25.12.2023, 20:50
Vor einiger Zeit konnte ich über Kleinanzeigen für wenig Geld einen Freiburg 9 Automatic kaufen. Es ist das größte und schwerste Radio in meiner Sammlung, ich denke jeder träumt einmal solch ein Gerät sein Eigen zu nennen - sei es Ende der 50-ziger Jahre gewesen, als diese Geräte das Non-Plus-Ultra der Technik darstellten, oder heutzutage, wenn man sich etwas mit alten Röhrenradios beschäftigt.
Hier ein kurzer Steckbrief, einige Daten dankenswerterweise aus dem RM-Org entnommen:
Hersteller: Saba Villingen
Typ: Radio mit Sendersuchlauf
Modell: Freiburg 9 Automatic
Baujahr: 1958/1959
Röhrenbestückung: EC92 EC92 ECH81 EF89 EM84 EBF89 EF86 EC92 EABC80 ECL80 EL84 EL84
Stromversorgung: Wechselstrom 110V/125V/150V/220V
Wellenbereiche: Lang-, Mittel, Kurzwelle, UKW
Bedienelemente: Höhen- Bass-Regler, Musik-Sprache-Klangfilter, über Stromstoßrelais umschaltbar, drehbare Ferritantenne mit Ein/Aus-Schalter, zuschaltbarer externer Lautsprecher, Wellenbereiche und Tonabnehmer über Drucktasten umschaltbar
Gehäuse: Holz, nussbaum
Besonderheiten: Ein/Aus über Stromstoßrelais, mit separatem Stand-By-Trafo, Motor-Sendersuchlauf (Such-Schnelllauf), Motor-Lautstärke-Einstellung, Fernbedienung anschließbar
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: Tonband, Plattenspieler, externe Langantenne, UKW-Dipol
Abmessungen: 700 x 445 x 310 mm
Gewicht: Chassi 11kg, Holzgehäuse mit Lautsprecher ca. 9kg, 20kg Gesamtgewicht, selbst gewogen
Lautsprecher: 4 elektro-dynamische Lautsprecher
Neupreis: 699,00DM
1. Allgemeinzustand
Auf Kleinanzeigen machte das Radio einen guten Gesamteindruck, das Gehäuse war zwar gebrochen, Schallwand, Bedienelemente, Skalenscheibe waren aber komplett und in sehr gutem Zustand. Die Messingteile, wie üblich mehr oder weniger angelaufen, aber auch Alle in gutem Zustand.
Auch bei meinem Gerät fehlt, wie bei vielen anderen Automatic-Geräten, die Kunststoffblende für die Senderpositionen, welche auf der Skalenscheibe eingeklickt war.
Die Rückseite ist o.k., frühere Aufkleber haben an einigen Stellen die Lackierung mitgenommen. Was mich beim Abholen etwas beunruhigt hat war ein angebauter Schalter - oje, dachte ich, hoffentlich hat da keiner brutal an dem Gerät rum gemurkst!
Das Chassis hat die üblichen Ablagerungen der Jahrzehnte, etwas Rost ist ebenfalls vorhanden.
Der rote Pfeil zeigt, wo der angebaute Schalter angelötet war.
Das Chassis lässt sich gut ausbauen, die Lausprecher sind über einen Stecker schnell abtrennbar, es müssen nur noch 2 Kabel zum Lautsprecherumschalter abgelötet werden.
Unten die ausgebauten Lautsprecher und die Zierblende.
Im ausgebauten Chassis sieht man jede Menge ERO-Papierkondensatoren, auch sieht man den hohen Schaltungsaufwand, den die Saba-Ingenieure seinerzeit betrieben haben.
2. Gehäuseinstandsetzung
Auf Nachfrage meinte der Vorbesitzer, das Gehäuse sei gebrochen, als ich jemand draufgesetzt hätte. Schon wenn man das Gehäuse aus geringer Höhe etwas heftiger aufsetzt, kann durch das hohe Gewicht (20kg), das Gehäuse brechen.
Zum Leimen von solch großen Gehäuse kann man nie genug Schraubzwingen haben. Ich musste mir vom Schwiegersohn noch welche ausleihen. Als Leim verwende ich Hermann Sachse Fischleim, der lässt sich bei Fehlern mit Wasser und etwas Hitze wieder lösen. Am besten wäre Holz- und Knochenleim, den muss man aber immer über Nacht vorbereiten, auch muss er schnell verarbietet werden, was bei den vielen einzustreichenden Flächen nicht möglich war.
