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Imperial 760W - für mich ungewohnte Schaltungsvariante
#1
Hallo,

ich habe hier ein Chassis, das aus einer Musiktruhe 'übrig' ist, da diese in einem katastrophalem Zustand war. Nun habe ich schon vor, das Chassis zum Laufen zu bringen, auch wenn ich noch nicht weiß, was ich mit dem Ding mal machen werde.
Etwas überrascht war ich beim Studieren des Schaltplanes. Die negative Gittervorspannung der EL84 wird hier anders als bei vielen Radios erzeugt. Nach meiner ersten Sicht, hängt ja dann die negative Gittervorspannung nicht nur von der EL84, sondern auch von all den anderen Röhren ab. Aber gibt es denn auch Vorteile?
   
Danke & Gruß,
Peter
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#2
Hallo,


diese Art der Gitterspannungserzeugung ist für Endstufen eher wenig populär.
Sie wurde meines Wissen häufig in den den Vierzigern oder etwas später angewandt.
In der Mehrzahl werden damit die Vorröhren mit Gittervorspannung versorgt.

Die Gittervorspannung wird hierbei durch  den Anlaufstrom der Endröhre über die hochohmige Widerstandskombination erzeugt, unabhängig von den anderen Röhren.
Hier wurde für einen optimalen Arbeitspunkt noch ein  Potentiometer verbaut.

Wo der Vorteile dieser Art der Gittervorspannungserzeugung bei einer Eintaktendstufe liegen kann ich nicht sagen.
Vielleicht werden dadurch die nicht linearen Verzerrungen verbessert.
Gruß aus dem Kreis Siegburg vom Hans-Jürgen
"Groß ist ein Mann, wenn er Kind bleibt"

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#3
Hallo, zusammen, hallo, Hans,

ich würde das gerne wie folgt kommentieren, bzw. korrigieren: Die Gittervorspannung der endröhre wird nicht durch den Anlaufstrom erzeugt, sondern durch den Spannungsabfall von 7,5 Volt, der sich zwischen dem Minuspol des Gleichrichters und Masse bildet, aufgrund des fließenden Gesamtanodenstroms über den 100 Ohm Widerstand.

Die negative Spannung vom Minuspol des Gleichrichters läßt sich auch an anderer Stelle im Gerät verwenden, sofern damit auch andere Arbeitspunkte eingestellt werden.

Außerdem ergibt sich durch die Anordnung der Lade- und Siebelkos, die Möglichkeit, eine Brummkompensation für die Endstufe vorzusehen.

VG Henning
Schlau ist, wer weiß, wo er nachlesen kann, was er nicht weiß.
Nur Messungen liefern Fakten, alles andere ist Kaffeesatz.
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#4
Hallo,

ah, danke, dieser 1MOhm Trimmer sollte dann für die Einstellung der Brummkompensation sein, denn der Trafo hat keine diesbezügliche Wicklung oder Abgriff, weder primär noch sekundär. Und auf dem Chassis sind wirklich 2 50µF Becherelkos aufgeschraubt.

Gruß,
Peter
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#5
Guten Morgen,

ich habe noch mal meine grauen Zellen bemüht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es sich hier nicht um die Anlaufstromerzeugung handelt, sondern um die halbautomatische Schaltung zur Gittervorspannungserzeugung.
Wie sie praktischerweise in vielen Allstromgeräten Anwendung findet


Die Anlaufstromerzeugung funktioniert über einen sehr hochohmigen Widerstand, meist hat er Werte von
5 bis 10 MOhm gegen minus. 

Die Gründe für den Einsatz dieser  Schaltung an der Endstufe erschließen sich mir als gelernter Rundfunkmechaniker leider nicht.  Müsste da mal Nachhilfe nehmen.  Smiley43

Daher hoffe ich, dass die Experten Licht ins Dunkel bringen.
Trotzdem ein interessantes Thema, danke dafür.
Einen schönen sonnigen Muttertag dennoch
Gruß aus dem Kreis Siegburg vom Hans-Jürgen
"Groß ist ein Mann, wenn er Kind bleibt"

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#6
Hallo, Hans,

es gab direkt geheizte Endstufenröhren, wo die Heizdrähte direkt die emittierende Schicht trugen, oder die Kathode mit dem Heizfaden innerhalb der Röhre verbunden war.

Wenn der Heizkreis jetzt einseitig, oder über einen Entbrummer an Masse liegt, braucht man irgendwoher die negative Gittervorspannung.

Und da bietet es sich an, den Anodenstrom am "negativen Ende" über einen Widerstand (hier 100 Ohm ) laufen zu lassen.

Dort bildet sich dann die gewünschte Spannung.

VG Henning
Schlau ist, wer weiß, wo er nachlesen kann, was er nicht weiß.
Nur Messungen liefern Fakten, alles andere ist Kaffeesatz.
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#7
Halbautomatische Gittervorspannungs-Erzeugung findet man häufiger bei Kombinations-Röhren mit gemeinsamer Kathode, da man dafür ja 2 verschiedene Gittervorspannungen benötigt.

