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Sachsenwerk 383 W
#1
Hallo Freunde,

neulich luden uns gute Bekannte zum Kaffee ein. Die Einladung war aber nicht ganz selbstlos. Ich habe diesen Bekannten hin und wieder mal 50 er Jahre Röhrenradios geliefert. Die haben sie als Gebrauchsgegenstände in ihren Haushalt integriert. Naja, fällt eins aus, dann kommen sie halt zu mir.

So auch in diesem Falle. Die Enkeltochter hatte sich mit ihrem Freund ein altes Haus gekauft. Was die da schon alles gefunden haben. U.A. eine 30er Jahre Kaminuhr. Diesmal schleppten sie einen Sachsenwerk 383 aus dem Jahre 1937 an. Die Frage war natürlich - kannst Du den zum spielen bringen. Ach, was waren die enttäuscht, dass das Radio kein UKW kann.

Trotzdem wollten sie mal gemeinsam mit mir in das Geräteinnere schauen. Als sie die für sie riesigen Röhren sahen, war die Sache klar. Das Radio streichen wir weiß matt an und stellen es als Zierde in die Küche.

Nun finde ich, ist es ja unser Ideal und auch unsere Aufgabe, diese Geräte vor solchen Handlungen zu schützen und sie zu erhalten. Sofort ging ich mit den jungen Leuten zu Opa's SABA-Radio und sagte, so eins könnt Ihr im Tausch bekommen. Ich hatte mir das SABA-Radio erst kürzlich für 10 Euro aus der Nähe von Hannover geholt.

Also, die Rückwand schnell wieder auf das Gerät und sofort mitnehmen!

Der Zustand: Der seitliche und vorne befindliche Lack ist durch die lange Zeit auf dem Dachboden etwas angegriffen. So sehr mir das auch in den Fingern kribbelte. Der Lack sollte erhalten werden. Einfache Möbelpolitur bereits ließ das Furnier wieder sehr schön zur Geltung kommen.

Oben auf dem Gehäuse war der Lack nicht mehr zu retten. Er war sehr porös, teilweise abgeblättert. Hier habe ich die von Detlef (Radionar) geschenkt bekommene Ziehklinge mit Erfolg angewendet.

Leider war auch hier im Furnier eine größere Blase vorhanden. Auch sie wurde, parallel mit dem Blaupunkt 3W56-Gehäuse behandelt.
Das Resultat folgt heute im Laufe des Tages.

An dem Gehäuse sollt also nur der obere Teil mit Schellack poliert werden. Der übrige Lack bleibt erhalten. Ich versuche stets soviel wie möglich von dem Altlack zu erhalten. Eine schöne, neue Schellack-Politur sieht immer prächtig aus. Aber ich freue mich immer, wenn ich Originallack erhalten kann. Risse, kleine Beschädigungen im Laufe der 80 er Jahre erzählen ihre eigene Geschichte.

Zur Technik. Das Gerät ist bestückt mit: AK2, AF7, ABC1, AL4 und AZ1. Also für die damalige Zeit ein guter Mittelsuper.

Wenn man sich jetzt das Innere betrachtet, so findet man dort eine Menge Staub vor. Die Siegel der Versteller sind alle noch heile und das nach 80 Jahren.

So, hier mal Bilder vom Radio.

   

Hier die Frontansicht vom Radio. Sehr schöne Furnieroptik, wie ich finde.

   

Auch hier ist eine Beule durch Feuchtigkeit im Furnier.

   

Schaut mal, alle Siegel sind heile. Die müßte ich versuchen heile vom Chassis zu bekommen. Wenn man die verfielfältigen könnte...

   

Wie selten, auch die Rückwand ist dabei. Also ein Radio, das vielleicht völig unangetastet ist.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#2
Wie geht man nun mit dem vorhandenen Altlack um? Zunächst muss der Deckel mit Schellack im bekannten Verfahren poliert werden.
Der Altlack wird dann mit verdünntem Leinöl-Firnis eingepinselt. Beim 1. Anstrich zieht das Öl sehr schön in den porigen Lack ein. Es läßt die Farben vom Furnier wieder frisch erscheinen. Außerdem verschließt es zuverlässig die Poren im Altlack und versiegelt ihn so. Schon beim 2., erst Recht beim 3. Auftrag muss man vorsichtig sein. Das Öl kann ja dann nicht mehr in die Poren ziehen. Also, Überstände dann besser mit einem Tuch entfernen.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#3
(30.08.2017, 08:40)Andreas_P schrieb: Schaut mal, alle Siegel sind heile. Die müßte ich versuchen heile vom Chassis zu bekommen. Wenn man die verfielfältigen könnte...