Das Gehäuse wurde mit der Andreas-aus-Peine-Methode (Nitroverdünnung und Küchenrollenvlies) entlackt.
An der Bruckstelle wurde etwas Furnier entfernt, damit das Neue eine größere Auflagefläche hat.
Bei solchen filigranen Holzarbeiten kommt man schnell an seine handwerklichen Grenzen!
Das Gehäuse wurde mit 120-240-400-600 Schleifpapier und 000 Stahlwolle geschliffen, und dann mit Nußbaum-Wasserbeize eingelassen. Ich habe bewusst etwas dunklere Beize genommen, da ein dunkler Farbton, für meinen Gschmack, besser zu diesem stolzen Radio passt.
Die schwarzen Flächen im Radio dunkle ich mit schwarzer Wasserbeize nach, dann bekommt der Innenraum noch einen Anstrich mit Schellack, dies bindet noch vorhandene Gerüche und versiegelt die Oberfläche.
Wie bei einigen meiner anderen Radios habe ich mich für eine Schellack-Politur entschieden. Diese läßt sich, ohne große Geruchsbelästigungen, im Hobbykeller aufbringen.
Zuerst 3 Polituren zur Porenfüllung. Dies ist etwas dickerer Schellack, im Polierballen verwendet man etwas Bimsmehl, nach dem Trocknen mit Schleiffvlies leicht anschleifen.
Dannach 12 Deckpolituren, dünnerer Schellack, bis der Ballen trocken ist - dauert ca. 15-20 Minuten pro Fläche. i.d.R. poliere ich die Gehäuseoberseite in einem Durchgang, dannach die Front- und die Seiten in einem 2. Durchgang. Gib Kraft in den Arm, den Ballen immer Laufen lassen, sollte er sich Festsetzen, z.B. durch einen zu feuchten Ballen, wenn man eine bereits versiegelte Oberfläche wieder anlöst, dann muss wieder geschliffen, und von vorne begonnen, werden.
Ist mir zum Glück noch nicht passiert, man benötigt gutes Arbeitsmaterial, den Schellack kaufe ich bei Antik Greef (www.antik-greef.de), auf seinem YouTube-Kanal kann man viel über Holzbearbeitung und Versiegelung lernen.
Da das Gehäuse goldene Zierstreifen hat, habe ich Versuche mit Klebestreifen und aufgemalten Goldstiftstreifen gemacht, auch wenn ich die Streifen am Besten aufbringen. Die aufgemalten Streifen wurden vom Schellack wieder angelöst, ich denke man könnte diese trotzdem Überpolieren, bin das Risiko aber nicht eingegangen. Auch die Klebestreifen zuerst aufbringen und dann Überpolieren hat sich nicht als praktikabel erwiesen, die Deckschicht der Streifen wird durch das häufige Überpolieren angelöst, auch baut sich an den Streifenkanten Schellack auf. Deshalb habe ich die Klebestreifen, welche ich bei atr-shop (www.atr-shop.de) bestellt habe, nach der Schellackpolitur aufgeklebt.
Nachdem das Gehäuse wieder hergestellt war, ging es an die sonstigen Gehäuse und Kleinteile.
Die hellen Stellen auf der Rückwand wurden mit brauner Acrylfarbe nachgedunkelt, hat vom Farbton ganz gut gepasst.
Die Abschirmung am Gehäuseboden wurde mit Kupferklebefolie, sogenanntes Schneckenband, beklebt, welches ziemlich schnell ging, etwas mehr Zeit benötigt man um die ganzen Belüftungsbohrungen wieder freizubekommen.
Die vordere Alu-Abdeckung wurde Blankgeschliffen und mit Goldlackspray und Klarlack lackiert. Die Vorderseite der Abdeckung, welche man im zusammengebauten Zustand fast nicht sieht, hat im Original eine sehr dünne, transparente Goldlackierung. Im RM-Org hat ein Bastler diese Oberfläche mit dünnem 2-K-Lack vermischt mit etwas Kurkuma wieder hergestellt. Hierfür benötigt man aber professionelles Lackierequipment, welches ich nicht habe. Ich bin mit der Spraydose einmal kurz über die Fläche gegangen, setzt sich von der Oberseite ab, ist aber nicht ganz Original.