Hier ein Beispiel für eine ECL/UCL, also nicht aus den '40ern, sondern später.

   
  • Als Vorteil kann man werten, daß bei halbautomatischer Gittervorspannungs-Erzeugung die Kathoden-Kombination für die Röhre entfallen kann.

Man braucht also keinen "dicken" Elko für die Lautsprecher-Röhre.
Die einzigen größeren Elkos sind in der Schaltung C_1 und C_2. Diese werden aber auch bei anderer Art der Vorspannungs-Erzeugung benötigt.

Gruß, Dietmar
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#8
Hallo,
tatsächlich habe das so nicht mehr auf dem Schirm.
Mit den ECL... und   UCL..war das ja Standard. 

Nur neu war mir die Variante an der Endpentode.


Zitat:Halbautomatische Gittervorspannungs-Erzeugung findet man häufiger bei Kombinations-Röhren mit gemeinsamer Kathode, da man dafür ja 2 verschiedene Gittervorspannungen benötigt.

Gruß aus dem Kreis Siegburg vom Hans-Jürgen
"Groß ist ein Mann, wenn er Kind bleibt"

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#9
Hallo Freunde,

also Hans, jetzt mußt Du aber aufhören. So lange wie ich an Röhrenradios bastle kenne ich diese Schaltung. Das ist die halbautomatische Gittervorspannungserzeugung. In Jugendjahren hatte ich mal ein Blaupunkt-Röhrenradio restauriert und wunderte mich, dass da unter dem 1. Elko nach der Gleichrichtung eine Pappscheibe zwischen dem Elko und Chassis lag. So was verrücktes - dachte ich - das muss doch am Chassis liegen. Gewundert hatte ich mich dann, dass hinterher der Ton völlig leise und verzerrt war. Irgendwann sagte ich mir, das muss etwas mit dem Pappring zu tun haben. Also wieder rein mit dem Ding. Mann, lief das Radio wieder. Diese Sache hatte mich dann natürlich neugierig gemacht. Also durchsuchte ich damals meine zahlreichen Bücher und wurde fündig.

Diese Schaltung findet man sehr oft in den Vorkriegsradios. Aber auch in den 50 er Jahre Radios ist sie oft anzutreffen.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#10
Hallo,

vielen Dank an Euch alle. Immer wieder was zum dazulernen. Nachdem ich mit "halbautomatischer Gittervorspannung" nichts anfangen konnte, bin ich auf die Suche gegangen und diesen Artikel darüber gefunden, auch wenn der mehr Fragen als Antworten aufgeworfen hat:
https://www.welt-der-alten-radios.de/a--...ng-41.html
Er zeigt mir, dass ich da noch nicht so komplett durchblicke. Und bevor eine Audionschaltung auf meinem Tisch landet, sollte ich das eigentlich.

Gruß,
Peter
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#11
Hallo Andreas,

in der Schaltung des TE ist wohl ungewöhnlich, dass die EL 84 Endpentode eine halbautomatische Gittervorspannungserzeugung hat und die Triode der EABC über den 10 MOhm über die sogenannte Anlaufstrom erhält.

Und das ist für den TE und mich eher die Ausnahme.

Schon bin ich weg... Smiley34
Gruß aus dem Kreis Siegburg vom Hans-Jürgen
"Groß ist ein Mann, wenn er Kind bleibt"

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#12
Schaut man sich mal die Schaltung an, dann fällt auf, daß es bezüglich der Endstufe keinen Siebelko gibt und weder Siebdrossel noch Siebwiderstand. Die Vorstufen bekommen die mit großem Siebwiderstand und Siebelko geglättete Anodenspannung. Daher könnte die halbautomatische Gittervorspannungserzeugung gewählt worden sein, um die Brummspannung am Ausgangstrafo zu kompensieren - deshalb auch der 1 MOhm - Einsteller. Wenn an der Anode ein Spannungsanstieg auf das 100 Hz Maximum auftritt, fließt automatisch auch ein höherer Strom durch den 100 Ohm Widerstand in der Minusleitung, worauf die Gitterspannung zur gleichen Zeit eine mehr negative Spannung bekommt, die bei geschickter Anpassung dafür sorgt, daß der Anodenstrom durch die EL84 (halbwegs) konstant bleibt und dem Hörer ein wenig Brummen erspart bleibt. Diese Kompensation muß dann natürlich bei Röhrenalterung (Steilheitsverlust) nachgeregelt werden.
Da der größte Anteil des Stroms in der Anodenspannungsleitung durch die EL84 erzeugt wird, funktioniert auch die Arbeitspunktstabilisierung bei dieser Schaltung.

Gruß Ingo.
Die Konvergenz der Apokalypse führt unweigerlich zur Hybris.
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