Hallo Andreas,

mach von den Siegeln ein schönes großes Foto, möglichst unverzerrt, d.h. von der Senkrechten genau gerade darauf. Das sollte so scharf wie möglich sein.

Dann brauche ich die genauen Maße.
Das schickst du mir per email.....

Ich zeichne Dir die Dinger nach und drucke sie auf selbstklebende Folie aus. Dann hast du deine Siegel.....
Viele Grüße

Franz Bernhard


... und die Radios laufen nicht weg.....
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#4
Hallo Franz Bernhard,

das ist natürlich eine tolle Sache. Danke für Dein nettes Angebot. Ich werde die Tage mal Bilder machen.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#5
Hallo Freunde,

und auch für das Sachsenwerk-Radio brechen bessere Zeiten an. Auch hier konnte das furnier wieder völlig fixiert werden.

Den Deckel hatte ich dann auch mit rubinrot Schellack-poliert. Wer es nicht weiß, merkt dann später nicht, dass hier nur der Deckel neu poliert wurde. Zur Probe wurde der übrige Lack schon mal mit Leinöl-Firnes behandelt. Hier war das Zeug schon eingezogen. Das Radio sieht insgesamt doch wieder sehr dekorativ aus.

Ach und damit das niemand schreibt: Natürlich wird jetzt für die weitere Behandlung das Innenleben ausgebaut.

Hier mal ein paar Bilder:

   

Das ist die Reparaturstelle im Rohzustand

   

Das Gehäuse sieht auch wieder sehr gut aus.

   

Hier noch mal von oben. Geht doch!
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#6
Hier noch einmal etwas zur Anwendung von Ölen. Firnes, Hartöl usw. können k e i n e Wunder bewirken.

Man muss sich den Altlack genau unter die Lupe nehmen. Sieht man gegen das Licht durchgängig Klarlack, dann lassen sich helle Stellen, Flecken usw. wieder beseitigen. Bzw. sie sind hinterher kaum sichtbar. Durch den porig gewordenen Altlack ziehen verdünnte!! Öle sehr schön ins Furnier und "befeuern" es.

Das ist auch kein Ergebnis, dass 3 Tage hält und dann schwindet die Freude.

Anders sieht es aus, wenn man größere Lackabblätterungen hat, oder gar der Altlack mit dem Fingernagel abzukratzen geht. Dann hilft diese Methode euch nicht. Sie enttäuscht nur. Also genau hinsehen. Lieber neu lackieren

Nun gibt es diese Kunstharzlacke. Die sind sehr hart und wurden seinerzeit von vielen Radiofirmen ab den 50 er Jahren angewandt.
Hier haben sich auch oft im Lack Spannungsrisse gebildet. Hier sollte man besagtes Verfahren auch nicht anwenden. An den intakten Stellen läßt der Lack kein Öl in die Poren des Furniers.

Dies tun aber die Risse. Hier bekommt man eine Spinnenweben-Optik. Dunkle Striemen werden im Lack erzeugt. Also, hier lieber nicht anwenden.

Man sollte unbedingt, wenn der Altlack eines 30 er Jahre Radfios noch zu retten ist, die Auffrischung wählen, statt neu zu polieren. Ich selbst habe viel neu mit Schellack polierte Gehäuse. Die sehen schon toll aus. Aber das sollte wirklich das letzte Mittel der Wahl sein. Schrammen usw. im Altlack spiegeln die Geschichte des Uralt-Radios wieder.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#7
Oh Franz, an dem Siegel hätte ich auch Interesse.
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#8
Hallo Ihr Sachsenwerkbastler,

hier habe ich auch noch ein Siegel. Seinerzeit 2002 abfotografiert, als ich noch Sachsenwerke sammelte.
Das Originalfoto ist > 1MB, also hier zu groß. Bei Interesse versende ich's per Mail.