Der Messingzierstreifen, Schnell-Suchlaufabdeckung, Saba-Schriftzug als auch die Bedienknöpfe wurden mit Bindulin-Metallpolitur, enthält Salmiak, bearbeitet und dannach mit Carnauba-Wachs als Oberflächenschutz glanzpliert.
Die seitlichen Lautsprecherabdeckungen wurden in etwas Spülwasser gereinigt und dann mit Balistol-Öl eingerieben.
Jetzt konnten die Lautsprecher, Zierstreifen und sonstige Abdeckungen wieder montiert werden. Im Bild ist der Saba-Schriftzug noch nicht poliert!
Das eingesetzte Furnier an der Bruchstelle kam nach der Schellackpolitur etwas heller heraus, bei genauem Hinschauen fällt das auch auf, um so etwas übergangsfrei hinzubekommen muss man Holzbearbeitungsprofi sein, der ich nicht bin.
3. Chassis/Elektronik
Nach dem Reinigen mit Isopropanol und vielen Wattestäbchen, streiche ich das Chassis mit Ballistol-Öl ein, gibt etwas Oberflächenschutz. Auch die Schmierung der Laufrollen und sonstigen beweglichen Teile mache ich mit Ballistol. Die Lamellen der Trafos schmiere ich mit schwarzer Bindulin-Ofenwichse ein.
Das Chassis wiegt 11kg, man muss sich zuerst einmal zurechtfinden mit den ganzen Transformatoren, Übertrager, Chokes, Stromstoßrelais etc., der Ausgangsübertrager sitzt z.B. an der Unterseite!
Der Entstörkondensator auf der Sekundärseite des Netztrafos hat schon bessere Zeiten gesehen, ein Bild, welches ich in anderen Forenberichten auch schon gesehen habe.
Eingangs habe ich bereits erwähnt, dass an der Rückwand ein 6A-Schalter montiert war! Das Radio wird normalerweise über ein Stromstossrelais eingeschaltet, hierfür sitzt auf dem Netztrafo ein weiterer kleinerer Trafo, welcher Sekundär eine Spannung von 24V AC bereitstellt. Dieser Stand-By-Trafo liegt immer an Netzspannung, durch Drücken der EIN/AUS-Taste wird ein Kontakt geschlossen und das Stromstoffrelais schaltet um. In meinem Gerät war dieses Stromstoßrelais nicht mehr vorhanden, an der Trafo-Oberseite sieht man noch die Montagespuren des ursprünglichen Relais.
Ich habe dann ein Ersatzrelais besorgt, die Optik hat überhaupt nicht zum Gerät gespasst, deshalb habe ich aus Alu-Blech ein neues Gehäuse für das Relais gebogen. Ist zwar nicht Original, da das ursprüngliche Relais ziemlich groß war, aber schaut optisch of jeden Fall besser aus.
Folgende Kurzzusammenfassung der elektronischen Instandsetzung:
Hier noch ein Bild nach erfolgter Kondensatorkur und sonstigen Bauteilwechseln.
Der Empfang des Radios ist auf AM als auch FM sehr gut, deshalb habe ich von einem Abgleich abgesehen. Der Suchlauf auf FM arbeitet sehr trennscharf und findet auch schwächere Sender. Schnelllauf funktionert gemäß Spezifikation.
Einziger Schwachpunkt in meinem Freiburg ist die Getriebetrommel des Skalentriebs. Auf FM funktioniert diese einwandfrei, auf AM kann Sie die Kraft nicht über den gesamten Skalenbereich übertragen. Dies wird wohl ein zukünftiges Projekt, zuerst muss ich eine Getriebetrommel auftreiben.
Zum Abschluss einige Bilder des fertigen Gerätes, war ein anspruchsvolles Projekt, bei welchem man viel Lernen konnte. Die Technik des Suchlaufs ist schon innovativ, bis ins letzte Detail habe ich diese aber nicht verstanden.
Euch Allen noch schöne Weihnachten und eine gesundes neues Jahr.
