lassen kann (außer denen auf 0°, 90°, 180° und 270° - die sind gewollt!), hat mich durchaus auch schon beschäftigt. Dazu habe ich vor allem in einer früheren Phase getüftelt, als ich den Leuchtschirm noch flach gelassen habe und noch keine trichterförmige Bohrung vorgenommen habe.
Die am besten geeignete und gleichzeitig günstig im Haushalt vorhandene Diffusor-Folie, die ich gefunden habe, ist übrigens ganz einfache Laminierfolie: Bevor man sie laminiert, hat sie eine lichtdurchlässige und äußerst feine Struktur (anders als z.B. Butterbrotpapier, bei dem Strukturen erkennbar waren). Die Diffusionsstärke lässt sich dabei mit Laminierfolie variieren, indem man eine oder eben auch mehrere Schichten übereinanderlegt.
Leider hat keiner der Versuche dazu geführt, dass die Striche wirklich verschwanden - bei einer steigenden Anzahl an Schichten entstand hingegen der Effekt, dass die Folie Anteile des Lichts aus einer ausgeleuchteten Lichtkammer in die nächste, nicht ausgeleuchtete Lichtkammer übertragen hat, so dass diese schon erkennbar vorausgeleuchtet war. Das fand ich im Ergebnis störender, als die Lichtkammerstruktur nur der aktiv ausgeleuchteten Kammer erkennen zu können.
In der trichterförmigen Leuchtschirm-Form ist es eh schwierig, mit einer Folie zu arbeiten. Daher habe ich hier eine dünne, matt-weiße Lackschicht auf den Schirm gesprüht (Standard-Baumarkt-Sprühlack matt aus der Dose). Das führt zumindest dazu, dass die Striche der gerade nicht ausgeleuchteten Lichtkammern nicht sichtbar sind. Ansonsten habe ich mich mittlerweile nach den vielen Versuchen eher damit arrangiert, dass sich die Striche sehen lassen. Daran hat übrigens auch nichts grundsätzlich geändert, dass ich die Kammerzwischenwände feiner gedruckt habe.
Viele Grüße, Rainer
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#11
Hallo, Reiner,
ich finde die Idee erstmals genial, darauf eine VU LED-Anzeige zu nehmen muss man schon kommen. Raspekt!
Und die Ausführung - sehr professionell. Ich würde wahrscheinlich mir nicht die Mühe geben, das nachzubauen, dafür bewundere ich umso mehr, was du gemacht hast. Also: Thumbs_up Thumbs_up Thumbs_up
Gruß,
Ivan
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#12
Hallo Ivan,
danke für die Blumen - wobei ich dazu sagen muss, dass ich die grundsätzliche Idee mit einem VU-Chip keineswegs selbst hatte. Die hatte ich hier im Forum in einem Beitrag von 2016 gefunden, vgl. Link unten. Und nicht zuletzt zur Beschaffung günstiger Teile und zu der Möglichkeit der Herstellung von Platinen hat Matthias Zeber mir einige hilfreiche Tipps gegeben! Ohne die zahlreichen Vorstellungen der anderen Versuche wäre ich auf vieles nie gekommen. Um so wichtiger ist es mir, den eigenen Stand der Erkenntisse hier auch wieder zurück in die Runde zu geben!
Viele Grüße, Rainer

https://www.radio-bastler.de/forum/showt...p?tid=6956
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#13
Es wäre schon toll wenn man hier eine Kleinserie auflegen könnte. Evtl. könnte man die einzelnen Fertigungsschritte noch optimieren und rationalisieren, bzw. auf mehrere Mitglieder verteilen. Vor vielen Jahren haben wir so was mal im Raketenforum mit einer Bergungselektronik gemacht. Da haben mehrere Mitglieder Hand in Hand gearbeitet und das Projekt war sehr erfolgreich. Die Nachfrage nach magischen Augen ist ja mit Sicherheit entsprechend hoch.