Den 383 W hatte ich auch mal. Der war wie ladenneu. Ich fragte mich gerade bei diesem Gerät immer wieder, wie es manche Radios so geschafft haben, die Zeiten so wunderbar unversehrt zu überdauern. Wenn sie doch bloß erzählen könnten! Er ist schon lange verkauft und er hatte eine Kurzwellenskala montiert, war aber vom Spulensatz her ohne KW.

LG Michael

   
Gruß Michael

Penthode?
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#9
Hallo Michael,
ich hätte Interesse an dem Sachsenwerk Siegel. Ich habe ja viele Radios von dieser Firma, und da würde es schon helfen. Im Voraus schon mal vielen Dank .
Gruß Detlef
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#10
Hallo Michael,

vielen dank für Deine Hilfe. Das ist natürlich eine komische Sache, dass Sachsenwerk da 2 unterschiedliche Aufkleber verwendet hatte. Können Deine evtl. aus der neueren Produktion, also DDR-Zeit sein?
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#11
(05.09.2017, 16:21)Radio Mann schrieb: Detlefxxx@xxx.de

Hallo Detlef, wenn Du gerne massenhaft Spammails bekommst, dann kannst Du Deine Emailadresse hier stehen lassen. Wenn Du das aber vermeiden möchtest, empfehle ich Dir die Emailadresse verschlüsselt einzugeben. Das kannst Du hier wie folgt machen:



Dann kann man den Link anklicken und eine Email schreiben. Automatische Suchmaschinen, die täglich die Webseiten abgrasen, können das nicht als Emailadresse lesen!
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#12
Hallo Anton,
du hast ja recht. Irgendwie habe ich mich da verklickt, es sollte eigentlich als PN rausgehen. Kann ich das noch ändern.?
Gruß Detlef
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#13
(05.09.2017, 18:34)Andreas_P schrieb: Hallo Michael,

vielen dank für Deine Hilfe. Das ist natürlich eine komische Sache, dass Sachsenwerk da 2 unterschiedliche Aufkleber verwendet hatte. Können Deine evtl. aus der neueren Produktion, also DDR-Zeit sein?

Hallo Andreas,

hm, wenn Du mich so fragst... Ich weiß nicht mehr genau, ob es aus einem DDR-Radio stammt, ich denke mal - nein.
Gegenfrage: Waren denn die DDR-Sachsenwerke überhaupt versiegelt? Ich sage "Nein" und versuche mich mal vorsichtig an einem "Beweis":

Das Siegel auf dem Foto stammt unzweifelhaft von einem Chassis. Die DDR-Chassis der Sachsenwerk-Radios hatten alle keine Notwendigkeit, Löcher zu versiegeln, da keine Abgleichmöglichkeiten unter dem Chassis mehr da waren. Die befanden sich in den Bandfiltern. Frühe Bandfilter waren noch seitlich abzugleichen, das ist richtig - aber mir ist kein Sachsenwerk mit Versiegelung am Bandfilter untergekommen. Dann stieg man in den Bandfiltern zügig auf oben- und untenliegende Kerne um. Die Stahlröhren-Chassis aller Sachsenwerke waren extrem standardisiert. Siehe Foto meines Exportgerätes (damals für die BRD? Oder war es ein "Radio für VIP"?) Olympia 502Wn mit zwei Kurzwellenbereichen von 2,6 - 20 MHz, welches ich hier, glaube ich, zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zeige:


.jpg   Oly5023.jpg (Größe: 422,42 KB / Downloads: 293)

   


Hier ein Foto meines seinerzeit noch unrestaurierten Olympia 542WM, der ebenfalls von 2,6 - 20 MHz im KW-Bereich geht:

   

Alle diese Kisten, beginnend vom 502 bis zum Ende der Stahlröhrengeräte, waren mit diesen Chassis ausgestattet!