Thomas
Hier ein kurzer Steckbrief, einige Daten dankenswerterweise aus dem RM-Org entnommen:
Hersteller: Saba Villingen
Typ: Radio mit Sendersuchlauf
Modell: Freiburg 9 Automatic
Baujahr: 1958/1959
Röhrenbestückung: EC92 EC92 ECH81 EF89 EM84 EBF89 EF86 EC92 EABC80 ECL80 EL84 EL84
Stromversorgung: Wechselstrom 110V/125V/150V/220V
Wellenbereiche: Lang-, Mittel, Kurzwelle, UKW
Bedienelemente: Höhen- Bass-Regler, Musik-Sprache-Klangfilter, über Stromstoßrelais umschaltbar, drehbare Ferritantenne mit Ein/Aus-Schalter, zuschaltbarer externer Lautsprecher, Wellenbereiche und Tonabnehmer über Drucktasten umschaltbar
Gehäuse: Holz, nussbaum
Besonderheiten: Ein/Aus über Stromstoßrelais, mit separatem Stand-By-Trafo, Motor-Sendersuchlauf (Such-Schnelllauf), Motor-Lautstärke-Einstellung, Fernbedienung anschließbar
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: Tonband, Plattenspieler, externe Langantenne, UKW-Dipol
Abmessungen: 700 x 445 x 310 mm
Gewicht: Chassi 11kg, Holzgehäuse mit Lautsprecher ca. 9kg, 20kg Gesamtgewicht, selbst gewogen
Lautsprecher: 4 elektro-dynamische Lautsprecher
Neupreis: 699,00DM
1. Allgemeinzustand
Auf Kleinanzeigen machte das Radio einen guten Gesamteindruck, das Gehäuse war zwar gebrochen, Schallwand, Bedienelemente, Skalenscheibe waren aber komplett und in sehr gutem Zustand. Die Messingteile, wie üblich mehr oder weniger angelaufen, aber auch Alle in gutem Zustand.
Auch bei meinem Gerät fehlt, wie bei vielen anderen Automatic-Geräten, die Kunststoffblende für die Senderpositionen, welche auf der Skalenscheibe eingeklickt war.
Die Rückseite ist o.k., frühere Aufkleber haben an einigen Stellen die Lackierung mitgenommen. Was mich beim Abholen etwas beunruhigt hat war ein angebauter Schalter - oje, dachte ich, hoffentlich hat da keiner brutal an dem Gerät rum gemurkst!
Das Chassis hat die üblichen Ablagerungen der Jahrzehnte, etwas Rost ist ebenfalls vorhanden.
Der rote Pfeil zeigt, wo der angebaute Schalter angelötet war.
Das Chassis lässt sich gut ausbauen, die Lausprecher sind über einen Stecker schnell abtrennbar, es müssen nur noch 2 Kabel zum Lautsprecherumschalter abgelötet werden.
Unten die ausgebauten Lautsprecher und die Zierblende.
Im ausgebauten Chassis sieht man jede Menge ERO-Papierkondensatoren, auch sieht man den hohen Schaltungsaufwand, den die Saba-Ingenieure seinerzeit betrieben haben.
2. Gehäuseinstandsetzung
Auf Nachfrage meinte der Vorbesitzer, das Gehäuse sei gebrochen, als ich jemand draufgesetzt hätte. Schon wenn man das Gehäuse aus geringer Höhe etwas heftiger aufsetzt, kann durch das hohe Gewicht (20kg), das Gehäuse brechen.
Zum Leimen von solch großen Gehäuse kann man nie genug Schraubzwingen haben. Ich musste mir vom Schwiegersohn noch welche ausleihen. Als Leim verwende ich Hermann Sachse Fischleim, der lässt sich bei Fehlern mit Wasser und etwas Hitze wieder lösen. Am besten wäre Holz- und Knochenleim, den muss man aber immer über Nacht vorbereiten, auch muss er schnell verarbietet werden, was bei den vielen einzustreichenden Flächen nicht möglich war.
Das Gehäuse wurde mit der Andreas-aus-Peine-Methode (Nitroverdünnung und Küchenrollenvlies) entlackt.
An der Bruckstelle wurde etwas Furnier entfernt, damit das Neue eine größere Auflagefläche hat.
Bei solchen filigranen Holzarbeiten kommt man schnell an seine handwerklichen Grenzen!
Das Gehäuse wurde mit 120-240-400-600 Schleifpapier und 000 Stahlwolle geschliffen, und dann mit Nußbaum-Wasserbeize eingelassen. Ich habe bewusst etwas dunklere Beize genommen, da ein dunkler Farbton, für meinen Gschmack, besser zu diesem stolzen Radio passt.
Die schwarzen Flächen im Radio dunkle ich mit schwarzer Wasserbeize nach, dann bekommt der Innenraum noch einen Anstrich mit Schellack, dies bindet noch vorhandene Gerüche und versiegelt die Oberfläche.
Wie bei einigen meiner anderen Radios habe ich mich für eine Schellack-Politur entschieden. Diese läßt sich, ohne große Geruchsbelästigungen, im Hobbykeller aufbringen.