Gruß,
Achim
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#14
Guten Morgen,

ich finde das auch eine super Lösung, wenn man so einen Ersatz haben will.
Schön auch die Animation, man erkennt sogar die beiden Empfindlichkeitsbereiche.
Handwerklich geschickt sieht auch die Umsetzung aus.

Und die Schaltung ist recht überschaubar, die anderen Lösungen bis hin zum OLED-Display waren ja doch ziemlich kompliziert.

Ich würde vielleicht garnicht versuchen, die echte EM exakt nachzubilden, man kann doch ruhig erkennen, daß die Lösung "modern" ist.

Gruß Ingo
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#15
Ich wollte sowas schon in ganz modern nachbauen, und hatte mir deshalb diese LED leisten besorgt. Sie leigen schon ein jahr bereit, aber da ich nie zeit habe ........
https://www.reichelt.com/es/de/bargraph-...ol_9&nbc=1
Viele Grüße, Juan
Printed on recycled Data
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#16
Moin zusammen,
bisher habe ich immer eher den Ansatz verfolgt, das magische Auge im Erscheinungsbild möglichst an eine ursprüngliche Version anzulehnen (außer eine EM71-Nachbildung, die ich Wunsch meines Sohnes mal mit blauen statt grünen LED ausgestattet habe). Wenn man das bewusst modern denkt, lässt sich natürlich einiges gestalten. Man könnte z.B. die Symmetrie auflösen und - unter Einsatz von zwei Platinen - eine Hälfte der Anzeige klassisch für die Empfangssignalstärke verwenden, während man die andere tatsächlich für den Audiopegel verwendet. Ein Audiopegel ergibt ja sogar dann noch Sinn, wenn eines (hoffentlich noch weit entfernten) Tages die Analogausstrahlung abgeschaltet wird und man sein Radio dann etwa per Bluetooth nutzt.
Juan, die LED-Leisten sehen interessant aus. Böte sich entweder als Ersatz für magische Bänder an (die ja wiederum langlebiger und z.T. immer noch massenhaft günstig zu beschaffen sind). Ansonsten - auch hier: modern gedacht - könnte man überlegen, auch hinter ein "echtes", kreisrundes Auge (EM34/35) zwei von den ja auch erhältlichen halben Version nebeneinander zu packen. Ähnlich wie das Bild der "6AL7GT" von General Electrics, die in Jogis Röhrenbude oder auch immer wieder in der Elektrobucht zu sehen ist. In den Fingern gehabt habe ich davon allerdings noch keine.
http://jogis-roehrenbude.de/Roehren-Gesc...2/6AL7.htm
Viele Grüße, Rainer
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#17
Guten Abend zusammen,

zwischenzeitlich habe ich noch einen Ersatz für eine EM85 (oder auch EM80) gebaut - wobei hier baulich bedingt die Platine natürlich leider nicht in die Röhre passt, sondern separat untergebracht wird. Der Glaskolben stammt von einer defekten EL84 (mit einer Diamantscheibe aufgetrennt).

   

   
   
   






Zum Vergleich noch mal die EM35, bei der zu meiner Freude die gesamte Platine ja in das Gehäuse passt.

   



Finde den EM85-Ersatz zwar selbst weniger gelungen als den EM35-Ersatz, allerdings war ich es auch hier leid, alle paar Monate wieder sowjetischen Ersatz einzubauen.



Viele Grüße, Rainer
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#18
...also ich kann nur sagen, daß ich das richtig GEIL finde ! Beeindruckend, mit welcher Leidenschaft Du das verfolgst !! Und mit so tollen Ergebnissen !

Gruß Ingo
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#19
Servus,
Auch ich bin begeistert, das ist eine sehr gute Loesung. Koennte man davon eine Kleinserie bauen?
Gruss, Volker
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#20
Echt klasse ... ganz tolle Arbeit
Viele Grüsse, Micha

Ich wohne am deutschen Elbkilometer 358 westelbisch ... und genieße die Natur ... die Röhrentechnik zeigt, dass sich der Strom nur von Minus nach Plus bewegt ... und damit die echte technische Stromrichtung erkennbar macht ... dem Praktiker sind jedoch die irren Halbleiterstrompfeile egal








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