"Exoten", wie der - ich schreibe jetzt mal - Nachkriegs-482W, hatten nur ein dünnes Blechchassis. Und die Nachfolger der Stahlröhrengeräte, die ab Mitte der 50er Jahre mit Miniaturröhren bestückt waren, bekamen ihr eigenes Standardchassis, wie hier zum Beispiel an einem Olympia 562W zu sehen ist (AM-Exportgerät ohne UKW-Teil). Das Chassis ist zwar noch mit einem "Röhrengemischtwarenladen" ausgestattet - die nachfolgenden Radios bekamen dann ihre EL84 bzw. EZ80 bzw. selbstredend ihre UKW-Teile, sofern sie AM-FM-kombiniert waren. Das ändert aber nichts am HF-Abgleich.


.jpg   $_571.JPG (Größe: 480,47 KB / Downloads: 292)

Und schlußendlich: Das Foto mit dem Siegel zeigt eine typische grausilberne Metallisierung, wie sie die Vor- bzw. Kriegsgeräte hatten. Die Metallisierung der DDR-Chassis war zwar auch grau, aber mit feinerer Struktur.

Das Siegel stammt von einem Gerät vor der DDR-Zeit.



Nachklapp zur Chassisoberfläche:

In der Regel waren, wie ich schon schrieb, die Chassis der Sachsenwerk-Radios aus der Zeit zwischen 1935 und 1945 Jahren relativ grob silbrig strukturiert. Ein Radio jedoch, welches ich mal hatte, stieß in dieser Hinsicht deutlich positiv heraus. Es war ein Olympia 421GWKs, gestempelt vom 18. September 1941. Es war ein 6-Kreis-Mittelsuper K-M-L mit UCH11-UBF11-UCL11-UY11, vorgesehen für den Export nach Schweden, hier auch zum ersten Mal gezeigt:

   

Auf dem Chassis stand mit Bleistift die Zahl 1946 geschrieben, entspräche sie dem Baujahr, so hätten wir eine Sensation. Aber Typenbezeichnung und Stempel im Gehäuse verraten eindeutig das Baujahr 1941. Die Rückwand war schwedisch bedruckt und es fehlten auch nicht die schwedischen Banderolen und Zollaufkleber… Tonabnehmerbuchsen gab es nicht, die Rückwand sah keine vor, der Anschluß war im Chassis werksseitig stillgelegt. Das Innere dieses Radios war in selten guter Qualität erhalten, ein feinsilberglänzendes Chassis und Bandfilter, die in der Vorkriegszeit in dieser Ausführung nie in die Radios für Deutschland eingebaut wurden. Diese Bandfilter-Bauform kam erst ab 1948 in die Sachsenwerk-Nachkriegsgeräte! Ich Schnarcher ärgere mich heute noch, das Innere dieses Radios nicht fotografiert zu haben...

LG Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#14
Hallo,

an den "Sachsenwerkern" kann ich mich gut erfreuen.
Der Edel "Olympia" vom Michael berührt mich besonders.
Solche Teile und noch div. andere Sachsenwerker konnte ich seinerzeit wieder beleben.
Sie sind zu weilen klar aufgebaut und recht servicefreundlich.
Eines möchte ich auch sagen, ich erinnere mich nicht jemals einen Sachsenwerker mit derartigen Siegeln.
Überhaupt ist mir kein Radio aus der DDR bekannt, welches mit Versiegelungen an Reglern oder Filtern arbeitet.

Wer einmal eine ZF versaut hat oder eine versaute wieder hin brachte, wird auch freiwillig nicht gedreht haben.

Ob DDR, auch die Lautsprecher oft Auskunft über ihre Herstellerfirma, in der DDR viele vom Funkwerk Leipzig.
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#15
Hallo Michael,

da hast Du aber sehr schöne Sachsenwerker. Das erste Gerät gefällt mir natürlich besonders. Es ist immer wieder schade, dass diese Geräte so stiefmütterlich behandelt werden. Auch das 2. Gerät gefällt mir sehr gut.