Zuerst 3 Polituren zur Porenfüllung. Dies ist etwas dickerer Schellack, im Polierballen verwendet man etwas Bimsmehl, nach dem Trocknen mit Schleiffvlies leicht anschleifen.
Dannach 12 Deckpolituren, dünnerer Schellack, bis der Ballen trocken ist - dauert ca. 15-20 Minuten pro Fläche. i.d.R. poliere ich die Gehäuseoberseite in einem Durchgang, dannach die Front- und die Seiten in einem 2. Durchgang. Gib Kraft in den Arm, den Ballen immer Laufen lassen, sollte er sich Festsetzen, z.B. durch einen zu feuchten Ballen, wenn man eine bereits versiegelte Oberfläche wieder anlöst, dann muss wieder geschliffen, und von vorne begonnen, werden.
Ist mir zum Glück noch nicht passiert, man benötigt gutes Arbeitsmaterial, den Schellack kaufe ich bei Antik Greef (www.antik-greef.de), auf seinem YouTube-Kanal kann man viel über Holzbearbeitung und Versiegelung lernen.
Da das Gehäuse goldene Zierstreifen hat, habe ich Versuche mit Klebestreifen und aufgemalten Goldstiftstreifen gemacht, auch wenn ich die Streifen am Besten aufbringen. Die aufgemalten Streifen wurden vom Schellack wieder angelöst, ich denke man könnte diese trotzdem Überpolieren, bin das Risiko aber nicht eingegangen. Auch die Klebestreifen zuerst aufbringen und dann Überpolieren hat sich nicht als praktikabel erwiesen, die Deckschicht der Streifen wird durch das häufige Überpolieren angelöst, auch baut sich an den Streifenkanten Schellack auf. Deshalb habe ich die Klebestreifen, welche ich bei atr-shop (www.atr-shop.de) bestellt habe, nach der Schellackpolitur aufgeklebt.
Nachdem das Gehäuse wieder hergestellt war, ging es an die sonstigen Gehäuse und Kleinteile.
Die hellen Stellen auf der Rückwand wurden mit brauner Acrylfarbe nachgedunkelt, hat vom Farbton ganz gut gepasst.
Die Abschirmung am Gehäuseboden wurde mit Kupferklebefolie, sogenanntes Schneckenband, beklebt, welches ziemlich schnell ging, etwas mehr Zeit benötigt man um die ganzen Belüftungsbohrungen wieder freizubekommen.
Die vordere Alu-Abdeckung wurde Blankgeschliffen und mit Goldlackspray und Klarlack lackiert. Die Vorderseite der Abdeckung, welche man im zusammengebauten Zustand fast nicht sieht, hat im Original eine sehr dünne, transparente Goldlackierung. Im RM-Org hat ein Bastler diese Oberfläche mit dünnem 2-K-Lack vermischt mit etwas Kurkuma wieder hergestellt. Hierfür benötigt man aber professionelles Lackierequipment, welches ich nicht habe. Ich bin mit der Spraydose einmal kurz über die Fläche gegangen, setzt sich von der Oberseite ab, ist aber nicht ganz Original.
Der Messingzierstreifen, Schnell-Suchlaufabdeckung, Saba-Schriftzug als auch die Bedienknöpfe wurden mit Bindulin-Metallpolitur, enthält Salmiak, bearbeitet und dannach mit Carnauba-Wachs als Oberflächenschutz glanzpliert.
Die seitlichen Lautsprecherabdeckungen wurden in etwas Spülwasser gereinigt und dann mit Balistol-Öl eingerieben.
Jetzt konnten die Lautsprecher, Zierstreifen und sonstige Abdeckungen wieder montiert werden. Im Bild ist der Saba-Schriftzug noch nicht poliert!
Das eingesetzte Furnier an der Bruchstelle kam nach der Schellackpolitur etwas heller heraus, bei genauem Hinschauen fällt das auch auf, um so etwas übergangsfrei hinzubekommen muss man Holzbearbeitungsprofi sein, der ich nicht bin.
3. Chassis/Elektronik
Nach dem Reinigen mit Isopropanol und vielen Wattestäbchen, streiche ich das Chassis mit Ballistol-Öl ein, gibt etwas Oberflächenschutz. Auch die Schmierung der Laufrollen und sonstigen beweglichen Teile mache ich mit Ballistol. Die Lamellen der Trafos schmiere ich mit schwarzer Bindulin-Ofenwichse ein.
Das Chassis wiegt 11kg, man muss sich zuerst einmal zurechtfinden mit den ganzen Transformatoren, Übertrager, Chokes, Stromstoßrelais etc., der Ausgangsübertrager sitzt z.B. an der Unterseite!
Der Entstörkondensator auf der Sekundärseite des Netztrafos hat schon bessere Zeiten gesehen, ein Bild, welches ich in anderen Forenberichten auch schon gesehen habe.
Eingangs habe ich bereits erwähnt, dass an der Rückwand ein 6A-Schalter montiert war! Das Radio wird normalerweise über ein Stromstossrelais eingeschaltet, hierfür sitzt auf dem Netztrafo ein weiterer kleinerer Trafo, welcher Sekundär eine Spannung von 24V AC bereitstellt. Dieser Stand-By-Trafo liegt immer an Netzspannung, durch Drücken der EIN/AUS-Taste wird ein Kontakt geschlossen und das Stromstoffrelais schaltet um. In meinem Gerät war dieses Stromstoßrelais nicht mehr vorhanden, an der Trafo-Oberseite sieht man noch die Montagespuren des ursprünglichen Relais.
Ich habe dann ein Ersatzrelais besorgt, die Optik hat überhaupt nicht zum Gerät gespasst, deshalb habe ich aus Alu-Blech ein neues Gehäuse für das Relais gebogen. Ist zwar nicht Original, da das ursprüngliche Relais ziemlich groß war, aber schaut optisch of jeden Fall besser aus.
Folgende Kurzzusammenfassung der elektronischen Instandsetzung:
- 4 Röhren waren nicht o.k. - 3x EC 92, EF 89, EABC 80 und ECL 80 (gemessen auf dem Funke W19)
- die EM 84 hat noch ausreichende Leuchtkraft
- Ich habe mich für eine komplette Kondensatorkur entschieden, einige der Niederspannungs-Elko's waren noch o.k., ich habe sie aber trotzdem gewechselt, so kamen 35 Kondensatoren zusammen
- Das Birnchen der Such/Schnellaufwippe (8,5V/150mA) als auch eines der Skalenbeleuchtung (7V/300mA) waren defekt. Die 7V Typen sind gut erhältlich, die 8,5V, eine etwas ungewöhliche Große, gibt es bei atr-shop.
- Germanium-Dioden wurden gewechselt
- Sieb-Lade-Elko wurde neu befüllt
- Steuerfeld-Papierkondensator wurde neu befüllt
- Festfeld-Kondensator mit WIMA-MKS-Typen neu befüllt
- Selengleichrichter mit 4x 1N4007 neu befüllt
- Überspannung der Siliziumdioden im Brückengleichrichter mit 2x 1N 5349B - 12V/5W Zenerdioden auf Sollspannung reduziert
- 3-polige Netzleitung, Schutzleiter an Chassis
- Reinigung der unzähligen Schaltkontakte mit feinem Schmirgelpapier und Kontakt 60
- Skalenseil des FM-Skalenzeigers gerissen. Die Perlonschnur wurde durch eine Drachenschnur ersetzt, funktioniert einwandfrei
- Such/Schnelllaufmotor gereinigt und geölt
- Funktionsweise des fernbedienbaren Lautstärkestellers simuliert - o.k.
Hier noch ein Bild nach erfolgter Kondensatorkur und sonstigen Bauteilwechseln.
Der Empfang des Radios ist auf AM als auch FM sehr gut, deshalb habe ich von einem Abgleich abgesehen. Der Suchlauf auf FM arbeitet sehr trennscharf und findet auch schwächere Sender. Schnelllauf funktionert gemäß Spezifikation.
Einziger Schwachpunkt in meinem Freiburg ist die Getriebetrommel des Skalentriebs. Auf FM funktioniert diese einwandfrei, auf AM kann Sie die Kraft nicht über den gesamten Skalenbereich übertragen. Dies wird wohl ein zukünftiges Projekt, zuerst muss ich eine Getriebetrommel auftreiben.
Zum Abschluss einige Bilder des fertigen Gerätes, war ein anspruchsvolles Projekt, bei welchem man viel Lernen konnte. Die Technik des Suchlaufs ist schon innovativ, bis ins letzte Detail habe ich diese aber nicht verstanden.
Euch Allen noch schöne Weihnachten und eine gesundes neues Jahr.
Thomas