Schon interessant, dass Sachsenwerk 2 unterschiedliche Siegel verwendet hatte. Ach, dann brauchen wir den Franz Bernhard nicht wieder belästigen. Ich habe ja so einige Sachsenwerk-Radios aus der Vorkriegszeit. Es wäre nett, wenn Du mir auch mal einen Scan von der Plakette schicken könntest. Dann könnte ich mir die nach und nach ausdrucken. Auch bei meinem aktuellen Sachsenwerk wird mit Sicherheit ein Nachabgleich erforderlich sein.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#16
(07.09.2017, 19:34)Andreas_P schrieb: Hallo Michael,

da hast Du aber sehr schöne Sachsenwerker....

Hatte, Andreas, hatte. Das war noch zu der Zeit, als ich in der GFGF war und dort der "Sachsenwerk-Meyer" war... Ich bekam damals viel und nette Unterstützung vom Herbert Börner.

Aber diese Zeiten sind lange vorbei. Seinerzeit interessierte sich - von den Kinoskalen mal abgesehen - kein Mensch für Sachsenwerk-Geräte!

Den "Edel-Sachsenwerk" (nettes Wort, gefällt mir!) habe ich noch, zusammen mit ein, zwei weiteren Sachsenwerken. Er fiel mir damals in der Elektrobucht auf. Niemand wollte ihn haben und so wechselte er für 29,- (Versand inklusive!) den Besitzer. Er stach aus der Masse der ansonsten angebotenen Standards hervor, das sah ich gleich, weil ich ja den Standard hinreichend kannte. Eben weil er die ungewohnt noblen Knöpfe, dieses Gehäuse und vor allem die mit zwei KW-Bereichen auffallende Skala hatte (vorher gab es nur den 522WM mit den beiden Bereichen, jedoch der typischen bunten Skala).

   

Auch ist er innen nicht mit den typischen, grünen Widerständen bestückt, sondern mit roten.

Ach ja, der 542WM: Siehe hier. Lang ist's her. Wink

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#17
Hallo Freunde,

etwas länger hat es nun gedauert mit unserem Sachsenwerk 383. Mittlerweile habe ich das Radio im Keller von einer Ecke in die andere verschoben. Das Gehäuse war ja schon länger fertig. Die Technik sollte letztes Wochenende endlich mal in Angriff genommen werden.

Jetzt mußte endlich das Chassis aus dem Gehäuse entnommen werden. Optisch war das Chassis sehr Vertrauen erweckend. Nach Entfernung des Staubes ging es an die Überprüfung des Netztrafos. Hier war alles ohne Befund. Die nachfolgenden Überprüfungen der einzelnen Stufen ergaben, dass nach Tausch der sicherheitsrelevanten Teile einer vorläufigen technischen Prüfung nichts mehr im Weg stand.

Ihr erinnert Euch? Sachsenwerk verwendete in dieser Zeit ja die bekannten Hescho-Keramikkondensatoren. Meist lassen sich diese Geräte also nach dem Kondensatortausch wieder in Betrieb nehmen. das HF-Teil ist aber stumm.

Der spannende Moment erfolgte. Ich nahm es mit permanent dynamischem Prüflautsprecher in Betrieb. Die Feldspule des Originallautsprechers wird mit einem Drahtwiderstand so lange gebrückt.

Das Gerät kam zu neuem Leben. Im Lautsprecher das leise Brummen. Die einzelnen Stufen des Gerätes schienen zu funktionieren. Das große Staunen kam nach Einstöpseln der Antenne. Es war bereits Abends. Das Gerät empfängt auf seinen beiden Bereichen MW und LW zahlreiche Sender. Empfindlich und trennscharf mit einer hervorragenden Wiedergabe.

Man hätte hier aufhören können... Aber die Lautstärkeregelung funktionierte nur an einer Stellung des Reglers. Ich habe das Poti entnietet. Hier fielen mir sofort diverse Einzelteile, die mechanisch beschädigt waren entgegen.

Ich ersetzte das Potentiometer. Das neue hatte eine viel zu kurze Bedienachse. Für diesen Fall habe ich mir von defekten Doppelpotis stets die Bedienachsen auf.

So bekam mein Poti eine längere Achse. Verbinden tue ich die Achsen immer mit dem größeren, hohlen Rohr des Defektpotis. Hier verwende ich Metallkleber. Die verlängerte Achse hält so bombenfest. So umgeht man die Sache mit den Verlängerungsachsen, die immer rarer werden.

Nach dem Ersatz den Lautstärken-Potentiometers ließ sich die Lautstärke problemlos regeln.

Ich wollte es jetzt genau wissen - warum ist der Empfang so gut? Ich öffnete die ZF-Bandfilter. Sämtliche 4 Keramikkondensatoren hängte ich einseitig ab. Die aufgedruckten-Werte sollten 175 pf sein. Die Kondensatoren hatte alle noch die fast volle Kapazität. Die Deckschicht der keramischen Kondensatoren wies nur feine Haarrisse auf. Ich streiche in diesem Fall zur Sicherheit Klarlack auf die Deckschicht. Sicher ist sicher.

Unter dem Chassis befinden sich zwei Verkürzungskondensatoren vom MW und LW-Kondensator. Auch hier wurde die Kapazität als völlig i. O.  gemessen und es wurde auch hier versiegelt.

Zu dumm: Nach der neuerlichen Inbetriebnahme des Gerätes springen plötzlich die MW-Sender im höheren Bereich munter hin und her. Woran das liegt, fand ich schnell heraus. Beim Prüfen der beiden Oszillator-Kondensatoren wurde die eine Anschlußniete des MW-Verkürzers locker. Ich entschloß mich also durch Zusammenschalten von Folienkondensatoren die beiden Keramischen Oszillatorkondensatoren zu ersetzen.

An dem Gerät mußte nicht abgeglichen werden. Also unbedingt vor dem Ersatz die doch recht hochwertigen Porzellankondensatoren einer Kapazitätsmessung unterziehen.

Zum Abschluß der Restauration wollte noch noch die Skala vom Chassis reinigen. Einen Ausbau konnte ich vergessen. Ich vermute das Radio stand auf dem Schuppen im Sonnenlicht. Durch die Wärme im Sommer sind dann die Gummiriemen, die die Scheibe gegen das Chassis dämpfen sollen zerschmolzen. Ein Versuch die Skala vom Chassis zu entfernen, hätte wohl zur Zerstörung der Skala geführt. Sie mußte so gereinigt werden. Der Kunststoffgrund hinter der Skala wurde mühselig von hinten ausgebaut und gereinigt.

Nun konnte das Chassis wieder in sein Gehäuse. Nach Abschluß sämtlicher Arbeiten entstand wieder ein schönes, kleineres Radio für meine Sammlung.

So, hier mal Bilder:

Hier seht Ihr das verquollene Gummiband . Si sieht es auf beiden Seiten der Skala aus. Um Beschädigungen der Skala zu vermeiden wurde die Skala nicht aus gebaut. Sie wurde im eingebauten Zustand gereinigt. Der Skalen Hintergrund wurde von hinten ausgebaut und gereinigt.

   

   

Schaut euch die keramischen Kondensatoren an. Ob im ZF-Teil oder im Oszillator. Die haben alle noch beste Werte.

   

   

Hier der Hescho von hinten. Die Nietungen waren wohl korrodiert. Also bei HF- Problemen nach der Überprüfung immer aufpassen!

   

Das ist das ersetzte Poti. Funktioniert jetzt tadellos. Die Bedien.-Achse wurde verlängert.

   

Das Radio ist jetzt fertig. Das Gehäuse sieht durch die unterschiedlich gemaserten Furniere sehr schön aus.

   

Hier noch mal ein Blick in das Radio von hinten. Es sieht alles wieder sehr ordentlich aus. Die Arbeit hat sich in jedem Fall gelohnt.

   
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#18
Hallo Andreas

da kommt Wehmut auf wenn ich die "Sachsenwerker" sehe.
Sie waren klar strukturiert aufgebaut und recht zuverlässig.
Wenn einer dann damals schwächelte, meist in der Endstufe.

Spannend fand ich auch die Potiheilung.
Ich erinnere mich an die Lehrzeit, da gab es auch nicht sofort ein originales Poti.
Uns stand eine Mechanikerdrehbank  zur Verfügung, an dieser fertigten wir dann die Verlängerungen.
Aufwendige Potis, deren Netzschalter für immer streikten, beließen wir und zauberten einen Kippschalter an die Rückwand, nicht stilecht, aber hilfreich.

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